Arlo Parks Lido Festival
Arlo Parks tritt am Freitag beim Linzer Lido Sounds auf. Eben hat sie ihr Album "My Soft Machine" veröffentlicht.
Alex Waespi

Lido - das klingt nach Urlaub, ist italienisch und heißt Strand. Dementsprechend findet das Festival Lido Sounds am kommenden Wochenende am Linzer Donauufer statt. An drei Tagen werden von Freitag bis Sonntag bis zu 60.000 Gäste erwartet. Auf zwei Bühnen bietet das Lido jeden Tag zwölf Bands. Zu den Hauptacts zählen Die Toten Hosen, Florence + The Machine, Phoenix, Peter Fox, Wanda oder Interpol.

Eine Spur weniger prominent, aber vielleicht interessanter sind vorher gereihte Bands wie das britische Gift-und-Galle-Duo Sleaford Mods, die Viagra Boys aus Schweden sowie die beiden Britinnen Anna Calvi und Arlo Parks.

Faule Beats

Parks hat eben ihr viertes Album veröffentlicht. Es heißt My Soft Machine. Für den Vorgänger, Collapsed in Sunbeams, hat die 22-Jährige den renommierten Mercury Music Prize erhalten. Ihr Fach ist eine Art Schlafzimmer-Pop, der faule Beats mit um sich selbst kreisenden Texten vermählt.

Collapsed in Sunbeams war geprägt von betrübten Ansichten zum Dasein als solches und der Erschwernis, die Corona extra in die Waagschale geworfen hatte. Hinzu kam identitätspolitische Standpunktsuche, die die üblichen Wirren der Adoleszenz nicht erleichtert hat. Das traf zwar den Zeitgeist, der derlei individuelle Angelegenheiten zum Politikum hochjazzt, musikalisch schlug sich diese vermeintliche Brisanz nicht nieder.

Arlo Parks - Weightless (Official Video)

Parks wirkte wie ein typisches Emo-Kid, bloß dass ihre Musik sich anders anhörte und Stars wie Billie Eilish oder Phoebe Bridgers als Fans fand, was Parks ordentlich Aufmerksamkeit bescherte. Mittlerweile ist sie nach Los Angeles übersiedelt. Dort lässt es sich in den Sunbeams glaubwürdiger kollabieren als in London.

Belastbares Klischee

Der melancholische Grundton ihrer Musik ist geblieben, doch sie wirkt nicht mehr ganz so jugendzimmerlich. Viele Songs klingen nach einsamen Nachtfahrten, die in Los Angeles einen ganz besonderen Reiz haben, denn ohne Auto existiert man dort nicht. Und schließlich ist aus der nächtlichen Einsamkeit in dieser Metropole längst ein belastbares Klischee geworden, das von unzähligen Filmen und Videos eingefangen und einzementiert wurde.

Ein Song wie das verträumte Purple Phase mit dem Hall auf der Gitarre und dem trägen Midtempo klingt dementsprechend wie ein Stück Soundtrack. Wiewohl es das überzeugender gibt, wenn man nur an die Chromatics denkt, die in ihrer Musik die Ästhetik der John-Carpenter-Soundtracks zu seinen Filmen aus den frühen 1980ern in einer überästhetisierten Art interpretierten. Da ist Parks anders drauf, eher casual.

Die dauerpräsente Phoebe Bridgers schaut im Song Pegasus auf einen Gastauftritt vorbei – ohne diesen Umstand wäre das Stück aber nicht weiter erwähnenswert. Zwar bemüht sich Parks nun deutlich um mehr Abwechslungsreichtum und einen poppigeren Ansatz.

Doch ebenso wenig, wie sie ihrer Grundstimmung zu entkommen scheint, entkommt ihre Musik dem Terrain, auf dem Parks in zärtlich-belegtem Idiom vorträgt. Das hat durchaus Charme. Doch von ähnlicher Güte in ähnlicher Ästhetik gibt es von ähnlicher Musik schon reichlich. Insofern versandet My Soft Machine doch recht schnell in der Belanglosigkeit. Immerhin ist es der Sand von L.A. (Karl Fluch, 13.6.2023)