Im Dezember 2015 wurde in Paris jenes Klimaziel vereinbart, das seither als Vorgabe für viele Initiativen dient. 197 Staaten haben sich bei der damaligen Weltklimakonferenz darauf geeinigt, dass die Temperatur auf der Erde nur um 1,5 Grad – im Vergleich zum vorindustriellen Niveau – steigen darf, um die Erderwärmung im Zaum zu halten. Seitdem sind viele Pläne ins Leben gerufen und viele Vorgaben formuliert worden. Das übergreifende Ziel, bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, ist im Rahmen des Green Deal und im europäischen Klimagesetz auch rechtlich verbindlich verankert.

Schwerpunkt ist dabei die Reduktion der CO2-Emissionen. Raus aus den fossilen Energieträgern das große Motto. Doch dieser Ausstieg und die Umrüstung auf grüne Technologie kosten viel Geld. Mit der Taxonomie will die EU Finanzströme in diese Richtung umleiten. Denn ohne Geld spielt die Musik hier nur leise – und die Zeit bis 2050 läuft. Das Ziel ist so weit also klar definiert.

5,5 Billionen Dollar für fossile Brennstoffe

Und die Realität? Die sieht diesbezüglich noch anders auch. Noch immer stammen rund 90 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus fossiler Energie. Und auch das große Geld fließt dorthin: In den sieben Jahren seit der Verabschiedung des Pariser Abkommens haben die 60 weltgrößten Banken fossile Brennstoffe mit insgesamt 5,5 Billionen US-Dollar finanziert. Das geht aus dem Bericht "Banking on Climate Chaos" hervor, der zum 14. Mal erstellt und von der deutschen NGO Urgewald mitherausgegeben wurde.

Allein 2022 flossen 673 Milliarden Dollar im Rahmen von Konsortialkrediten und Underwriting-Mandaten an Unternehmen der fossilen Energiebranche. 150 Milliarden Dollar davon gingen an die 100 Unternehmen, die am meisten zur fossilen Expansion beitragen, unter anderem TC Energy, Total Energies, Venture Global, Conoco Phillips und Saudi Aramco.

Gegen die Ziele

"Kohle-, Öl- und Gasunternehmen, die weiterhin neue fossile Quellen erschließen oder Infrastruktur ausbauen, arbeiten gegen die Pariser Klimaziele", sagt Katrin Ganswindt, Energie- und Finanzcampaignerin bei Urgewald. Banken müssten sich endlich von Energieunternehmen verabschieden, die nicht bereit seien, ihr Geschäftsmodell grundlegend zu ändern.

Die Chance, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, wird von Experten ohnehin schon als verschwindend eingestuft. Um diese Chance nicht zu verspielen, "muss die fossile Expansion sofort aufhören und gleichzeitig der Verbrauch fossiler Brennstoffe rapide zurückgehen", heißt es im Bericht des Weltklimarats vom März. Vergangene Woche erinnerte auch Uno-Generalsekretär António Guterres die fossile Branche an ihre Verantwortung in Bezug auf die Klimaziele. In seiner Rede bei den Zwischenverhandlungen für die nächste Klimakonferenz Anfang November in Dubai sagte Guterres, dass größere Anstrengungen notwendig seien, damit die Welt aus Öl, Gas und Kohle aussteige.

Die fossile Industrie sei das verschmutzte Herz der Klimakrise. Es fehle an Übergangslösungen. Die Erdölindustrie habe eine spezielle Verantwortung, habe sie doch zuletzt von hohen Zufallsgewinnen profitiert. Doch für jeden Dollar, der für Öl- und Gasbohrungen ausgegeben werde, würden nur vier Cent in saubere Energie investiert.

US-Banken dominieren

Bei der Finanzierung fossiler Energie liegen die US-Banken weit vorn: Sie waren im Vorjahr für 28 Prozent aller entsprechenden Geldflüsse verantwortlich. JP Morgan Chase ist seit dem Pariser Abkommen mit Ausgaben von 434 Milliarden Dollar der weltweit größte Geldgeber für fossile Energien. Auch europäische Banken stellen viel Geld bereit. Am stärksten wurde die fossile Industrie im Vorjahr von BNP Paribas (Platz zwölf, 20 Milliarden Dollar), Barclays (Platz 16, 16,5 Milliarden Dollar) und Crédit Agricole (Platz 19, 11,6 Milliarden Dollar) unterstützt. (Bettina Pfluger, 21.6.2023)

Aus einem Kohlkraftwerk raucht es stark in den Abendhimmel. Davor stehen Windräder für die alternative Energieerzeugung.
Der Ausstieg aus fossiler Energie ist in weiten Teilen der Welt beschlossene Sache, der Weg dorthin aber noch immer sehr weit.
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