Wir kennen das: Schweden, das Vorbild. Umfangreiche Sozialleistungen, exzellente Bildungspolitik, vorbildliche Kinderbetreuung. Und wenn der Nation militärische Gefahr droht – Stichwort Russland –, werden teils jahrhundertealte Prinzipien wie Neutralität und Blockfreiheit neu bewertet und nötigenfalls aufgegeben.

Ist Schweden bald „rauchfrei“? So ganz stimmt das freilich nicht.
APA/dpa/Uwe Anspach

Auch gesundheitspolitisch scheint man vorzupreschen: Das Land steht kurz davor, als erstes Land "rauchfrei" zu sein. Das bedeutet, dass sich weniger als fünf Prozent der Bevölkerung regelmäßig eine Zigarette, Zigarre oder Pfeife anzünden.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. In Schweden werden nach wie vor – und zwar in großen Mengen – die als Snus bezeichneten Tabakbeutel konsumiert, die man sich hinter die Oberlippe schiebt, um einen Nikotinkick zu bekommen. Die Gesundheitsrisiken, bis hin zum Krebs, mögen etwas anders gelagert sein, sie sind dennoch erwiesen. Immerhin: Auch wenn die Selbstgefährdung noch ein Thema ist, sinkt wenigstens die Fremdgefährdung durch ungewolltes Passivrauchen.

So gesehen ist die Sache mit der Rauchfreiheit des ganzen Landes vor allem eine zwar sehr gelungene, aber dennoch irreführende Schlagzeile, eigentlich eine Mogelpackung. Die eigene Bevölkerung nachhaltig vor den schädlichen Wirkungen von Tabak zu schützen – das ist noch lange nicht gelungen. Es bleibt für Schweden viel zu tun, um auch bei der Gesundheit tatsächlich zum Musterland zu werden. (Gianluca Wallisch, 31.5.2023)