Zum Saisonschluss von "Gute Nacht Österreich" verleiht TV-Satiriker Peter Klien Freitagabend schon um 21.10 in einer Spezialsendung den "Gute-Nacht-Topf" an Politiker und Politikerinnen – und dokumentiert die Übergabe des Negativpreises. Wenn die Preisträger die Trophäe entgegennehmen, was bei wenigen gelingt. Im STANDARD-Interview erklärt Klien den Preis, den ORF-Beitrag sowie die Zukunft der Sendung im ORF. Und er lacht über die FPÖ-Klage gegen die "Tagespresse".

TV-Satiriker Peter Klien verleiht Freitagabend den "Gute-Nacht-Topf" an drei Politiker und Politikerinnen.
ORF / Florian Gebhardt

"Herbert Kickl möchte keine Satire"

STANDARD: Wofür steht der "Nachttopf", wofür wird er verliehen?

Klien: Mit dem "Gute-Nacht-Topf" werden Leistungen ausgezeichnet, die alles andere als ausgezeichnet waren. Der Preis wird zum Ende der Saison an Politikerinnen und Politiker in vier verschiedenen Kategorien vergeben. Wobei ich die Preise natürlich persönlich überreiche – inklusive filmischer Dokumentation. Man könnte auch sagen: "Gute Nacht Österreich" teilt aus!

STANDARD: Was war der schönste Moment für den TV-Satiriker in der Saison 2022/23?

Klien: Problem vorweg: Oft ist ja das, was sich am besten zur Satire eignet, alles andere als schön. Aber das lassen wir jetzt einmal beiseite. Sehr schön war zum Beispiel mein Besuch am FPÖ-Parteitag im September. Dort durfte ich nicht hinein, weil Herbert Kickl keine Satire möchte. Was nicht ohne Vorteil war: Ich hatte in einer einzigen Stunde einen Beitrag zusammen, für den ich unter normalen Umständen mindestens vier Stunden benötigt hätte – und noch dazu alles Geschehen bis zur Kenntlichkeit entstellt!

STANDARD: Lassen Sie sich tatsächlich den SPÖ-Wahlparteitag entgehen? Oder ist's nach der Mitgliederabstimmung langweilig?

Klien: Wühlen Sie nur in meinen Wunden!

STANDARD: Sie haben in einer Sendung zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk und zur GIS appelliert: Holen wir uns den ORF zurück, wir zahlen ja auch dafür. Gab's Reaktionen aus dem ORF dazu – und welche?

Klien: Ja – ein paar positive.

STANDARD: Ab 2024 sollen alle ORF-Beitrag zahlen, auch wenn sie "GNÖ" nur auf Youtube sehen – eine gerechte Regelung?

Klien: Das Ideal ist: ein öffentlich-rechtlicher Sender, der Inhalte für Radio, TV und Internet – drei Bereiche, die ohnedies zusammenwachsen – produziert und dabei auf hohe journalistische Qualität wie auch moralische Integrität fokussiert. Mediale Berichterstattung für die Bevölkerung, die von der Bevölkerung selbst finanziert wird. Das bleibt das Ideal, und das unterstütze ich. Ich weiß, es ist nicht populär, aber der ORF-Beitrag scheint mir ein guter Weg. Es ist ähnlich wie in der Politik: Die Demokratie ist eine sehr schlechte Staatsform. Mit vielen Nachteilen. Trotzdem wüsste ich keine bessere!

STANDARD: Kann man die Sommerpause von "Gute Nacht Österreich" schon ab Ende Mai zu den ORF-Privilegien zählen, die die Medienministerin anprangert und mit dem neuen ORF-Gesetz beschränken will?

Klien: Die Sommerpause beginnt ja erst im Juni, weil es in den nächsten Wochen noch Nacharbeiten gibt. Und sie endet im August, wenn es gilt, die neue Saison vorzubereiten. Aber das heißt ja nicht, dass ich in der Zwischenzeit untätig bin. Da halte ich es so wie auf der Uni: Solang ich keine Lehre habe, nutze ich die Zeit für Forschung!

STANDARD: Geht es nach der aktuellen Staffel "GNÖ" weiter im Herbst?

Klien: Ja – ab 15. September.

STANDARD: Wie sehen Sie die Klage der FPÖ Niederösterreich gegen das Satireportal "Tagespresse" wegen deren Satireaktion zur Wirtshausprämie?

Klien: Mit einem lachenden – und mit einem lachenden Auge. Ich fand die Aktion der "Tagespresse" sehr gelungen und gehe fest davon aus, dass der FPÖ mit ihrer Klage genau das widerfährt, was sie von Zeit zu Zeit leider nicht ganz vermeiden kann: dass sie sich lächerlich macht!

STANDARD: Jan Böhmermann war diesmal mit Olli Schulz für FM4 im Einsatz. Wann moderiert Peter Klien den Song Contest – und für welchen Sender?

Klien: Im Jahr nachdem Österreich Fußball-Weltmeister geworden ist. Oder auch Fußball-Europameister. Und für jeden Sender, der mir den Flug zum Finale bezahlt. Auch zum Fußball-Finale. (fid, 26.5.2023)