Elemental Pixar/Disney
Die erste Begegnung mit der Schwiegermutter kann das Liebesfeuer schon mal löschen – wortwörtlich in "Elemental".
© 2023 Disney/Pixar

Eigentlich ist alles herzallerliebst. Ein loderndes Flämmchen verliebt sich in einen Wassertropfen, und da es auf Gegenseitigkeit beruht, finden sie einen Weg, zusammen zu sein. Aber dann ist da noch ein erdrückender Überbau: Flämmchen und Tropfen gehören unterschiedlichen Ethnien an, bewohnen unterschiedliche Stadtteile, sind Teil verschiedener Klassen.

Während der tölpelhafte Wassertropfen Wade zur Oberschicht von Element City gehört, kämpft die Flamme Ember nicht nur mit ihren Wutausbrüchen, sondern auch mit den Erwartungen, die ihre migrantische Familie an sie stellt. Sie ist Kind der ersten Generation von Einwanderern aus Feuerland, die sich einst wegen einer Naturkatastrophe auf den Weg nach Element City machten. Dort bauten sich Vater und Mutter Flamme ein Geschäft auf, das nun ein beliebter Treffpunkt im Flammenviertel und der ganze Stolz des Vaters ist.

Treffen sich netter Tropf und heiße Flamme

Vater Flamme möchte, dass Ember ihm nachfolgt, doch ihre aufbrausende Art ist nicht besonders kundenfreundlich. Eines Tages explodiert Ember und demoliert die alten Wasserrohre im Keller des Geschäfts, was den Stadtkontrolleur Wade hereinspült, der schon länger nach dem Wasserleck im Feuerviertel gesucht hat. Denn während alle anderen Elemente – neben Wasser und Feuer gibt’s noch Erde und Luft in Form von Luftbasketball spielenden Wolken – mit der ursprünglichen Wasserstadt gut zurechtkommen, ist das nasse Element für Feuer lebensbedrohlich. Deshalb machen sich Ember und Wade auf die Suche nach dem Leck, und Ambers Emanzipations- und beider Liebesgeschichte beginnt.

Holzschnittartig geht es dann weiter. Denn natürlich bestehen Bedenken wegen der Paarung von Feuer und Wasser – jedoch nur vonseiten der Feuer-Eltern. Mutter Wasser ist von Ember entzückt, sie nimmt sie gerne auf und entpuppt sich gar als Mäzenin von Embers künstlerischem Talent ... Sie kennt da nämlich Leute an der besten Kunstakademie.

So weit, so privilegiert. Schade, dass das recht unkritisch inszeniert ist. Dabei ist doch der Regisseur Peter Sohn koreanischer Abstammung und hat sich gerade wegen der Migrationsparabel für Elemental interessiert.

ELEMENTAL Trailer Deutsch (2023)
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Pixar-Animationen verblassen

Das Ganze erinnert an Disneys Zootopia. Die Welt ist da wie dort in Gegensätze aufgeteilt, die sich potenziell vernichten können. Zootopia glänzt aber mit charmanten Einfällen (die Faultiere!) und einer Moral, die etwas über die Manipulation der öffentlichen Meinung aussagt. Embers Emanzipation in Elemental wirkt dagegen blass.

Selbst an den Kinokassen zieht das ehemals erfolgreichste Animationsstudio Pixar nicht mehr. An den entzückenden Animationen kann das nicht liegen. Eher schon daran, dass der Disney-Konzern, der das Konkurrenzunternehmen Pixar 2006 übernahm, dieses durch verschiedene Aktionen ins Abseits drängt, wie die New York Times berichtete.

Verräumt im Streaming

Seit einigen Jahren ist bei Pixar eine kreative Durststrecke bemerkbar. Das liegt an den Kündigungen durch den Mutterkonzern, aber auch daran, dass die zündenden Ideen bei Disney zu landen scheinen, das heuer 100-jähriges Bestehen feiert und sich Diversität und Innovation auf die Fahnen geheftet hat. Außerdem wurden einige Pixar-Filme (Soul, Luca, Turning Red) ohne Kinostart auf die Streamingplattform Disney+ verräumt. Ins Kino lockt man das Publikum so nicht, obwohl doch gerade das Zusammenspiel aus fantasievoll animierter Welt und guter Musik eine große Leinwand verdient hätte – wenn schon die Geschichte nicht ganz zu packen weiß.

Dabei wäre das so wichtig, denn Elemental ist eine "original story" und kein Ableger einer etablierten Marke, wie Buzz Lightyear (Toy Story) oder der Megaerfolg Der Super Mario Bros. Film (Universal). Bleibt zu hoffen, dass Pixar in Zukunft nicht nur die Flämmchen auf der Leinwand entzündet, sondern auch die des Publikums. (Valerie Dirk, 22.6.2023)

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