Polizist 
Ab Herbst gilt das neue Aufnahme- und Ausbildungsverfahren.
APA/BARBARA GINDL

Wels/Wien – Auf dem Stundenplan für angehende Polizistinnen und Polizisten stehen künftig mehr Cyberausbildung und Sport, dafür werden die Aufnahmekriterien gelockert. So muss man ab Herbst keinen Führerschein mehr haben, bei der Aufnahmeprüfung soll es "sportmedizinische Tests statt Liegestütze" geben, und Tattoos sind kein prinzipieller Hinderungsgrund mehr, informierten Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, am Dienstag in Wels.

Im September soll die reformierte Polizeiausbildung starten. Vorgesehen sind unter anderem neue und fächerübergreifende Module im Cyberbereich und mehr Sport. Letzterer wird mehr Platz in der Ausbildung finden, die Aufnahmekriterien in diesem Gebiet sind hingegen weniger streng: Die sportlichen werden von sportmedizinischen Tests abgelöst. Damit soll die grundsätzliche Eignung festgestellt werden, die Trainingsziele kann man sich dann im Lauf der Ausbildung unter qualifizierter Anleitung erarbeiten. Ruf geht daher davon aus, dass die meisten die Limits dann auch schaffen werden.

Abgeschlossener Präsenz- oder Zivildienst bleibt

Der Führerschein ist künftig nicht mehr Voraussetzung für die Aufnahme in die Ausbildung, er kann während der Polizeischule gemacht werden und wird auch bezahlt. Zudem wird den Auszubildenden ein Klimaticket gratis angeboten. Voraussetzung bleibt allerdings ein abgeleisteter Präsenz- oder Zivildienst. Weniger streng wird der Umgang mit Tätowierungen sein: Diese sind kein prinzipieller Hinderungsgrund mehr. Ob ein sichtbares Tattoo ein Problem ist, soll im Einzelfall beurteilt werden.

Derzeit sind in Österreich rund 32.000 Uniformierte im Dienst, rechnete der Minister vor. Das sei ein Höchststand, allein in den vergangenen Jahren sei der Personalstand um 5.000 Leute aufgestockt worden. Um Polizistin oder Polizist werden zu können, muss man eine zweijährige Grundausbildung absolvieren. Diese wird derzeit an zwölf Standorten österreichweit, an denen rund 360 Lehrende tätig sind, angeboten. Aktuell sind 2.500 Polizeischülerinnen und -schüler in Ausbildung. Allerdings: Es gehen auch 1.500 bis 2.000 Kollegen jedes Jahr in Pension, so Ruf. Die Situation am Arbeitsmarkt sei überall herausfordernd, daher attraktiviere man die Ausbildung.

Ansetzen will man auch im Recruiting: So soll ein Prämiensystem für das Anwerben von neuen Kräften etabliert werden. Das Aufnahmeverfahren wird von drei auf zwei Tage verkürzt, ein Chatservice soll Interessierten die Möglichkeit geben, viele Fragen im Vorhinein zu klären. Wer nicht alle Module positiv abschließt, kann bereits nach sechs Monaten einen zweiten Versuch starten und wird auch aktiv darauf aufmerksam gemacht. (APA, 30.5.2023)