Christoph Baumgartner schoss Österreich zum 2:0-Sieg gegen Schweden.
APA/GEORG HOCHMUTH

Christoph Baumgartner ist kein Großkotz. Am Dienstag erlöste der Teamspieler die österreichischen Fußballfans mit zwei späten Treffern gegen Schweden. Er brachte das Ernst-Happel-Stadion zum Brodeln und das Nationalteam der Euro 2024 ein Stück näher. Und was sagt der 23-jährige Matchwinner im Anschluss? "Auch wenn es nicht mein bestes Spiel war, kann ich vielleicht zufrieden sein."

Wo lernt man so viel Bescheidenheit? In St. Leonhard am Hornerwald, im Waldviertel also. Dort begann Baumgartner im Alter von vier Jahren den Ball zu treten, dort besuchte der Racker die Volksschule. Die Eltern unterstützten ihn in seinen sportlichen Ambitionen, fuhren den Burschen unzählige Male zum Training. "Ich wurde nicht gedrängt, sie haben mir nur gezeigt, was möglich ist", sollte der Mittelfeldspieler später erzählen. Vater Alfons spielte für Horn in der Regionalliga Ost. Aus Bruder Dominik und Cousin Stefan Feiertag wurden ebenfalls Profikicker. Nein, an Spielpartnern hat es im hauseigenen Garten nie gemangelt.

2012 wechselte Baumgartner vom SV Horn in die Akademie nach St. Pölten. Seine technischen Fähigkeiten am Ball ließen sich ebenso wenig verbergen wie seine Lernfähigkeit am Oberstufenrealgymnasium. Der Teenager übersprang die siebente Schulstufe, ehe er sich 2017 dem Nachwuchs der TSG Hoffenheim anschloss. Der mutige Schritt nach Deutschland sollte sich bezahlt machen.

Zwei Jahre später feiert Baumgartner sein Debüt in der Deutschen Bundesliga, seither hat er für die Turn- und Sportgemeinschaft in 138 Spielen 30 Tore geschossen und 22 Vorlagen geliefert. Dabei wird es auch bleiben. Der Transfer zu RB Leipzig ist quasi in trockenen Tüchern, rund 27 Millionen Euro wechseln demnächst den Besitzer. Baumgartner kombiniert Raumgefühl mit Spielwitz und Torgefahr. Trainer lieben ihn aus gutem Grund. "Er ist extrem wertvoll", sagt ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick über seinen Schützling.

Christoph Baumgartner ist auf dem Fußballplatz aufgewachsen, trotzdem endet sein Horizont nicht an der Seitenoutlinie. Im Vorjahr gründete der Niederösterreicher eine Ausbildungsstätte in Uganda. Junge Frauen, die wegen Schwangerschaft die Schule abbrechen mussten, besuchen hier Kurse, um sich ins Berufsleben einzugliedern und ihre Kinder ernähren zu können. Baumgartner: "Derzeit laufen Kurse für Friseurinnen und Schneiderinnen mit 77 Teilnehmerinnen. Und wir werden weitere Angebote folgen lassen." (Philip Bauer, 21.6.2023)