Google wurden in den vergangenen Jahren bereits mehrfach von den EU-Wettbewerbswächtern zu Milliardenstrafen verdonnert. Jenseits der Einnahmen für die EU-Kasse, die nach Durchschreiten des Instanzenwegs irgendwann einmal eintreffen sollten, haben all diese Strafen bisher aber wenig an der Marktsituation geändert. Sowohl die Google-Suche als auch das Betriebssystem Android, um die es zum Teil ging, sind dominant wie eh und je. Nun könnte es aber ans Eingemachte gehen.

Beschwerde

Die EU bereitet eine neue formelle Beschwerde gegen Google vor. Bereits am Mittwoch könnte diese öffentlich angekündigt werden, berichtet Bloomberg. In deren Rahmen könnte Google nicht nur eine neue Rekordstrafe drohen, die EU könnte auch direkt regulierend in das Unternehmen eingreifen, ergänzt Reuters mit Berufung auf eigene Quellen. Demnach denkt die EU offenbar darüber nach, Google zum Verkauf von Teilen des Werbegeschäfts zu zwingen.

Google und die EU: ein seit Jahren eher schwieriges Verhältnis.
Google und die EU: ein seit Jahren eher schwieriges Verhältnis.
APA/AFP/LIONEL BONAVENTURE

Der zentrale Vorwurf ist nicht ganz neu und hat Google bereits in den USA und Großbritannien aktuell noch laufende Untersuchungen eingebracht. Google sei nicht nur der weltweit größte Verkäufer von Onlinewerbung, das Unternehmen habe auch bei den Handelsplattformen, über die Werbeplatzierungen vergeben werden, eine dominante Position. Damit habe das Unternehmen gleich mehrere Seiten dieses Geschäfts unter Kontrolle.

Entwicklung

Die dahinterstehende Untersuchung der EU läuft bereits seit dem Vorjahr. Google bestreitet all die Vorwürfe, man habe diese Position nie ausgenutzt. Abzuwarten bleibt, wie die US-Politik auf eine entsprechende Ankündigung der EU reagiert. Immerhin könnte dort eine Aufspaltung eines US-Unternehmens nicht gut ankommen – auch wenn man selbst Untersuchungen gegen Google durchführt.

Werbung macht den allergrößten Teil von Googles Einnahmen aus. Alleine im ersten Quartal 2023 hat das Unternehmen mit diesem Bereich einen Umsatz von 54,55 Milliarden US-Dollar generiert. Der Gesamtumsatz der Google-Mutter Alphabet betrug im selben Zeitraum 69,79 Milliarden US-Dollar, wobei die restlichen Einnahmen vor allem aus dem Cloud-Geschäft sowie über Youtube-Abos und den Play Store erzielt wurden.

Geschichte

Die bisher größte Strafe hat Google von der EU im Jahr 2018 erhalten. Insgesamt 4,3 Milliarden Euro sollte das Unternehmen für diverse laut EU-Behörden kartellrechtlich problematische Praktiken rund um Android zahlen. Im September 2022 wurde dieses Urteil von einem Berufungsgericht bestätigt, die Strafe aber auf 4,1 Milliarden reduziert. Der Instanzenweg ist damit allerdings noch nicht abgeschlossen, Google hat berufen, da man sich in einigen Punkten eine Klärung durch den Europäischen Gerichtshof erhofft. (apo, 13.6.2023)