Totschlagbegriffe
Ständig fallen irgendwelche Totschlagbegriffe. Muss das sein?
Getty Images/iStockphoto

Die Wetterlage macht reizbar, wie wär’s, wenn wir auf einige der ödesten Schlagworte im politischen Diskurs verzichten?

Der absolute Mega-Hit ist ja der "Gutmensch". Keine Diskussion über Migration oder demokratische Kultur oder einfach zivilisiertes Verhalten kommt ohne den "Gutmenschen" aus. Der Totschlag-Begriff soll jene treffen, die auf ein Mindestmaß an Humanität Wert legen. In Wirklichkeit lässt es aber bei den "Gutmensch"-Polemikern einen starken Schlechtigkeitsverdacht entstehen.

Wer andere als "Gutmenschen" abwertet, ist meist auch stolz auf seinen "Hausverstand". Aber "Hausverstand" bedeutet inzwischen das genaue Gegenteil, nämlich scheinvernünftiges, dummschlaues, im Grunde fortschrittsfeindliches Beharren auf dem Althergebrachten.

Die ÖVP Niederösterreich hat in ihrer Not den Begriff der "Normaldenkenden" erfunden. Liebe ÖVP: Jeder, der seine Vernunft gebraucht, denkt "normal", halt nur mit verschiedener politischer, sozialer etc. Ausrichtung.

Das waren bisher eher rechte Beispiele. Die progressive Linke kann es aber auch: "Kriegstreiber" sind in ihrer Lesart Leute, die meinen, dass sich die Ukraine nicht gegen einen kriegsverbrecherischen Überfall wehren können soll. "Transatlantiker" solche, die bei aller Problematik doch eine westliche Demokratie wie die USA für besser halten als eine asiatische Despotie wie Russland.

Weitere Vorschläge erbeten. (Hans Rauscher, 22.6.2023)