The Queens of the Stone Age erfreuen mit einem neuen Album ihre ergebenen Untertanen.
Königinnen in Leder: The Queens of the Stone Age erfreuen mit einem neuen Album ihre ergebenen Untertanen.

Als vergangenen Dienstag die Melvins in der Wiener Arena eine Stunde lang ihre Dampfwalze im ausverkauften Saal Gassi führten, fielen einem die Queens of the Stone Age ein. Von wegen: Besser geht's kaum. Die salopp mit QOTSA abgekürzte US-Band gab vor 20 Jahren ein Arena-Open-Air, das allen Besucherinnen und Besuchern bis heute ein verklärtes Leuchten in die Äuglein zaubert. Die seit 1998 wütende Band war damals auf dem Höhepunkt ihres Schaffens.

Sie hatte bis dahin drei Alben veröffentlicht, eines besser als das vorherige. Druckvoller Heavy Rock, ein Sound wie ein Wüstensturm, eine Bande Wahnsinniger, dazwischen Gastsänger wie Mark Lanegan, die der Dringlichkeit eine existenzielle Schwere einschrieben. Die Zeichen standen auf Weltkarriere, und so kam es: Das Album Songs for the Deaf (2002) katapultierte die Gruppe in den Mainstream.

Aus Kyuss hervorgegangen

Seit damals ist die Gruppe um Josh Homme ein Fixgestirn im schweren Rock, den ihr Frontmann stets mit der Leichtigkeit des frühen Elvis darbietet, wenngleich sein Hüftgold zwischenzeitlich schon an die Las-Vegas-Phase und die Strampelanzüge des King denken ließ.

Nach sechs Jahren Pause und zwei schwächelnden Alben davor erscheint nun das neunte Studioalbum der Queens of the Stone Age. Es heißt In Times New Roman … und ist ab Freitag bei Matador Records erhältlich.

Die Königinnen sind frecherweise allesamt Buben, und Homme war aus der kultisch verehrten Band Kyuss hervorgegangen, ihres Zeichens Hohepriester eines drogenseligen Stoner-Rock, die in den 1990er-Jahren Meisterwerke wie Welcome to Sky Valley veröffentlicht hatte.

In den sechs Jahren seit dem letzten QOTSA-Werk Villains ist im Leben des Joshua Homme einiges passiert. Die Trennung von seiner Frau Brody Dalle von der Band The Distillers artete in einen Rosenkrieg aus, Corona brach aus, Freunde wie Taylor Hawkins (der Schlagzeuger der Foo Fighters) und Mark Lanegan starben.

Queens of the Stone Age - Paper Machete (Official Audio)

Und gerade erst hat Homme über eine im Vorjahr überstandene Krebsoperation gesprochen, ohne zu sagen, um welche Form es sich handelte, nur, dass es ihm gutgehe. Derlei hat den 50-Jährigen auf sich selbst zurückgeworfen, dementsprechend spricht er in aktuellen Interviews zu der Platte von einem sehr persönlichen Album. Wobei – das steht in der E-Mail zu jeder zweiten Platte, die erscheint. Immerhin hat Homme immer gesagt, dass es keine andere Musik für ihn gebe als persönliche.

LSD fressen in der Wüste

Auf In Times New Roman … zeigt die Band sich in beachtlicher Spiellaune. Das zeitigt eine Virilität, die eine Spezialität der Band ist und sich in quirligen, sich aufbäumenden und kollabierenden Rock übersetzt, der mit Volldampf und ironisch gebrochener Gockelhaftigkeit ein humoristisches Element in dieser Musik ergibt. Ein Wesenszug, der sich vor allem live offenbart.

Das mündet in prächtige Songs wie What the Peephole Say – gesungen als "people". Eine manifeste Ansage in Form eines kleinen Hits auf dem mit zehn Songs stringent und knapp gehaltenen Werk. Mit dem typischen Gitarrensound, trocken und grimmig wie ein Hot Rod, dem die Zylinder aus der Motorhaube wachsen.

Queens of the Stone Age- "Carnavoyeur"

Dem gegenüber steht ein Lied wie Made To Parade, das mit Geigen gewissermaßen der erste Country-Song der Band ist. Country im Sinne von irgendwo hinter Los Angeles in der Wüste LSD fressen. Dort, im Hinterland, liegt traditionell das Rückzugsgebiet Hommes, dort kommt er her.

Das Schlussstück Straight Jacket Fitting ist mit neun Minuten Dauer der längste Song und erinnert ein wenig an die Zusammenarbeit Hommes mit Iggy Pop – bevor er nach zwei Dritteln abbricht und zu einer, wie soll man sagen, stillen Meditation wird. Oder fad. Je nachdem, wie sehr man den Königinnen ergeben ist.

Alles davor ist QQ – QOTSA-Qualität, die das Album im oberen Mittelfeld des Katalogs der Band platziert. Es geht mit dem Flow. Selbst die Hereinnahme von Streichern und Bläsern in Carnavoyeur verwässert das Werk nicht in Richtung "wir wollten einmal etwas Neues ausprobieren", sondern schiebt genauso an wie der gute Rest. Jetzt müsste die Band eigentlich nur noch wieder in der Wiener Arena ein Open Air geben. (Karl Fluch, 15.6.2023)