Zwei Frauen auf E-Bikes vor einer orangenen Wand
Wir haben zwei Abo-Angebote für E-Bikes getestet.
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Warum braucht ein halbwegs fitter Mensch ein E-Bike, um in den brettelebenen Wiener Innenstadtbezirken ins Büro zu fahren? Vermutlich, weil er zu faul ist zum Treten oder derlei Schnickschnack zum Angeben braucht.

Vorurteile halten sich hartnäckig und trennen Radlerinnen und Radler in zwei Lager: die angeblich Sportlicheren, die es ohne unlautere Hilfsmittel schaffen, und die vermeintlichen Bewegungsmuffel ohne eigenen Antrieb, daher der Akku. Es gibt aber eine wachsende dritte Gruppe: Pragmatiker, die im Sommer nicht verschwitzt am Arbeitsplatz aufschlagen wollen und im Winterhalbjahr vielleicht nicht so gerne auf eisigen Tramgeleisen ausrutschen, sondern lieber mit den Öffis fahren. Für sie sind E-Bike-Abomodelle mit kurzen Laufzeiten wie geschaffen.

Gut ein halbes Dutzend Angebote existiert in Wien, nicht alle sind miteinander vergleichbar. Einige haben recht lange Mindestmietzeiträume, einige bieten nur Räder ohne elektrischen Antrieb, andere wiederum listen teure Premiummountainbikes, die in der Stadt nicht unbedingt nötig sind. Wir haben über einen längeren Zeitraum ähnliche Modelle vom längstgedienten Abo-Anbieter Swapfiets und von Nachzügler Dance ausprobiert, weil diese am ehesten miteinander vergleichbar sind. Was verbindet die beiden Anbieter?

Beide Unternehmen liefern ihre Räder auf Wunsch in vielen Bezirken bis an die Haustür, ein wirklich toller Service. Bei beiden gibt es Abos, die monatlich kündbar sind. Das ist praktisch, wenn man für das Rad nicht den ganzen Sommer zahlen will, weil man etwa in Urlaub fährt und das Rad dann nicht benötigt.

Beide Anbieter haben Modelle im Programm, die perfekt für den Stadtverkehr sind: robust, breite Reifen, optionaler Korb für Einkäufe, abnehmbarer, ausdauernder und dreistufiger Akku, dafür keine Gangschaltung, gute Schlösser und Beleuchtung sowie eine eigene App.

So haben die Modelle Power 1 von Swapfiets (€ 64,90 pro Monat plus € 39,90 einmalig) und das Dance One Step (€ 79 pro Monat plus € 39 für die Lieferung) im Vergleich abgeschnitten:

Das Swapfiets Power 1

Ein E-Bike mit blauem Vorderreifen
Das Swapfiets Power 1
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7/10 Die Hollandräder mit den hellblauen Vorderreifen besitzen eine Rücktrittbremse – die ist Vor- und Nachteil zugleich. Damit sind sanfte, sichere Bremsmanöver möglich, an der roten Ampel bleiben die Pedale aber oft in ungünstiger Position, und man kommt so schnell nicht wieder weg. Der dreistufige Akku hält im Stadtverkehr locker eine Woche (bis 120 km) durch. Das Info-Display am Lenker zeigt alle nötigen Infos wie Geschwindigkeit oder Reichweite. Die Lichtanlage leuchtet auch in der Nacht kräftig, die zwei Schlösser (Ringschloss und eine lange Kette) sind praktisch. Fein ist auch der robuste Korb über dem Vorderrad, in den auch ein Großeinkauf passt. Smartphonehalterung wird keine mitgeliefert, die wäre aber für die Navigation hilfreich. Die App zum Rad hat nur bedingten Zusatznutzen. Man bekommt darüber Tipps für kleine Reparaturen und digitale Rechnungen. Wer größere Reparaturen benötigt (werden innerhalb von 48 Stunden erledigt) oder das Rad abholen will, kann in die Zentrale nahe der Wiener Staatsoper kommen. Wird das Rad in abgeschlossenem Zustand gestohlen, ist der Schaden bis auf einen Selbstbehalt von € 160 durch die Versicherung gedeckt. Insgesamt ist das Power 1 ein solider Zubringer für den Arbeitsweg, der einen sicher und trocken (nicht verschwitzt und ohne Dreckspritzer) ankommen lässt.

Fahreigenschaften: 7 von 10 Punkten
Service: 8 von 10 Punkten
Optik: 6 von 10 Punkten
App: 4 von 10 Punkten
Preis/Leistung: 9 von 10 Punkten

Das Rad wurde für den Test von Swapfiets zur Verfügung gestellt.
swapfiets.at

Das Dance One Step

Ein graues E-Bike
Das Dance One Step
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8/10 Das veilchenfarbene Rad mit pulverbeschichteten Oberflächen ist einen Hauch besser verarbeitet als der Mitbewerb und in Details durchdachter. So ist der Antrieb mit einem trockenen Karbonriemen ausgestattet und nicht mit einer schmierigen Kette. Die Smartphonehalterung ist in den Lenker integriert, kann also nicht gestohlen werden. Für die passende Smartphonehülle muss kein Aufpreis bezahlt werden, wohl aber für den Einkaufskorb oder den Kindersitz. Die App dient als Fahrradcomputer und als eine Art Fahrtenbuch. Anders als das Hollandrad ist das Dance mit einem Leerlauf ausgestattet, was an der Kreuzung schnelleres Wegkommen ermöglicht. Das Fahrverhalten des One Step ist generell etwas agiler als jenes des Power 1, der Wendekreis ist kleiner. Die nominelle Reichweite ist geringer als bei Swapfiets, sie macht sich im Alltag aber kaum nachteilig bemerkbar. Der Akkus lädt nämlich um eine Stunde kürzer als bei der Konkurrenz (drei statt vier Stunden). Ein Vorteil ist das mobile Reparaturteam, das von Montag bis Samstag, acht bis 20 Uhr, zu einem kommt. Das Dance-Rad wird mit einem langen Kettenschloss geliefert, sollte es gestohlen werden, sind bis 500 Euro Selbstbehalt zu bezahlen. Dieser kann durch eine zusätzliche Monatsgebühr ausgeschlossen werden. Die Beleuchtung ist schwächer als beim Power 1, die Plastikkotflügel wirken filigran. In Summe ist das Dance ein Gefährt, das mehr Spaß macht als der Mitbewerb und ebenso zuverlässig ist.

Fahreigenschaften: 9 von 10 Punkten
Service: 10 von 10 Punkten
Optik: 6 von 10 Punkten
App: 5 von 10 Punkten
Preis/Leistung: 8 von 10 Punkten

www.dance.co/de

Andere Anbieter:

Bike Gorillaz: tolle Räder, aber vergleichsweise teuer und drei Monate Mindestmietdauer

Eddi Bike: sehr günstiger, lokaler Anbieter, aber keine E-Bikes

Greenstorm: neue und gebrauchte E-Bikes, viele Modelle, aber Mindestmietdauer sechs Monate

(Test: Sascha Aumüller, 15.7.2023)