Es gab Wirbel, Absagen, die Anmietung der Veranstaltungsräume wurde kurzfristig storniert: Schon vorab war die Sorge groß, dass die sogenannte Friedenskonferenz in Wien der russischen Propaganda zu viel Bühne verschaffen würde. Sie war berechtigt, wie sich am Ende zeigte.

Der wahre Feind im Westen

Die alte Friedensbewegung mag es gut meinen in ihren Absichten: Tatsächlich sollte alles versucht werden, um ernsthafte Initiativen für Verhandlungen zu ermöglichen. Die Appelle der Austropazifistinnen und -pazifisten sowie einiger internationaler prominenter Intellektueller in Wien rufen aber zu Recht Widerstand hervor. Sie verharren immer noch in der Vorstellung, dass der wahre Feind im Westen zu suchen sei.

Staudamm
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind in der Region Cherson, Ukraine, Gebiete überflutet.
Reuters / Oleksandr Klymenko

Ideologische Verblendung

Diese ideologische Verblendung lässt sie die Realität des Krieges verdrehen. Zwar wird Moskau als Aggressor bezeichnet, aber nicht alle gestehen der Ukraine das Recht zu, fremde Streitkräfte aus dem eigenen Land zu vertreiben. Mehr noch: Kiew wird Mitschuld an der Invasion gegeben. Diese Weigerung, die Position des unbedingten Pazifismus zu hinterfragen, ist gefährlich: Sie macht blind für die russischen Kriegsverbrechen. Sie waren am Summit nur am Rande Thema.

Auch Ansätze, wie Wladimir Putin überhaupt an den Verhandlungstisch gebracht werden soll, fehlten. Wer aber für Frieden einsteht, der muss die imperialistischen Absichten Russlands als solche benennen – und sich gegen autoritäre Regime und deren Kampf gegen freie Gesellschaften stellen. (Anna Giulia Fink, 12.6.2023)