Gustav Klimt bleibt der mit Abstand teuerste Künstler Österreichs. Dienstagabend gelangte sein Gemälde Dame mit Fächer (1917) bei Sotheby’s in London zur Auktion und erzielte einen Sensationspreis: 85,3 Millionen Pfund oder umgerechnet 99,57 Millionen Euro markieren den höchsten je für ein Kunstwerk in Europa erzielten Kaufpreis und einen neuen Weltrekord für ein Gemälde des Künstlers.
Das von Helena Newman, Vorsitzende von Sotheby’s Europe und weltweite Leiterin der Sparte Impressionist & Modern Art, zwischen einem Telefonbieter und drei Saalbietern dirigierte Bietgefecht dauerte gute zehn Minuten. Den Zuschlag erteilte sie bei netto (exklusive Aufgeld) 74 Millionen Pfund (86,89 Millionen Euro) an eine Saalbieterin: genauer an Patti Wong, die das Gemälde im Auftrag "eines Sammlers aus Hongkong" ersteigerte, wie das Auktionshaus informierte.
Wong gilt als ehemaliges Urgestein von Sotheby’s. Ende vergangenen Jahres verließ sie das Unternehmen nach drei Jahrzehnten und gründete gemeinsam mit einem Kollegen im Jänner eine Kunstberatungsfirma.
Neuer Auktionsweltrekord
Die im Vorfeld mit umgerechnet 75 Millionen Euro bezifferten und dem Verkäufer unabhängig vom Verlauf der Versteigerung garantierten monetären Erwartungen wurden damit merklich übertroffen. Auf einen neuen Auktionsrekord hätten Insider aufgrund der angespannten weltwirtschaftlichen Lage vielleicht gehofft, aber wohl nicht gewettet.
Das Gemälde, das 2021 für ein Jahr im Belvedere als Leihgabe eines unbekannten Eigentümers gastierte, gilt als letztes von Klimt gemaltes Porträt. Mit umgerechnet 108,4 Millionen Dollar nahm die von ostasiatischen Ornamenten und Motiven umgebene Dame mit Fächer auch diese Erfolgshürde und übertraf den bisherigen Rekord, den Christie’s im November 2022 für Klimts Birkenwald erzielte 105 Millionen Dollar.
Die im Rahmen von "Private Sales" abseits öffentlicher Versteigerungen erzielten Kaufpreise für Werke von Gustav Klimt liegen mit 135 Millionen Dollar für das "goldene" Porträt von Adele Bloch Bauer (Neue Galerie, New York) oder kolportierten 200 Millionen Dollar für seine Wasserschlangen II deutlich darüber. (Olga Kronsteiner, 27.6.2023)