Der rechte TV-Sender Auf 1, laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands "eines der reichweitenstärksten rechtsextremen Medien aus Österreich", wirbt mit der Ankündigung eines TV-Kanals eindringlich um Spenden seines Publikums. Auf-1-Chefredakteur Stefan Magnet kündigt in Videos einen Sendestart im deutschsprachigen Raum im Herbst an, man habe alle rechtlichen Voraussetzungen und brauche nur noch die Finanzierung. Bei der Medienbehörde Komm Austria liegt bisher kein Antrag auf Satellitenzulassung vor, hieß es dort auf STANDARD-Anfrage. 

Auf dem rechten Weg: Auf-1-Chefredakteur Stefan Magnet im jüngsten Spendenvideo.
auf1.tv Screenshot

Um den deutschsprachigen Raum mit einem TV-Kanal zu erreichen, empfiehlt sich der den Markt dominierende Satellitenbetreiber Astra, mit dem etwa auch die österreichische ORF-Tochter ORS zusammenarbeitet und selbst die Satellitenübertragung via Astra vermarktet. ORS-Sprecher Michael Weber berichtet auf STANDARD-Anfrage vom Austausch mit Astra und dem Anbieter Media Broadcast, diese drei relevanten Anbieter wüssten bisher nichts von einem Satellitenplatz für Auf 1.

DER STANDARD bat Magnet per Mailanfrage um Auskunft über Lizenz, Satellitenplatz und Finanzierung. Wenn dazu Informationen kommen, werden wir sie hier ergänzen. 

In Österreich braucht man eine Zulassung für die Satellitenverbreitung. Auf 1 könnte aber auch mit Inhalten Programmfenster in einem bestehenden Satellitenprogramm bespielen, doch das könnte je nach Inhalt und Vertragskonstruktion auch für den Lizenzinhaber rechtlich interessant werden.

Magnet spricht im Video von einem Kanal und von der Absicht, andere Alternativmedien zu Beiträgen auf dem Kanal einzuladen. Eine Lizenz im europäischen Ausland wäre ebenfalls eine mögliche Option für Auf 1 via Satellit.

"Ich bettle nicht um Spenden"

Auf-1-Kopf Magnet erklärt in einem dieser Tage veröffentlichten Video mit einem weiteren Spendenaufruf, dass der Sender sich bereits über Monate zunächst um eine Lizenz, dann um einen TV-Kanal bemüht habe und "alles juristisch und logistisch auf Schiene gebracht" sei. Er könne "heute keine Details verraten, aber wir haben die Verträge, wir haben einen Sendeplatz". Und mit dieser Aussage wirbt er um Geld: "Was uns fehlt, ist die Finanzierung, das Geld". Bisher habe man "nur einen Bruchteil" der benötigten Mittel, "alleine um einen Sendeplatz finanzieren zu können". 

Magnets Botschaft: Wenn die Fans nicht genügend Geld lockermachen, wird es nichts mit dem TV-Sender – "wir sind eine untrennbare, aufeinander angewiesene Gemeinschaft". Und dann werde es eben auch nichts mit der "Medienrevolution" in der "Glotze", um die "schlafenden" Menschen dort mit "Wahrheit" zu versorgen im "Bereich der Lügenmedien", die als "deep state" - in dem Zusammenhang genannt: ARD und ORF – "alternative Medien kaltstellen" wollten. "Denn es ist für ein normales Gehirn nicht vorstellbar, mit welcher kriminellen Energie und bösartigen Kreativität der Deep State seine Meinungsdiktatur verteidigt", sagt er da etwa und bemüht sich, das zu erklären. Diese kriminelle Energie führt etwa dazu, wie Magnet später erklärt, dass die ARD Auf 1 nun nach Stories und Faktenchecks "gezielt totschweigt", seit man einen TV-Kanal angekündigt habe. "Das alles ist kein Zufall", konstatiert Magnet. 

Den Vorwurf auf sozialen Medien, er würde "um Spenden betteln", weist Magnet im Video zurück: "Ich stelle dazu klar, ich bettle nicht um Spenden." 

Die Medienbehörde Komm Austria greift Magnet im Video ebenfalls an. Die Behörde entschied etwa im April 2023, dass "Auf 1" seine Nachrichten auf dem oberösterreichischen Regionalsender RTV nicht rechtswidrig ohne Zulassung sendete. Der Chefredakteur berichtet von einem Termin beim Bundesverwaltungsgericht dazu im Sommer. Es gebe "kein Gesetz" dafür, behauptet Magnet und spricht von einer "zermürbenden Materialschlacht", die er so erklärt: "In ihren Augen darf es nämlich 'Auf 1' einfach nicht geben." Man versuche, den Sender "zum Verstummen" zu bringen und Mittel "abzusaugen" vom Sendebetrieb. Er behauptet, die zuständige Senatsvorsitzende agiere als "verlängerter Arm des ORF" mit dem Hinweis, dass diese Jahre vor ihrer Tätigkeit bei der Behörde auch schon für den ORF gearbeitet hat. Die Medienbehörde Komm Austria ist weisungsfrei und unabhängig gestellt.

"Klimaparanoia"

Magnet kreist im Video um gängige Verschwörungserzählungen wie: "Sie und ich, wir wissen genau, dass die Globalisten unbeirrt und mit Hochdruck an ihrem globalen Gefängnis arbeiten." Er spricht von "great reset", "der größten gigantischen Enteignungsaktion", "unumkehrbarer Massenkontrolle", "Steuerung von fremden und bösen Mächten", "Bevölkerungsreduktion ist Teil des mörderischen Plans", "Sklaverei" drohe, "Klimaparanoia", nur für die Ungeimpften sei Corona vorbei. 

"Auf 1 ist heute eines der reichweitenstärksten rechtsextremen Medien aus Österreich, was vor allem an seiner erfolgreichen Erschließung des deutschen Desinformationsmarktes liegt", sagte der Rechtsextremismusexperte Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW). (fid, 1.7.2023)