Gruppe von Menschen unterschiedlichen Alters bilden einen Kreis
Um im Job langfristig erfüllt und engagiert zu sein, reicht ein gutes Gehalt allein nicht aus – unabhängig vom Alter.
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Mehr Sinn statt Geld: Mit der Generation Z ist der sinnstiftende Beitrag der geleisteten Arbeit noch einmal stärker in den Vordergrund und die Relevanz des Gehalts in den Hintergrund gerückt. "Klar ist jedoch für Angestellte aller Generationen: Um im Job ­erfüllt zu bleiben, ist nicht nur das Geld wichtig, sondern auch persönliches Wachstum sowie ein flexibles und unterstützendes Arbeitsumfeld. Es ist ein Mythos, dass dies nur auf die Gen Z zutrifft", erklärt Angelika Reich, Partnerin bei der Unternehmensberatung McKinsey in Wien.

Sie ist Co-Autorin der Studie "Gen what? Debunking age-based myths about worker preferences", die Erwartungen und Einstellungen der verschiedenen Generationen im Hinblick auf den Job aufzeigt. Im Fokus standen dabei Gründe für Kündigungen, für den Verbleib im aktuellen Job und für die Annahme eines neuen Angebots. Weltweit wurden knapp 33.000 Personen, darunter mehr als 1400 aus Österreich, aus fünf unterschiedlichen Generationen befragt: Gen Z (18- bis 24-Jährige), jüngere Millennials (25- bis 34-Jährige), ältere Millennials (35- bis 44-Jährige), Gen X (45- bis 54-Jährige) und jüngere Baby­boomer (55- bis 64-Jährige).

Eine zentrale Erkenntnis: Das Fehlen von Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten sowie ein Mangel an sinnstiftender Arbeit sind die zwei Hauptgründe für eine Kündigung bei der Gen Z. Besonders beim Wunsch, einen sinnvollen Beitrag zu leisten, unterscheiden sie sich damit von den anderen Altersgruppen, bei denen diese Begründung nur auf den Rängen vier und fünf liegt.

Hohe Wechselbereitschaft

Die Wechselbereitschaft im Job ist jedenfalls weiterhin hoch: 26 Prozent der Beschäftigten weltweit geben an, in den nächsten zwölf ­Monaten den Job wechseln zu wollen. Das zeigen die Ergebnisse der ­„Hopes and Fears Global Workforce Survey 2023“ des Beraterhauses PwC, für die rund 54.000 Berufstätige in 46 Ländern befragt wurden. Im Vorjahr lag der Anteil der Wechselwilligen noch bei nur rund 19 Prozent.

Die Beschäftigten, die am ehesten den Arbeitgeber wechseln würden, fühlen sich demnach überlastet (44 Prozent), haben Schwierigkeiten, ihre Rechnungen zu bezahlen (38 Prozent), oder gehören der Generation Z (35 Prozent) an. Nur etwa die Hälfte dieser jungen Gruppe gab außerdem an, dass sie ihre Arbeit als erfüllend empfinden und dass sie bei der Arbeit "sie selbst sein" können.

Bei den Faktoren, weshalb man einen neuen Job annehmen würde, unterscheidet sich die Meinung zwischen den jungen und älteren Genera­tionen laut der McKinsey-Studie. Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten stehen für die 18- bis 24-Jährigen als einzige Altersgruppe an erster Stelle. Eine adäquate Kompensation im neuen Job, für alle ­anderen Generationen der Hauptgrund, liegt hier auf Platz zwei.

Flexibilität hingegen ist zu einem Hygienefaktor geworden. Alle Generationen fordern sie ein, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen – vom Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance bis zur Vereinbarkeit mit Betreuungspflichten. "Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssen diese Bedürfnisse verstehen und darauf reagieren, um Mitarbeitende zu gewinnen und langfristig an sich zu binden", sagt Co-Studienautorin Angelika Reich.

Blick in die Zukunft

Ein Blick auf das aktuelle Trendthema künstliche Intelligenz (KI) zeigt außerdem, dass jüngere Generationen viel eher erwarten, dass sich diese auf ihre Karriere auswirken wird. Während etwas mehr als ein Drittel der Babyboomer glaubt, dass KI keine Auswirkungen auf ihre Karriere haben wird, sind nur 14 Prozent der Gen Z und 17 Prozent der Millennials dieser Meinung.

Insgesamt erwartet mehr als die Hälfte der Beschäftigten weltweit, dass sich KI in den nächsten fünf Jahren positiv auf ihre Karriere auswirken wird, wobei fast ein Drittel der Meinung ist, dass sie ihre Produktivität und Effizienz bei der Arbeit steigern wird. Viele sehen KI auch als Chance, neue Fähigkeiten zu erlernen (27 Prozent).

Die jüngeren Generationen glauben außerdem öfter, dass ihre Arbeit­geber ohne Transformation langfristig nicht überleben werden. Das Vertrauen in die Langlebigkeit des Unternehmens ist jedoch laut der PwC-Umfrage der Schlüssel zur Mitarbeiterbindung. Denn pessimistische Beschäftigte sind mehr als doppelt so häufig bereit, in den nächsten zwölf Monaten ihren Job zu kündigen – und das über alle Altersgruppen hinweg. (Anika Dang, 23.6.2023)