Mit den Verkaufszahlen von Samsung, Xiaomi und Co. kann Google zwar weiterhin nicht ansatzweise mithalten, das öffentliche Interesse an der Pixel-Reihe ist trotzdem traditionell sehr hoch. Das liegt zum Teil daran, dass sich die Geräte gerade bei jenen, die aktuelle Smartphone-Neuerungen nahe verfolgen, einer überdurchschnittlichen Popularität erfreuen. Vor allem steht dahinter aber der zentrale Entwickler von Android selbst, was bedeutet, dass es hier viele Neuerungen vor den Geräten anderer Hersteller zu sehen gibt.

Dieses überdurchschnittliche Interesse hat aber noch einen anderen Nebeneffekt: Kaum eine andere Geräteserie wird Jahr für Jahr von dermaßen detaillierten Leaks im Vorfeld begleitet. Und so gibt es nun auch bereits sehr genaue Informationen zu einigen der wichtigsten Eckpunkte der eigentlich erst für Herbst erwarteten nächsten Hardwaregeneration.

Das Pixel 8 Pro
Rein äußerlich soll das Pixel 8 Pro seinem Vorgänger stark ähneln, wie Renderings von Onleaks zeigen. Allerdings soll der Bildschirm nun flach sein, auf die seitliche Abrundung verzichtet man.
Onleaks

Eine neue Kamera

Wie die auf Leaks spezialisierte Kamila Wojciechowska für Android Authority berichtet, sollen Pixel 8 und vor allem Pixel 8 Pro wieder signifikante Kamera-Upgrades erhalten. Nachdem das Pixel 6 und Pixel 7 mit dem Isocell GN1 von Samsung den gleichen Hauptsensor verwendet haben, wechselt das Pixel 8 nun auf dessen Nachfolger, den GN2.

Der neue Sensor bietet dabei eine Reihe von Vorteilen. So ist er noch ein Stück größer, soll so 35 Prozent mehr Licht einfangen, was vor allem die Low-Light-Fähigkeiten weiter verbessern soll. Zudem ermöglicht das in allen Szenarien schnellere Aufnahmen, was wiederum die Gefahr des Verwischens bei Bewegungen reduziert. Ebenfalls in dieser Hinsicht relevant: Der GN2 unterstützt ein Verfahren namens "Staggered HDR", das HDR-Aufnahmen deutlich beschleunigen soll.

Ebenfalls für bessere Aufnahmen soll eine aktualisierter "Time of Flight"-Sensor beim Pixel 8 Pro sorgen, der den Autofokus bei seiner Arbeit unterstützt. Beim kleineren Modell soll hingegen der gleiche ToF-Sensor wie beim Pixel 7 zum Einsatz kommen.

Theoretisch könnte der 50-Megapixel-Sensor auch 8K-Videos aufnehmen, bisher gibt es aber keinen Hinweis darauf, dass Google diese Option auch anbieten will. Ob das ein Verlust ist, ist aber ohnehin zweifelhaft, bisher liefern 8K-Aufnahmen auf Smartphones wenig Vorteil, während sie das Gerät stark beanspruchen.

Bessere Ultraweitwinkelkamera

Beim Pixel 8 Pro gibt es aber noch ein zweites Kamera-Update: Soll dort doch auch für die Ultraweitwinkelkamera ein neuer Sensor zum Einsatz kommen, und zwar jener Sony IMX787, der beim Pixel 7a für die Hauptkamera genutzt wird. Dabei handelt es sich um einen 64-Megapixel-Sensor, der rund doppelt so groß wie der bisher bei der Pixel-Reihe für diese Aufgaben eingesetzte IMX386 ist.

Eine Grafik mit den vom Pixel 8 und Pixel 8 Pro verwendeten Sensoren
Die einzelnen Sensoren, die Pixel 8 Pro (links) und Pixel 8 laut dem Leak verwenden sollen
Android Authority

Beim kleineren Pixel 8 wird es dieses Upgrade hingegen nicht geben, allerdings soll dort zumindest eine Linse mit einem etwas weiteren Sichtfeld zum Einsatz kommen. Ebenfalls dem Pro-Modell bleibt – einmal mehr – die Telekamera vorbehalten. Diese soll im Vergleich zum Vorjahr aber ohnehin unverändert bleiben. Es wird also wieder eine 5x-Optik geben, hinter der ein 48-Megapixel-Sensor seine Arbeit verrichtet.

Der Grund für diese Unterschiede zwischen Pixel 8 und Pixel 8 Pro dürfte sich recht einfach mit einem Wort erklären lassen: Platz. Immerhin ist das Pro-Modell traditionell auch deutlich größer, kann also mehrere große Sensoren leichter unterbringen. Das Pixel 8 soll hingegen von den Abmessungen her sogar kleiner werden als das Pixel 7 (und das Pixel 7a), wie frühere Leaks gezeigt haben.

Ein Thermometer und andere Features

Für einige Verwirrung hat ein Video gesorgt, das vor einigen Wochen aufgetaucht ist, und zeigt, dass das Pixel 8 ein Thermometer auf der Rückseite hat. Der neue Leak bestätigt das, und macht auch klar: Dieses ist wirklich nur zur Temperaturmessung gedacht, eine Nutzung für irgendwelche Kamerafunktionen sei nicht vorgesehen.

Aus der Google-Kamera-Apps lassen sich zudem noch kommende Softwarefeatures ablesen. So ist ein Feature namens "Adaptive Torch" geplant, das die Intensität des Blitzlichts je nach Szenario dynamisch anpassen kann. Ein Gewinn für die generelle Bildqualität könnte ein Feature namens "Segmentation AWB" werden. Dieses soll Szenen in einzelne Teile zerlegen, die dann jeweils gezielt optimiert werden. Dieses dürfte von neuer Hardware in Googles Tensor G3 abhängig sein, auch Qualcomms Snapdragon 8 Gen 2 würde so etwas theoretisch bereits unterstützen.

Googles neuer Chip

Apropos Tensor G3: Zu diesem gab es schon vor wenigen Tagen einen ausführlichen Leak. Nachdem der G2 ein eher kleineres Update darstellte, soll es mit der neuen Generation auch bei CPU- und Grafikleistung wieder signifikante Verbesserungen geben. So kommen überall neue Cores zum Einsatz, wobei Google einmal mehr einen ungewöhnlichen Aufbau verwendet, sollen doch insgesamt neun Prozessorkerne zum Einsatz kommen.

Ein Chip mit einem Google-Logo.
Unter dem Namen Tensor entwickelt Google mittlerweile eigene Chips für seine Smartphones und Tablets.
Google

Für besonders anspruchsvolle Aufgaben wird ein Cortex-X3-Kern mit maximal 3 GHz verwendet, die Mitte decken vier Cortex A715 (2,45 GHz) ab, für leichter Einsatzbereiche wird auf vier Cortex A510 (2,15 GHz) zurückgegriffen. Auch die Grafikfähigkeiten sollten mit einem Upgrade auf eine Arm Mali G715-GPU ein signifikantes Upgrade erfahren, die auch Raytracing unterstützt.

Eigene Komponenten

Dazu kommen diverse Google-Spezialitäten. So nutzen die Tensor-Chips schon bisher teilweise selbst entwickelte Hardware für Videoaufgaben. Mit dem G3 baut Google deren Aufgabenbereich nun aus, wodurch das Pixel 8 auch erstmals Videos im sehr effizienten AV1-Format nicht nur abspielen, sondern auch aufzeichnen können soll – womit es das erste Smartphone mit dieser Möglichkeit wäre.

KI im Fokus

Wenig überraschend dürfte es auch wieder ein signifikantes Upgrade für Maschinenlernaufgaben, immerhin stellte das schon bei früheren Tensor-Generationen einen Schwerpunkt der Entwicklung dar. Der G3 soll also eine neue TPU erhalten, die natürlich flotter als ihre Vorgänger sein soll. Mit anderen Modernisierungen folgt man dann wieder der Konkurrenz, so soll nun UFS 4.0 für einen schnelleren Datenspeicher unterstützt werden. Das vom Pixel 7 verwendete Modem soll hingegen unverändert bleiben, was nicht ganz überrascht: War es damals doch brandneu und stellte ein signifikantes Upgrade zum Vorgänger dar.

64-Bit only

Fast noch wichtiger als all die erwähnten Dinge sind zwei andere Punkte, die mit dem Upgrade einhergehen. So dürfte das Pixel 8 in zweierlei Hinsicht eine Premiere bilden. Zunächst dürfte es das erste Android-Smartphone werden, das mit einem puren 64-Bit-System ausgeliefert wird. Das sollte nicht zuletzt den Platz- und Speicherverbrauch des Systems weiter reduzieren.

Zudem will Google die Memory Tagging Extensions (MTE) der ARMv9-Architektur nutzen, womit viele Attacken gegen typische Sicherheitslücken ausgehebelt werden sollen. Zwar hätten einige andere aktuelle Android-Geräte bereits den Hardware-Support für dieses Feature, genutzt wird es bislang aber noch bei keinem Hersteller. Google will dem Bericht zufolge damit zunächst einmal den Bootloader besser absichern.

Effizienz?

Hergestellt wird der Tensor G3 einmal mehr von Samsung, wobei dieses Mal aber ein deutlich effizienterer Produktionsprozess verwendet werden soll. Das wiederum lässt hoffen, dass auch der Stromverbrauch gesenkt wird, gibt es hier doch am meisten zu tun. Zumal die aktuellen Topchips von Qualcomm erheblich effizienter als ihre Vorgänger sind, die Konkurrenz damit derzeit also einen Vorteil hat.

Ausblick

Folgt Google den üblichen Zeitplänen, dürften Pixel 8 und Pixel 8 Pro Ende September oder Anfang Oktober öffentlich vorgestellt werden. (Andreas Proschofsky, 11.6.2023)