Warschau – Nach dem Tod einer Schwangeren bei einer Krankenhausbehandlung in Polen sind tausende Menschen im ganzen Land gegen das rigide Abtreibungsrecht auf die Straße gegangen. In Warschau versammelten sich am Mittwoch viele Demonstranten im Stadtzentrum. Sie trugen Bilder der Verstorbenen und Plakate mit der Aufschrift "Wir wollen gebären, nicht sterben" und "Wir wollen Ärzte, keine Missionare".

Proteste unter dem Motto "Keine weitere mehr. Hört auf, uns zu töten" gab es auch in Krakau, Posen (Poznań), Łódź und mehreren anderen Städten.

Anlass für den Protest ist der Tod einer 33 Jahre alten Schwangeren im Krankenhaus im südpolnischen Nowy Targ. Die Frau namens Dorota starb am 24. Mai an einer Sepsis. Drei Tage zuvor war sie in der 20. Schwangerschaftswoche in die Klinik eingeliefert worden, nachdem das Fruchtwasser ausgelaufen war. Obwohl sich der Gesundheitszustand der Schwangeren ständig verschlechterte, blieben die Ärzte untätig.

Protest in Warschau.
REUTERS/Kacper Pempel

Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft in dem Fall. Frauenorganisationen erheben schwere Vorwürfe gegen die behandelnden Ärzte. Demnach hätten diese wegen des strengen Abtreibungsgesetzes in Polen nicht gewagt, das Leben der Frau durch einen Schwangerschaftsabbruch zu retten. 2021 war in Polen nach einem umstrittenen Urteil des Verfassungsgerichts ein verschärftes Abtreibungsrecht in Kraft getreten. Seitdem dürfen Frauen auch dann keine Abtreibung vornehmen, wenn das ungeborene Kind schwere Fehlbildungen aufweist.

In den vergangenen Jahren hatte es in Polen mehrfach ähnliche Fälle gegeben, bei denen schwangere Frauen gestorben waren, nachdem sich die Ärzte trotz Komplikationen nicht für eine Abtreibung entschieden hatten. (APA, 14.6.2023)