Einer Umfrage von Plan International zufolge haben viele junge Männer ein sehr eingeschränktes Bild von
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Es ist ein Männerbild, das wie aus der Zeit gefallen wirkt. Dass es das aber offenbar nicht ist, zeigt eine neue Umfrage des Kinderhilfswerks Plan International Deutschland. Im Rahmen einer schriftlichen Online-Befragung wurden bei knapp 1.000 Männern zwischen 18 und 35 Jahren deren Vorstellungen von Männlichkeit und somit auch ihr Selbstbild als Mann untersucht. Dies umfasste Fragen zu ihrem Umgang mit Gefühlen, Verhalten in der Partnerschaft, Dominanz, Gewaltanwendung und Umgang mit Problemen.

Gewalt? Vorstellbar

Ein Drittel der befragten Männer legitimierte Gewalt gegen Frauen oder fand, dass Handgreiflichkeiten sogar ein Mittel der Wahl sein können. 33 Prozent finden es laut Umfrage "akzeptabel", wenn einem Mann "bei einem Streit mit der Partnerin gelegentlich die Hand ausrutscht". 34 Prozent gaben an, gegenüber Frauen entweder selbst schon mal gewalttätig geworden zu sein oder sich vorstellen zu können, so zu handeln. 49 Prozent finden es wichtig, dass sie in der Ehe oder der Beziehung bei Entscheidungen "das letzte Wort" haben.

Lieber keine Gefühle zeigen

Die Umfrage gibt ein Männerbild wieder, das teils nicht nur sehr frauenfeindlich ist, sondern auch von einer Idee "harter" Männlichkeit und Homophobie geprägt ist. So meinen 51 Prozent der Befragten, Gefühle zu zeigen mache sie "schwach" und "angreifbar". 48 Prozent der befragten Männer stört es zudem, wenn Männer ihre Homosexualität in der Öffentlichkeit zeigen.

Auch Frauen wurden zu ihrem Männerbild befragt. Bei den 1.000 Frauen ist laut Umfrage aber ein derart deutlich konservatives Geschlechterbild weniger ausgeprägt. Doch immerhin gaben auch 14 Prozent der Frauen an, dass es "okay" sein könne, wenn Männer gegenüber ihren Partnerinnen gewalttätig würden. Außerdem meinten 17 Prozent der Frauen, ein Mann könne gern "draufgängerisch" sein und "schnell Auto fahren, es sollte auch mal gefährlich werden". Doch 77 Prozent der befragten Frauen zeigten deutlich höhere Ansprüche an Männer als diese selbst. Sie finden, dass jeder Mann inzwischen wissen sollte, welches Verhalten in Sachen Gleichberechtigung von ihm erwartet werde.

Angesichts der teils drastischen Ergebnisse bei den befragten Männern wurde im Zuge der Berichterstattung auch Kritik an der Umfrage laut. So gehe aus den veröffentlichten Umfrageergebnissen etwa nicht hervor, wie die Ziehung der Stichproben erfolgt sei und ob es Unterschiede zwischen Milieus gegeben habe. Zudem fehle eine genauere Differenzierung, ob die Befragen den Aussagen in der Umfrage "eher" oder "voll und ganz" zustimmten. (beaha, 12.6.2023)