Immer mehr Techfirmen bemühen sich um nachhaltigere Gestaltung ihrer Produkte. Ein positiver Trend ist – trotz allerlei Fällen von sogenanntem Greenwashing – zu erkennen. Auch Acer will hier mitmischen und hat dafür die Vero-Serie ins Rennen gebracht, unter deren Namen auch Laptops hergestellt werden.

Diese sollen die Ökobilanz des taiwanischen Konzerns aufbessern und gleichzeitig auch solide Begleiter für Arbeit und Freizeit sein. Vor wenigen Monaten wurden neue Modelle vorgestellt. DER STANDARD hat das Flaggschiff mit der Kennung Aspire AV15-52 getestet. Verkauft wird es in der vorliegenden Variante (AV15-52-78JQ) ab etwa 900 Euro.

Acer auf Umweltmission

Auf der Vero-Infoseite findet sich ein Katalog an Maßnahmen, die dieses und andere Notebooks der Serie in Sachen Umweltfreundlichkeit von anderen Produkten abheben sollen. 50 Prozent des Netzteilgehäuses und 40 Prozent des Computergehäuses bestehen demnach aus recyceltem Kunststoff (PCR). Ebenso zur Hälfte aus wiederverwertetem Material sind die Tastaturkappen, was man zu Brandingzwecken mit gespiegelter Ausrichtung der "R"- und "E"-Taste aufzeigt.

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Das große Touchpad besteht aus "Oceanglass". Die Namensgebung ist allerdings irreführend, denn tatsächlich soll es sich um aus dem Meer gefischten Kunststoff handeln, der hier wiederverwertet wurde. Weiters beworben werden der Verzicht auf eine Lackierung des Gehäuses, der reparaturfreundliche Aufbau und die zu 90 Prozent aus Altpapier bestehende Verpackung, deren innere Trennwand sich zu einer Notebookhalterung falten lässt.

Das ist grundsätzlich begrüßenswert, viele dieser Aspekte lassen sich freilich nicht einfach nachprüfen. Grundsätzlich ist es aber erfreulich, wenn der laut neueren Daten immerhin viertgrößte PC-Hersteller der Welt Akzente in puncto Umwelt- und Klimaschutz setzt. Sehr wohl untersuchen lässt sich natürlich die Reparierbarkeit, doch dazu mehr am Ende des Tests.

Basics

Beim Testmodell handelt es sich um einen Laptop mit 15,6-Zoll-Display (IPS) und Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel), das eine Bildwiederholrate von 60 Hertz bietet. In der Maximalausführung kommt ein Intel Core i7-1255U zum Einsatz. Er bringt 10 Kerne mit, 8 davon sind sparsamere "Efficiency Cores", zwei wiederum leistungsstärkere "Performance Cores" mit Multithreading, was insgesamt 12 Rechenthreads ergibt, die Aufgaben abarbeiten können. Die grundlegende Leistungsaufnahme liegt bei 15 Watt, kann aber unter Last auf bis zu 55 Watt ansteigen. In den Prozessor integriert ist eine Xe-Grafikeinheit.

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Kombiniert wird der an sich DDR5-taugliche Prozessor mit 2 x 8 GB DDR4-RAM in der maximal möglichen Taktung von 3.200 MHz. Dazu kommt eine 1-TB-SSD (M.2 Anschluss, NVMe-Anbindung) in Form der SN740 von Western Digital. Vorinstalliert ist Windows 11 Home.

An Verbindungsmöglichkeiten gibt es einen Wifi 6E-Chip nebst Bluetooth 5.2-Support. Linksseitig findet sich ein Ladeanschluss (Hohlbuchse), ein Gigabit-RJ45-Netzwerkport, ein HDMI 2.0-Ausgang, zwei USB-A 3.0-Ports sowie eine USB-C-Buchse. Letztere unterstützt Thunderbolt 4 und kann ebenfalls zum Aufladen des Laptops genutzt werden. Tatsächlich ist das 65-Watt-Netzteil auch genau für diesen Anschluss bestückt.

Entlang der rechten Seite zu finden sind ein Kensington Lock, ein weiterer USB-A 3.0-Port sowie die 3,5mm-Klinke für Kopfhörer, Headsets oder Lautsprecher. Das Gerät misst in geschlossenem Zustand 363,4 x 238,4x17,9 mm und wiegt 1,76 Kilogramm.

Ergonomie

Die Optik mag eigenwillig sein, das Gehäusematerial wirkt aber an sich robust. Ob der Verzicht auf eine Lackierung der Kratzfestigkeit schadet, ist schwer zu sagen, definitiv hilft es aber dabei, dass nicht jeder einzelne Fingerabdruck zu sehen ist.

Zu bemängeln ist allerdings die mangelnde Steifigkeit des Gehäuses. Der Laptop lässt sich sehr leicht verwinden und das Display war beim Testmuster schon ab Werk daher leicht "curved". Das Scharnier des Bildschirms hält diesen immerhin stabil im eingelegten Winkel, was ihn aber nicht davon abhält, schon bei leichter Berührung oder Erschütterung zu "wobbeln". Arbeiten im Zug oder mit dem Laptop auf den Beinen wird damit zumindest erschwert.

Der maximale Neigungswinkel des Displays. Die Unterkante mit Gummilippe dient auch als Abstandhalter, um die Unterseite anzuheben. Das verbessert die Belüftung und macht auch das Schreiben einfacher.
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Keine Beschwerden gibt es hinsichtlich der Chicklet-Tastatur. Die Tasten bringen für einen Laptop einen recht knackigen Widerstand aber eher sanften Druckpunkt mit. Nach etwas Eingewöhnung lässt sich damit gut schreiben. Der Lärmpegel dabei ist niedrig, was natürlich gut für Büroeinsatz ist. Die weiße Beleuchtung geht automatisch beim Drücken einer Taste an und nach circa einer halben Minute Inaktivität wieder aus. Die Helligkeit kann in zwei Stufen geregelt oder die Beleuchtung komplett deaktiviert werden.

Das Touchpad arbeitet zuverlässig, bietet allerdings keine Scrolloption. Die Erkennung von Mehrfinger-Wischgesten klappt gut, allerdings muss man aufpassen, dabei nicht versehentlich die integrierten Maustasten zu betätigen. Denn die sind fast etwas zu leichtgängig. Für schnelleren Login ist im Touchpad außerdem ein Fingerabdruckscanner verbaut, der gelegentlich die Erkennung verweigert.

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Der Bildschirm liefert paneltypisch gute Farben und Kontraste mit Defiziten beim Darstellen von Schwarz und dunklen Grautönen. Acer gibt die Helligkeit mit 250 cd/m² an. Gemessen ist die Ausleuchtung recht gleichmäßig, einzig in der Mitte fällt sie etwas heller aus, was mit freiem Auge aber nicht zu erkennen ist. Für Außeneinsatz ist der Laptop nur bedingt tauglich, zumindest der entspiegelte, matte Bildschirm kommt ihm hier entgegen.

System und Leistung

Das Windows-System ist flott eingerichtet und bootet danach in wenigen Sekunden. Es wurde leider mit mancher Bloatware angereichert, darunter eher zweifelhafte Free2Play-Games wie "Forge of Empires". Neben dem Acer Care Center und Norton Antivirus nebst Testlizenz ist auch noch Vero Sense am System zu finden. Dabei handelt es sich um ein Tool, das den Energieverbrauch über verschiedene Performancemodi senken bzw. die Akkulaufzeit verlängern soll. Im Prinzip ist es eine aufgeräumtere Variante der Windows-Energieeinstellungen mit vier vorkonfigurierten Varianten. Zudem lässt sich einstellen, ob man den Akku des Laptops vollständig oder zur Schonung nur auf bis zu 80 Prozent Kapazität laden möchte.

Leistungstechnisch bewegt sich der Laptop vorwiegend im Office-Segment, wobei Prozessor und die Xe-Grafikeinheit, die sich maximal 2 GB des RAM als Grafikspeicher borgen kann, auch Potenzial für Casual Gaming versprechen. Von der i7-Bezeichnung sollte man sich nicht täuschen lassen, das "U" am Ende weist die CPU als Modell für Notebooks mit niedrigerer Leistungsaufnahme – vormals als "Ultrabooks" vermarktet – aus, wenn auch als eine der stärkeren Varianten selbiger in der 12. Prozessorgeneration.

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Dementsprechend wenig Mühe hat das Acer Vero AV15-52 mit Office-Multitasking zwischen Browser, Kommunikationssoftware, Mailclient und Textverarbeitung. In diesem Betrieb bleibt er auch angenehm leise. Man muss schon prozessor- oder grafikintensive Anwendungen und Spiele bemühen, um die Lüftung über die Lautstärke eines Flüstergeräusches zu bringen. Selbst dann wird das Gerät nicht wirklich störend laut.

Abwärme entweicht vorwiegend über Schlitze entlang der rechten Bildschirmunterkante. Aber auch bei den Belüftungsöffnungen auf der Unterseite ist die Erwärmung spürbar. Wer das Gerät auf den Beinen stehen hat, wird das nach einiger Zeit auch merken. Das gilt allerdings ausschließlich bei höherer Last, ansonsten bleibt die Hardware ausgesprochen kühl. Die Temperaturen der CPU-Kerne bewegen sich im Leerlauf und Office-Betrieb in etwa zwischen 38 und 45 Grad. Stresst man das Gerät mit Benchmarks und Spielen steigt die Betriebstemperatur der Effizienz-Kerne in die 60er und jene der beiden Performance Cores gerade einmal in die hohen 70er – und das bei 27 Grad Raumtemperatur.

Ein Grund dafür ist natürlich auch die niedrige Leistungsaufnahme, die sich auch in der Performance widerspiegelt. Um ein Beispiel zu nennen: Das grafisch wenig anspruchsvolle "League of Legends" pendelt bei besten Einstellungen während eines Matches zwischen 65 und 90 Frames pro Sekunde, ist also absolut flüssig spielbar. Gerade neuere Titel mit komplexerer 3D-Grafik kann man bestenfalls mit stark reduzierten Details und verringerter Auflösung flüssig spielen, für viele Indietitel, ältere Games und Emulation taugt die Hardware aber allemal.

Ein Testbild mit der Webcam unter Kunstlicht.
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Sound und Akkulaufzeit

Während das Display passabel ist, ist der Stereosound des Acer Vero AV15-52 ein wenig erquickliches Erlebnis. Bei lauterer Wiedergabe wird der Sound schnell blechern, Bässe sind erwartungsgemäß kaum vorhanden, und selbst bei niedrigerer Lautstärke klingt alles etwas verwaschen. Das integrierte Mikrofon bietet passable Aufnahmequalität für Sprachchats.

Die Webcam ist mit einer Auflösung von 2 Megapixel zumindest am Papier ein Fortschritt zu vielen anderen Laptops. In der Praxis plagt sie sich aber bereits unter Kunstlicht mit Schärfeproblemen und verwaschenen Farben. Wer den HDR-Modus nicht aktiviert, bekommt eine noch blassere Wiedergabe serviert. Als Versehen einzustufen ist zudem die Tatsache, dass es für die Kamera keinen integrierten Privacy-Schieber gibt.

Immerhin: Die Akkulaufzeit kann sich sehen lassen. Die beworbenen 13 Stunden sind zwar eher optimistisch und wohl nur mit abgedunkeltem Display und Schreibarbeit machbar, bei realistischer Arbeitsnutzung sind 8 bis 10 Stunden aber durchaus realistisch.

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Reparaturfreundlichkeit

Zu guter Letzt der versprochene Blick auf die Reparierbarkeit. Und hier schlägt sich das Acer Vero in der Tat passabel. Wenngleich es keine dedizierte Wartungsklappe gibt, lässt sich die Unterseite des Gehäuses recht einfach öffnen. Man muss lediglich 11 Schrauben (Kreuzschlitz) entfernen und anschließend die Abdeckung vorsichtig von den Klammern ablösen, die sie mit dem Mittelteil verbinden. Dies geht einfach mit einem Kunstoff-Stemmwerkzeug, einem dicken Plektrum oder zur Not auch einer Kreditkarte.

Darunter kommt ein in der Tat recht austauschfreundlicher, modularer Aufbau zum Vorschau. Viele Komponenten lassen sich bereits hier einfach austauschen, wobei auch hier ausschließlich Kreuzschlitzschrauben zu ziehen und höchstenfalls noch Steckverbindungen zu lösen sind. Wer den RAM erweitern möchte, muss den verbauten 8-GB-Riegel ersetzen. Es gibt nur einen Steckplatz, die anderen acht GB sind – ein Wermutstropfen – fix verlötet. Unterstützt werden maximal 24 GB.

Auch die SSD und die WLAN-Karte können einfach gewechselt werden. Detto ist eine Erneuerung der Leitpaste zwischen Heatsink und Prozessor und ein Tausch der Lüfter leicht durchführbar. Zur Kühlung werden zwei Heatpipes und Lüfter genutzt, was auch erklärt, warum die Hardware schwer zu überhitzen ist. Lob gebührt auch dafür, dass Acer darauf verzichtet hat, den Akku einzukleben. Er kann nach dem Lösen von zwei Schrauben – auch intern kommt, soweit ersichtlich, nur Kreuzschlitz zum Einsatz – einfach herausgehoben werden.

Das Innenleben des Acer Aspire Vero AV15-52.
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Ebenfalls einfach ersetzbar sind die beiden Lautsprecher sowie ein Daughterboard entlang der rechtsseitigen Anschlüsse. Hier dürfte es aber schwerer werden, selber Ersatzteile aufzutreiben, während etwa passende Lüfter und selbst Akkus häufig auch von Drittherstellern angeboten werden.

Etwas schwieriger wird es bei anderen Komponenten, wer bereits etwas Erfahrung mit der Zerlegung von Notebooks hat, sollte aber gut zurecht kommen. Acer hat sich auch sichtlich bemüht, sonst oft schwierig zu erreichende Steckverbindungen so zu legen, dass man sie unkompliziert lösen und wieder verbinden kann. Wenngleich der Laptop natürlich kein Äquivalent zum "Framework" ist, ermöglicht er für ein typisches Consumer-Gerät einen hohen Grad an Selbsthilfe.

Fazit

Acers "grüner" Vero-Laptop AV15-52 erweist sich als insgesamt zuverlässiges Arbeitstier, allerdings hätte ihm ein weniger verwindungsfreudiges Gehäuse nicht geschadet. Die gegebene "Knautschigkeit" macht ihn für Arbeit "on the go" weniger attraktiv. Wer ihn aber ohnehin vorwiegend stationär in Büro oder Wohnung nutzen möchte, kann dieses Kriterium hintanstellen. Verarbeitet ist das Gerät sonst sauber, die Anschlussvielfalt sollte den meisten Bedarf abdecken.

Leistungstechnisch liefert die Hardware Erwartbares. Für Office und "Casual Games" taugt der Laptop allemal. Eine Plattform für anspruchsvolle Gamer ist er ganz klar nicht. Dafür ist er ausgesprochen leise und erreicht selbst unter Last keinen all zu nervigen Lärmpegel. Das Display tut was es soll, beim gegebenen Preisniveau stellt sich aber natürlich die Frage, ob nicht mehr geboten werden sollte. Die Qualität der Soundwiedergabe per Lautsprecher ist zudem durchwachsen, jene des Mikrofons in Ordnung. Webcams gibt es definitiv bessere.

Viele Elemente sollen zu einem guten Teil aus recyceltem Kunststoff bestehen, was dem Gerät eine bessere Ökobilanz im Vergleich zu vielen Konkurrenten bescheren soll. Das ist im Rahmen eines Hardwaretests freilich nicht überprüfbar. In puncto Reparierbarkeit kann das Notebook aber überzeugen, wenngleich leider ein Teil des RAM fix verlötet ist. Wer einen Kreuzschlitzschraubenzieher und ein simples Öffnungswerkzeug zur Hand hat, kann den Laptop nicht nur leicht öffnen, sondern viele Komponenten ohne großes Vorwissen austauschen. Auch für weitere Zerlegung braucht es nicht mehr Werkzeug. Der Innenaufbau des tragbaren Rechners ist – das muss man neidlos anerkennen – vorbildlich. (gpi, 2.7.2023)