Der Freuraum ist in erster Linie Lokal und Treffpunkt, in zweiter Linie eine gemeinnützige Genossenschaft zur Integration von Langzeitarbeitslosen und Reparaturcafé. So leer wie auf diesem Bild ist es im Freuraum aber seit einigen Tagen nicht mehr.
Wolfgang Schmid

Auf den ersten Blick sieht der Freuraum in der Innenstadt Eisenstadts ein wenig wie ein schrulliges Lokal aus. Ganz besonders innen. Kaum zwei Sessel sind gleich, die Tische erinnern an den aus der Wohnkuchl von der Oma, und dann – du meine Güte – sind die Speisen alle vegetarisch – oder noch schlimmer: vegan. Außerdem gibt es hier Kulturveranstaltungen, Reparatur- und Nähcafés. Doch das alles ist schon ein stimmiges Konzept. Der alternative Anspruch setzt sich bis zum Personal durch. Im Freuraum werden Langzeitarbeitslose wieder auf die Arbeitswelt vorbereitet, und ihnen wird eine erste Gelegenheit zum Arbeiten gegeben. Nur finanziell ist das Modell nicht so erfolgreich, wie man sich das für so ein Projekt wünschen würde.

Teuerung und enttäuschte Gäste

Der Freuraum ist eine Genossenschaft, die im Herbst 2018 gegründet wurde und rund 150 Genossenschafter hat. Ein solches gemeinnütziges Projekt müsse kofinanziert werden, weiß Anja Haider-Wallner, Obfrau des Freuraums. Zwei Stiftungen, mit welchen zuletzt Gespräche geführt wurden, sprangen ab, und nun fehlen für heuer rund 80.000 Euro, um das Lokal weiterführen zu können. Die Gründe für die finanzielle Schieflage kennt Haider-Wallner: "Das ist eine Fülle an Folgen", sagt sie, die nun auch auf Unterstützung des Bundes, des Landes und der Stadt Eisenstadt hofft. "Anfangs zu hohe Umbaukosten, dann Corona, die Personalnot, die Teuerung bei der Energie, aber auch bei den Lebensmitteln – wir sind ja biozertifiziert – und nicht zuletzt enttäuschte Gäste. Ja, wir konnten nicht immer die Qualität liefern, die erwartet wurde."

Ein Gruppenfoto aus dem Freuraum – ganz rechts Anja Haider-Wallner, die auch Gemeinderätin und Klubobfrau der Grünen in Eisenstadt ist.
Freuraum

In den vergangenen Tagen war der Freuraum aber gut besucht. "Seit wir damit rausgegangen sind, dass es uns sehr schlecht geht, ist der Umsatz wieder deutlich gestiegen", sagt Haider-Wallner. "Es gibt viel Solidarität. Auch enttäuschte Gäste kommen wieder zu uns." Sie spricht von einem Gefühl, dass selbst die Menschen, die nicht immer mit allem einverstanden waren, erkennen, dass ohne den Freuraum in Eisenstadt etwas fehlen würde.

Benefizveranstaltung

Aus dieser Solidarität heraus ist auch eine Benefizveranstaltung entstanden, die am 20. Juni ab 17 Uhr stattfindet. "Thomas Pronai hat uns angesprochen – der ist ja schon seit Jahrzehnten unser Produzent und Tontechniker – und gefragt, ob wir da mitmachen wollen", sagt Kurt Grath, Bassist und Bandgründer von Garish. Doch nicht die ganze Band wird auf der Bühne stehen. "Der Julian und der Tom werden spielen", sagt Grath, was zum einen diversen Verpflichtungen, in erster Linie aber der Größe der Bühne geschuldet ist. Und beim Festsetzen des Termins war die Auswahl eher bescheiden. Das liegt daran, dass auch Josef Hader dabei sein wollte. Angekündigt haben sich auch die Strottern, die ja vor kurzem mit Garish in der ehemaligen Cselley Mühle gespielt haben. Das verbindende Glied zwischen Garish und den Strottern ist dann wieder der Freuraum. "Die Strottern haben im Freuraum gespielt, so sind wir mit ihnen zusammengekommen", erzählt Grath, und in der Folge entstand "Dei Wöd is a Scheibm".

Von Garish werden am 20. Juni Julian Schneeberger (E-Gitarre) und Thomas Jarmer (Gesang, Akkordeon) auf der Bühne stehen, Kurt Grath (rechts) ist Bandgründer und Bassist. Links: Schlagzeuger Markus Perner.
Andreas Jakwerth / Garish

Der Nino aus Wien wird am 20. Juni in der Fanny-Elßler-Gasse in Eisenstadt ebenso auftreten wie Anna Mabo, Thomas Andreas Beck, Max Prenner, Sarah Bernhard und Sibylle Kefer. "Ohne Reservierung … einfach kommen, spenden, genießen. Vielleicht einen heben. Und was zum Essen gibt's auch", heißt es dazu vom Team des Freuraum. (Guido Gluschitsch, 9.6.2023)

Der Ankünder für die Benefizveranstaltung.
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