Groß war die Freude der Regierung, als im Jahr 2018 die Signa-Gruppe des Tiroler Immobilienmilliardärs René Benko Österreichs drittgrößte Möbelhauskette Kika/Leiner übernahm. Immerhin hatte die Pleite gedroht, nachdem der Vorbesitzer, die südafrikanische Steinhoff-Gruppe, in einen Bilanzskandal geschlittert war. Dementsprechend machte sich sogar Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) für die Übernahme durch die Signa stark. Als sie gelang, jubelte Türkis-Blau über die "österreichische Lösung" und "ein großes Vertrauensvotum für den Standort Österreich". Kika/Leiner indes kündigte an, auf Vordermann kommen zu wollen, vor allem durch einen Ausbau des Onlinehandels.

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Um drei Euro hat das Möbelgeschäft den Besitzer gewechselt. Jetzt kommt die Insolvenz.
APA/Eva Manhart

Bitter ist die Enttäuschung heute. Gerade hat die Signa Kika/Leiner wieder verkauft. Der neue Besitzer schickt die Kette in die Insolvenz. Es heißt, alle Bemühungen um mehr Wirtschaftlichkeit der letzten Jahre seien gescheitert. Nicht nur verlieren damit knapp 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Jobs. Auch wird der Steuerzahler zum Handkuss kommen. Denn Kika/Leiner schuldet der Republik viel Geld – dem Vernehmen nach rund hundert Millionen Euro –, unter anderem weil der Fiskus während Corona Unternehmen zugestanden hat, Steuern später als üblich zu entrichten. Jetzt sind sie wohl großteils verloren.

Gutes Geschäft für die Signa

Die Signa hingegen hat an alldem offenkundig gut verdient. Zwar schrieb Kika/Leiner Jahr für Jahr Verluste. Doch getrennt vom operativen Geschäft konnte die Signa die Kika/Leiner-Immobilien losschlagen. Um gutes Geld.

Signa hatte sich mit Kika/Leiner viel vorgenommen – zu viel. Dass man damit gescheitert ist, überrascht im übersättigten österreichischen Möbelmarkt wenig. Bereits der frühere Eigentümer Steinhoff war im Jahr 2013 als Retter der kriselnden Kette aufgetreten. Wäre später nicht die Signa eingesprungen, dann wäre Kika/Leiner möglicherweise schon 2018 pleitegegangen. Die Wiederaufrichtung eines Betriebs, ohnehin extrem ambitioniert angelegt, ist also gescheitert. Das muss man akzeptieren – in wirtschaftlicher Hinsicht.

Abseits davon wäre da aber noch die moralische Komponente. Dass die Signa an Kika/Leiner-Immobilien gut verdient, während die Steuerzahler um Geld umfallen und Tausende ihre Jobs verlieren – das empört die Öffentlichkeit zu Recht. Es ist zwar legitim, Immobilien und Operatives als getrennte Bereiche zu behandeln, die je nach Lage Geld abwerfen oder eben pleitegehen. Einen schlanken Fuß macht es aber nicht, wenn Steuergeld vernichtet wird. 

Auf Kosten der Allgemeinheit

Dann gibt es noch den politischen Aspekt. Nicht nur hat sich Kurz – die guten Verbindungen von dessen Clique zu Benko sind heute Gegenstand staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen – 2018 stark für die sogenannte Rettung von Kika/Leiner durch die Signa eingesetzt. Auch das türkis-blaue Geschwafel von der "österreichischen Lösung" wirkt nachträglich fragwürdig. Türkis-Blau hat der Öffentlichkeit damit suggeriert, dass es dem Käufer, über das bloße Geldmachen hinaus, um das Wohl der Volkswirtschaft gehe – und die Regierung hat kräftig bei der sogenannten Rettung angeschoben. Wenige Jahre später zeigt sich, dass von alldem der Retter profitiert, auf Kosten der Allgemeinheit.

Die Lehre aus alldem ist, man sollte niemals einer österreichischen Lösung vertrauen, zumal propagiert von der Regierung. Am Ende erweist sie sich oft als Heuschrecken-Lösung. (Joseph Gepp, 12.6.2023)