Markus Fuchs österreichischer Rekord 100 Meter Sprint
Der Österreicher Markus Fuchs (Mitte) zählt über 100 Meter zu den schnellsten Europäern.
ÖLV / Alfred Nevsimal

Dass sich Markus Fuchs auf der 100-Meter-Bahn in St. Pölten pudelwohl fühlt, hat er am Donnerstagabend beim Liese-Prokop-Memorial eindrucksvoll bewiesen. Mit einer Zeit von 10,08 Sekunden flog er über die Laufbahn in seinem "Wohnzimmer". Fuchs trainiert dort oft. Mitte Juli 2022 stellte er, allerdings in Eisenstadt, mit 10,15 Sekunden den Allzeitrekord von Andreas Berger ein. Jetzt gehört ihm die Bestmarke ganz allein. Damit ist der 27-Jährige hinter den Briten Reece Prescod (9,99) und Zharnel Hughes (10,01) sowie dem Franzosen Mouhamadou Fall (10,06) der viertschnellste Europäer in diesem Jahr.

„Ich habe schon gewusst, dass ich zu so einer Leistung imstande bin. Das haben die Trainings bereits gezeigt. Es war also nur mehr eine Frage der Zeit", sagt Markus Fuchs dem STANDARD. Schon während des Laufs ahnte der Perchtoldsdorfer, dass sich etwas Großes anbahnt. Er spürte das bei jedem Schritt. Erinnern kann er sich an die herausragende Leistung allerdings kaum. "Wenn man richtig schnell unterwegs ist, befindet man sich in einem Tunnel. Da kann man sich danach an nichts erinnern", sagt Fuchs. Der Muskelkater als Folge bringt Gewissheit. "Auch wenn das Laufen sehr leicht ausschaut, es tut an den Tagen danach höllisch weh."

Es dauerte also nicht einmal Jahr, um die eigene Leistung um beeindruckende sieben Hundertstel zu steigern. Im Sprint ist das quasi eine Explosion. Wie das möglich war? "Es gibt kein Erfolgsgeheimnis. Vielmehr ist es die Konstanz und das Ergebnis harter Arbeit", sagt Fuchs. Seit mittlerweile 17 Jahren sprintet er. Jede Saison habe Höhe- und Tiefpunkte gebracht, sagt Fuchs. Schnelle Zeiten seien nicht unbedingt der Beleg für eine gute Form. Viel wichtiger sei es, aus schlechten Trainingswochen zu lernen und sich zum richtigen Zeitpunkt zu erholen. "Ich überlege mir ganz genau, wann ich mir einmal eine Pause erlauben darf."

Spricht Markus Fuchs von Pause, dann bedeutet das maximal vier Tage. Sein letzter längerer Urlaub liegt schon mehr als zwei Jahre zurück, kurz vor dem Rekord im Juli 2022 gönnte er sich ein Wochenende in Venedig. Seiner sportlichen Karriere ordnet er alles unter. Das Studium der Sportwissenschaft stellt er hintenan. Er wechselte 2021 seinen Trainerstab, schloss sich der Gruppe von Coach Patrick Saile in der Schweiz an. Fuchs pendelt seither regelmäßig zwischen Wien und Zürich. Das lohnt sich. In Österreich ist er auf sich allein gestellt, in der Schweiz bekommt er Sicherheit und Zuspruch durch das Team.

Kein Sponsor

Einfacher geworden ist es dadurch aber nicht. Die Zugfahrten dauern rund zehn Stunden und kosten Geld. Die Karriere finanziert sich Markus Fuchs selbst. Dass er beim Bundesheer angestellt ist, hilft natürlich. Mit seinen Rekorden machte er vergangenes Jahr das Österreichische Olympische Comité (ÖOC) auf sich aufmerksam. Vom ÖOC erhält er für die Saison 2023 finanzielle Unterstützung. Die Förderung ist befristet, Fuchs hofft aber auf eine Verlängerung, der Rekord sollte das beste Argument sein. "Ich kann mir jetzt noch öfter die Schweiz leisten. Vor allem bei den wichtigsten Terminen kann ich vor Ort sein."

Fuchs ist gierig. Im positiven Sinne, wie er sagt. Schon in diesem Jahr will er seinen Rekord brechen.Die Schallmauer von zehn Sekunden soll fallen. Damit würde er sich nicht nur einen Traum verwirklichen, sondern auch die direkte Qualifikation für die Weltmeisterschaft im August schaffen. "Das wäre sicher der einfachste Weg, aber mit Sicherheit ist es der härteste." (Laura Rieger, 9.6.2023)