Der Tauchroboter Victor 6000 am Beginn eines Tauchganges.
Victor 6000 wird von einer 25-köpfigen Crew an Bord der L'Atalante ferngesteuert.
OLIVIER DUGORNAY - IFREMER, Reuters

Update: Nach der Veröffentlichung des Artikels wurde bekannt, dass die "Titan" aus aktuell noch ungeklärten Gründen tragischerweise während ihres Tauchgangs implodierte, wobei alle Besatzungsmitglieder zu Tode kamen. Die Überschrift wurde angepasst, der untenstehende Text ist als veraltet anzusehen.

Ein Unterwasserroboter namens Victor 6000 könnte die letzte Hoffnung auf eine erfolgreiche Rettung der fünf Mitglieder des verschollenen Titanic-Tauchboots sein. Der unbemannte Tauchroboter kann deutlich tiefer tauchen als alle anderen Geräte, die aktuell im Suchbereich im Einsatz sind. Der Roboter wird von einem 25-köpfigen Team an Bord der L'Atalante des Marineinstituts Ifremer ferngesteuert. Dabei hängt das Gerät an einem acht Kilometer langen Kabel, das die Stromversorgung sicherstellt. Victor 6000 kann das Wrack der Titanic erreichen, das auf dem Grund des Nordatlantiks in etwa 3.800 Metern Tiefe liegt.

VIDEO: Sauerstoffvorräte von Mini-U-Boot "Titan" gehen zur Neige
AFP

Olivier Lefort, Leiter der Marineoperationen bei Ifremer, sagte gegenüber Reuters, dass der Roboter zwar nicht über die nötige Kraft verfüge, um das zehn Tonnen schwere Tauchboot an die Oberfläche zu befördern. Aber es sei möglich, die Titan zu befreien, wenn sie sich am Wrack der Titanic verheddert habe. "Victor ist in der Lage, mit seiner Videoausrüstung visuelle Erkundungen durchzuführen", sagte Lefort. "Er ist auch mit Manipulationsarmen ausgestattet, mit denen man das U-Boot befreien könnte, indem man etwa Kabel durchtrennt, die es am Grund blockieren." Das staatliche französische Meeresforschungsinstitut hat Erfahrung mit der letzten Ruhestätte der Titanic. Das Institut hat daran mitgearbeitet, das Wrack im Jahr 1985 zu orten.

Gesteuert mit einem Gamepad

Victor 6000 verfügt über zwei Greifarme mit einer maximalen Hebelast von 100 Kilo. Diese werden üblicherweise verwendet, um Messgeräte am Meeresboden abzusetzen. Zur Steuerung verfügt der Roboter über eine zoombare Hauptkamera sowie insgesamt sieben Hilfskameras. Acht Scheinwerfer mit einer Leistung von fünf Kilowatt sorgen für die Beleuchtung.

An Bord des Tauchbootes befinden sich der Geschäftsführer von Oceangate Expeditions, Stockton Rush, der britische Milliardär und Abenteurer Hamish Harding, der pakistanische Geschäftsmann Shahzada Dawood und sein 19-jähriger Sohn Suleman sowie der französische Entdecker Paul Henry Nargeolet. Das 6,7 Meter kleine und 9,5 Tonnen schwere Gefährt der Cyclops-Klasse war auf dem Weg zum Wrack der Titanic und wird seit Sonntagvormittag vermisst. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs verlor die Titan die Verbindung zum Forschungsschiff Polar Prince. Seitdem fehlt jede Spur. Schätzungen der US-Küstenwache zufolge dürfte der Sauerstoff nur noch bis Donnerstagmittag mitteleuropäischer Zeit reichen.

Die Titan kann bis zu 4.000 Meter tief tauchen und ist damit eines von wenigen Tauchbooten, die bemannt in derartige Tiefen vordringen können. Gesteuert wird es mit einem handelsüblichen Gamecontroller, dem Logitech F710 um rund 40 Euro aus dem Jahr 2010. (pez, 22.6.2023)