Musikverein
Kommt mit Johann Strauß in den Grazer Musikverein Emmanuel Tjeknavorian.
Uwe Arens

Operette

Graz – Der Grazer Musikverein steht für substanzvolle Programme und Entdeckungen. Und zweifellos fällt die Strauß-Fledermaus mit Dirigent Emmanuel Tjeknavorian in diese Kategorie. Der Geiger Tjeknavorian ist ja dabei, sich als Orchesterleiter zu etablieren. Aber warum die Fledermaus im Juni (29. 6.)? Das Werk tendiert doch eher Richtung Silvester! "Saisonschluss ist der eigentliche Jahreswechsel in unserer Branche", sagt Intendant Michael Nemeth. "Kultivierter Humor ist auch das Richtige, um – gerade in diesen Zeiten! – in den Sommer zu starten."

Damit der Operette semiszenische Atmosphäre zuteil wird, werden die in Vergessenheit geratenen "wunderbaren Bühnenbilder der Uraufführungszeit" herbeiprojiziert, wobei auch Anspielung an unsere Tagesthemen den Abend würzen. Tjeknavorian? Zu Zeiten der Lockdowns "produzierten wir einen Stream mit ihm am Pult mit Mozarts Jupiter-Sinfonie", erzählt Nemeth. "Er beeindruckt durch enormes Fachwissen, Frische, akribische Vorbereitung und genaueste Klangvorstellung."

Denken an Harnoncourt

Die kommende Saison im Musikverein zeigt aber, dass Neues und Etabliertes gerne anreist. Es naht das Haydnfest mit Adam Fischer, aber auch die Gründung des Youth Orchestra Alpe Adria. Dirigent Adam Fischer hat übrigens eine Geschichte mit Graz. Es war so vor 50 Jahren, dass er an der Grazer Oper als Korrepetitor tätig war.  Seine Haydn-Reihe, die sich über mehrere Saisonen ziehen wird, bringt bedeutende Instrumentalwerke. Aus dem  Vokalbereich dirgiert er zudem "Orfeo ed Euridice", während 2024 und 2025 die großen Oratorien "Die Jahreszeiten" und "Die Schöpfung" folgen.

Geplant ist auch ein Gedenkkonzert für Nikolaus Harnoncourt: Der Concentus Musicus Wien wird mit den Sängerknaben Haydns "Theresienmesse" zur Aufführung bringen. Als Dirigentinnen? Joanna Mallwitz ist mit dem Konzerthausorchester Berlin zugegen wie auch Dirigentin Marie Jacquot mit den Wiener Symphonikern. Vokaldebüts gibt es wiederum von bekannten Namen wie André Schuen oder Klaus F. Vogt. Natürlich ist auch die Fledermaus nicht frei von Prominenz: Rosalinde ist Christiane Karg, und Michael Schade ist der schräge Prinz Orlofsky.

Programm braucht Unterstützung

Wie geht es dem Haus angesichts von Inflation, Energiekosten und weiteren ökonomischen Fragen? Nemeth: "Wir haben die höchsten Karteneinnahmen seit langem, aber auch die höchsten Ausgaben. Branchenkollegen und ich fordern einen Teuerungsausgleich für Kulturbetriebe, um die kommenden zwei Saisonen einigermaßen ,über die Bühne' bringen zu können, ohne das Angebot – und somit die Attraktivität des Programms – zu schmälern." Nur 17 Prozent des Budgets seien Subventionen.

"Die hohe Eigenwirtschaftlichkeit muss man sich erst mal leisten können. Wir arbeiten gerade massiv daran, Stadt und Land zu einer Subventionserhöhung zu bewegen, denn Mitstreiter vor Ort bekommen bis zur sechsfachen Unterstützung. Wir bringen aber immerhin Weltklasse im Wochentakt in die ,Kulturhauptstadt' Graz. Und das seit Jahrzehnten! Sponsoren helfen sehr, müssen aber jedes Jahr aufs Neue akquiriert werden." So bleibt nicht nur das Programm in Graz spannend, sondern auch die ökonomische Lage... (Ljubisa Tosic,24.6.2023)