Screenshot aus dem MMO The Elder Scrolls Online
"Elder Scrolls VI" erscheint nicht in den nächsten fünf Jahren (Screenshot von "The Elder Scrolls Online" von Zenimax Online).
The Elder Scrolls Online

Große Games-Publisher sind naturgemäß extrem vorsichtig, womit sie an die Öffentlichkeit gehen. Ein verfrühter Leak von Material kann das Ende eines millionenschweren Projekts bedeuten, unbedachte Aussagen können massiven Schaden verursachen. Die Marketingabteilungen planen die Kommunikation mit der Öffentlichkeit darum akribisch, und Vertreterinnen und Vertreter der Branche sind üblicherweise eher wortkarg, wenn sie auf Release-Termine und Details über den Stand der Entwicklung angesprochen werden.

Phil Spencer, der Chef der Gaming-Sparte von Microsoft, ist da keine Ausnahme. Doch nun steht er vor Gericht, und es geht um den größten Deal der Gaming-Geschichte: Microsoft will Activision Blizzard um 69 Milliarden US-Dollar übernehmen. Die US-Handelsaufsicht FTC hat gegen den Deal ein Veto eingelegt. Ein Richter aus San Francisco muss nun entscheiden, ob er der von der FTC geforderten einstweiligen Verfügung stattgibt. Vor Gericht und unter Eid hat Spencer deshalb einige Geheimnisse bekanntgegeben, um den Deal doch noch durchzubringen.

"Elder Scrolls VI" wohl erst nach 2028

Der Vorwurf der FTC: Microsoft würde nach der Übernahme von Activision zum marktbeherrschenden Gaming-Riesen aufsteigen, und die Konkurrenz, allen voran Sony, würde plötzlich im Nachteil sein. Deshalb versucht Microsoft in der Verhandlung möglichst klein zu erscheinen und greift dafür zu einem Trick. Der Konzern will erreichen, dass die FTC die Nintendo Switch ebenfalls als Konkurrenzkonsole anerkennt. Damit wäre Microsoft mit seiner Xbox plötzlich mit 16 Prozent Marktanteil nur noch die Nummer drei auf dem Konsolenmarkt, nicht bloß die Nummer zwei hinter Sonys Playstation.

Das führte vor Gericht zu einigen für Gamerinnen und Gamer eigenartig anmutenden Diskussionen: Im Verhandlungssaal wurde eine Switch vorgeführt, und die Vertreter der FTC argumentierten, dass sich Nintendos Konsole allein schon von der Bauform erheblich von Playstation und Xbox unterscheide. Außerdem musste Spencer Auskunft darüber geben, wie viele Frames pro Sekunde die Xbox im Vergleich zur Switch in bestimmten Spielen schafft, wie "The Verge" ausführlich berichtet.

Phil Spencer am Weg zum Gerichtsgebäude in San Francisco.
Xbox-Chef Phil Spencer auf dem Weg zur Verhandlung.
APA/Getty Images via AFP/GETTY

Microsofts Versuch, als möglichst kleiner Fisch am Gaming-Markt zu erscheinen, führte zu einer naheliegenden Frage der FTC: Ob Microsoft den aktuellen Konsolenkrieg verloren habe, wollte einer der Anwälte wissen. Spencer dachte längere Zeit über seine Antwort nach. "Da die Konsolenkriege ein soziales Konstrukt mit der Community sind, würde ich unsere Community niemals ausschließen wollen, sie sind große Fans", antwortete Spencer. "Wenn man sich unseren Marktanteil im Konsolenbereich über die letzten 20 Jahre ansieht, liegen wir an dritter Stelle. Wir liegen beim Konsolenanteil weltweit hinter Sony und Nintendo."

Microsoft kaufte Bethesda aus Angst vor Sony

Die FTC wirft Microsoft vor, eigene Spiele exklusiv auf Xbox und Gamepass zu vermarkten. Sony-Kunden könnten ausgesperrt werden. Das führte zu der Frage, ob der zu erwartende Rollenspiel-Hit "Elder Scrolls VI" ein Xbox-exklusives Spiel ist. Dabei verriet Spencer, dass das Game wohl erst nach dem Jahr 2028 erscheinen dürfte. "Ich denke, wir waren ein wenig unklar darüber, auf welchen Plattformen das Spiel erscheinen wird, wenn man bedenkt, wie weit das Spiel in der Zukunft liegt", sagte Spencer, der einen Zeitraum von "mehr als fünf Jahren" nannte. Auch das im Herbst erscheinende "Starfield" wird nicht auf der Playstation erscheinen, dabei wäre das Spiel beinahe exklusiv auf den Sony-Plattformen erschienen.

Das sorgte für eine der größten Überraschungen am zweiten Tag der Verhandlungen: Spencer verriet, dass Sony seine Konkurrenten regelmäßig dafür bezahle, "unsere Plattform zu überspringen", und Microsoft der Meinung gewesen sei, Bethesda besitzen zu müssen, um konkurrenzfähig zu sein. 2021 kam der Deal mit Bethesda-Mutter Zenimax zustande, die Redmonder zahlten dafür 7,5 Milliarden Dollar.

Noch bis Mittwoch wird verhandelt. Es steht viel auf dem Spiel. Microsoft hat bis zum 18. Juli Zeit, um die geplante Übernahme abzuschließen. Andernfalls muss das Unternehmen drei Milliarden Dollar an Abfindungszahlungen an Activision Blizzard zahlen oder neue Bedingungen aushandeln. Die FTC ist nicht die einzige Aufsichtsbehörde, die versucht, diesen Deal zu verhindern. Die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (CMA) beschloss im April, die Übernahme zu blockieren. Alle Hintergründe und möglichen Konsequenzen der geplanten Übernahme von Activision durch Microsoft hat DER STANDARD hier zusammengefasst. (pez, 25.6.2023)