The Flash alias Barry Allen (Ezra Miller) strandet in einer anderen Realität. Supergirl (Sasha Calle) hilft.
AP/Warner Bros. Entertainment Inc.

Zeit verläuft nicht linear. Das teilt der Batman aus einem Paralleluniversum, mit stoischer Imposanz von Michael Keaton verkörpert, Barry Allen mit. Barry, dessen Alter Ego der titelgebende Superheld The Flash ist, hat mit seinen Kräften einen Bruch im Raum-Zeit-Kontinuum verursacht. Als er Hilfe beim Batman sucht, kann dieser das Phänomen nur mit Spaghetti erklären: ein absolutes Durcheinander.

Die Besetzung von Keaton, dem 1989 mit Tim Burtons Batman der Durchbruch gelang, ist bezeichnend. Denn auch im DC Extended Universe (DCEU) verläuft nichts linear. Bevor es in den kommenden Jahren von James Gunn neu entworfen wird, blickt das DCEU mit The Flash nostalgisch auf seine Helden zurück. Und sie alle finden noch einmal Platz in diesem Film: Von Ben Afflecks Batman über Gal Gadots Wonder Woman, bis hin zu dem einen oder anderen bekannten Gesicht der Vergangenheit.

Alles begann mit Superman

2013 wurde das DCEU aus der Taufe gehoben. Damals trat Henry Cavill erstmals als Superman in Man of Steel gegen den Bösewicht Zod an. 2013 ist auch das Jahr, in dem ein Großteil der Handlung von The Flash spielt. Doch ausnahmsweise von Superman fehlt hier jede Spur.

Barry, der unter dem Tod seiner Mutter und der Inhaftierung seines Vaters leidet, ist dank seiner Supergeschwindigkeit in der Zeit zurückgereist, um diese Ereignisse zu verhindern. Wer bei Marvel aufgepasst hat, weiß, so etwas kreiert nur ein chaotisches Multiversum. Barry strandet denn auch in einer anderen Realität. Einer Welt, in der es scheinbar keine Superhelden gibt, die sich der Attacke von Zod stellen können.

KinoCheck

Umstrittener Hauptdarsteller

Barry obliegt es nun also, nicht nur seine eigene Timeline wieder geradezurücken, sondern auch die Parallelwelt zu retten. Dass Ezra Miller dabei als Barry mit 18 und mit 28 Jahren eine Doppelschicht schiebt, mag besonders perfide wirken. Immerhin ist der Schauspieler in den letzten Jahren wiederholt mit Skandalen wie sexueller Belästigung, dem Würgen eines Fans, Drogenbesitz oder Diebstahl durch die Medien gegeistert. Die Frage, ob Warner Bros den Film wegen ihm nicht kübelt, stand im Raum.

Schauspielerisch bringt Miller wenigstens die chaotische Energie mit, die ihn schon 2017 im katastrophalen Justice League zu einem der erträglicheren Elemente des Films gemacht hat. Doch in The Flash zeigt sich: Die Dosis macht das Gift.

Verbündet mit Batman und Supergirl

Neben Keatons Batman ist Barrys zweiter Verbündeter nicht Superman, sondern dessen Cousine Kara Zor-El, auch bekannt als Supergirl. Die Besetzung der Latina Sasha Calle in der sonst stets blonden Rolle hat in einschlägigen Kreisen vorab zu Protest geführt. Für den argentinischen Regisseur Andy Muschietti stellt Calle die notwendige Repräsentation der Latino-Community dar.

Viel zu sehen bekommt man von ihr aber nicht. Sowohl Kara als auch Barrys Schwarm Iris (Kiersey Clemons) dienen als bloße Stichwortgeberinnen und Dei ex machina, die einzig dazu da sind, dem Helden Probleme aus dem Weg zu räumen. Doch für manche von Barrys Problemen gibt es keine Lösung. Ob das nun seine Matheschwäche ist oder der schmerzliche Tod seiner Mutter.

Der junge und der ältere Barry mit seinem Verbündeten Batman
AP/Warner Bros. Entertainment Inc.

Basierend auf einer Idee des Autorenduos John Francis Daley und Jonathan Goldstein, die schon für Spider-Man: Homecoming oder den kürzlich angelaufenen Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben verantwortlich zeichnen, wandelt The Flash zunächst auf einer fein gezogenen Linie zwischen Humor, Action und leisen Tönen.

Die gute alte CGI-Schlacht

Die Autoren spielen lustvoll mit der Absurdität eines Daseins als Superheld: Eine der besten Szenen zeigt, wie Barry einige Babys, deren Pflegerin und ein Hündchen im freien Fall aus einem Krankenhaus rettet. Doch da sein Zuckerspiegel niedrig ist, muss erst einmal der Automat mit Schokoriegeln leergefuttert werden, bevor die Babys in Bettpfannen sicher verstaut werden können.Dass das Ganze zum Schluss in der üblichen CGI-Pixelschlacht kulminiert, enttäuscht, überrascht aber nicht. Wer sich von seinen Vorgängern so sehr inspirieren lässt, ist auch dazu verdammt, deren Fehler zu wiederholen.

Für die Zukunft von DC bedeutet das Eintauchen in ein Multiversum, dass es einen Neuanfang wagen kann. Und da schließt sich der ewige Kreis. Nach dem zweiten Aquaman-Film, der im Dezember 2023 erscheinen soll und das DCEU beendet, geht es 2025 ganz klassisch mit Superman wieder von vorne los. (Susanne Gottlieb, 15.6.2023)