Ambient-Musik
Peter Kruder und Roberto Di Gioia produzieren Longdrink-Elektronik und Hotelbar-Jazz.
Olga Latowa

Bezüglich einer fröhlichen und wohlgestimmten Musik meinte der französische Großmeister elektronischer Musik Jean-Michel Jarre jüngst in einem Interview: "It's difficult to be happy without being cheesy – everybody can be dark."

Der nicht gerade für Geschwindigkeitsrekorde, aber durchaus freundliche Clubmusik für Milchkaffee und Long Drinks bekannte Wiener DJ und Produzent Peter Kruder hat gerade erst vor drei Jahren nach 25-jährigem Anlauf das Debütalbum 1995 von Kruder & Dorfmeister veröffentlicht. Auch solo muss man Tonträger von ihm eher in den frühen Nullerjahren suchen.

Peter Kruder - Topic

Das neue, gemeinsam mit dem renommierten deutschen Jazzpianisten Roberto Di Gioia veröffentlichte Album "--------" (Peyo Records) mit dem achtfachen Bindestrich als Titel hat seine Ursprünge ebenfalls in den Nullerjahren. Laut Entstehungsmythos lagen die fertigen Aufnahmen nur jahrelang herum. Weil warum.

Peter Kruder - Topic

Sehr freundlich gesagt, die nun doch eher unauffällig daherkommenden Instrumental-Tracks reihen sich nahtlos in eine absichtslose Ambientmusik ein, die entgegen den Absichten ihres einstigen Urhebers Brian Eno (Music for Airports) Struktur, Melodie und Harmonie kennt. Das mild und mollig in einer Hotelbar dahinklimpernde, im falschen Moment durchaus Depressionen fördernde Klavier und die mal brummige, mal sanft dröhnende und ab und zu zwitschernde Elektronik Peter Kruders kommen ohne Beats daher.

Schöne Titel wie Meteoriten Schluckauf, No Love on the Enterprise und vor allem Kusine Limusene Floyd erinnern aber doch stark daran, dass auch Peter Kruders absolute Lieblingsband Pink Floyd ihr posthumes Flokatiteppich-Album The Endless River 2014 besser im Giftschrank gelassen hätte. (Christian Schachinger, 26.5.2023)