Während der Corona-Pandemie entschied sich Alex Sieber
Marton Zsolt

"Aus. Nein. Später." So vertröstet Alex Sieber ihren schwarzen Hundewelpen Atreju, der gerade aufgeregt um sie herumhopst. Er gehorcht und trollt sich mit seinem Spielzeug in die Ecke. Jetzt hat Alex Sieber Zeit, von ihrem Jobwechsel zu erzählen.

Sie sitzt in ihrem Büro in Schwechat. Während der Corona-Pandemie hat sie, wie viele andere auch, nachgedacht, wie zufrieden sie mit ihrem Job noch ist. "Ich merkte, dass ich nicht mehr mit vollem Herzen bei der Sache war." Und das, obwohl sie seit 16 Jahren beim STANDARD arbeitete und Chefin von rund 25 Personen war. Keine Frage: Sie liebte ihren Job.

"Wenn ich etwas mache, dann immer zu 100 Prozent." Und trotzdem schlich sich mit der Zeit ein Gedanke bei ihr ein: Will ich diesen Job bis zur Pension machen? Denn ihr Herz hängt noch an etwas anderem - an den Tieren und der Natur.

Auf den Bauch hören und sich trauen

Alex Sieber gibt hier gerade einen Wildkräuter-Workshop.
Marton Zsolt

Sie fasste Mut und begann neben der Arbeit beim STANDARD eine Ausbildung zur Tiertrainerin. Schon vor 20 Jahren dachte die heute 44-Jährige daran, ihren damaligen Job an den Nagel zu hängen und dieser Leidenschaft nachzugehen. "Im Nachhinein denke ich, dass damals einfach noch nicht die richtige Zeit dafür war. Die Idee, mit Tieren zu arbeiten, musste erst noch reifen."

Das ist auch ihr erster Tipp für Menschen, die sich beruflich neu orientieren wollen: "Trau dich, aber überstürze nichts. Auf das Bauchgefühl zu hören ist wichtig, aber die Wünsche müssen auch durchdacht und gut geplant werden.

"Eineinhalb Jahre lang machte sie berufsbegleitend die Ausbildung zur Tiertrainerin. Gerade aufgrund ihrer Führungsposition sei das sehr herausfordernd gewesen - kein Wochenende, kein Feiertag, keine freie Zeit. "Trotzdem war ich eigentlich nie müde. Mich mit den neuen Themen zu beschäftigen hat mir viel Energie gegeben." Ob das allerdings ihr neuer Beruf wird, war nicht klar. Am Anfang schreckte sie noch vor der Selbstständigkeit zurück.

Eine Frage des Zeitpunkts

Alex Sieber berät Menschen auch bei der Wahl ihres Haustieres.
Marton Zsolt

Sie bewarb sich zuerst bei vielen Firmen, die auch eine Sales-Position ausgeschrieben hatten. "Doch je mehr Bewerbungsgespräche ich machte, desto mehr merkte ich: Es ist Zeit, ganz auszubrechen, entweder ich wechsele den Job jetzt, oder ich mache es nie." Mit der Kündigung haderte sie lange. Anfang des Jahres reduzierte sie dann Schritt für Schritt die Stunden beim STANDARD. Dies verhalf ihr auch zu einer gewissen finanziellen Sicherheit.

Zusätzlich machte sie noch Ausbildungen für Tier-, Naturgestützte Intervention und zur Naturenergetikerin. Nun hat sie das Unternehmen Pfotedrauf gegründet und ist froh, den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt zu haben - auch wenn sie in manchen Bereichen noch viel lernen muss.

Täglich merkt sie aber, dass es die richtige Entscheidung war ihr Unternehmen Pfotedrauf zu gründen. Sie gibt Workshops zu Wildkräutern, mit der Hilfe ihrer Wachteldamen Luna und Lotti bringt sie nun Menschen den Umgang mit Tieren bei, und sie berät bei der Wahl des Haustieres. Sie ruft ihren Hund Atreju - jetzt geht es raus in die Natur.

Alex Siebers Wachteldamen Luna und Lotti
Alex Sieber