Speziell "Call of Duty" war länger Thema im Prozess. Microsoft versuchte die Relevanz kleinzureden, Sony behauptete das Gegenteil.
AP/Peter Morgan

In der Nacht auf Freitag europäischer Zeit endete der letzte Verhandlungstag zwischen der Federal Trade Commission (FTC) und Microsoft. Die US-Handelsbehörde lud in den letzten Tagen zahlreiche Verantwortliche von Microsoft, Sony und anderen Firmen, um die Übernahme des Spieleherstellers Activision Blizzard durch das Unternehmen aus Redmond zu verhindern.

Die Entscheidung des Gerichts wird wohl erst in den nächsten Tagen fallen, aber erste Einschätzungen sagen eine Niederlage der FTC voraus.

Keine Schlacht gewonnen

Es wurde während der Anhörung viel Staub aufgewirbelt. So wurde bekannt, dass Microsoft die halbe Branche auf dem Einkaufszettel hatte, aber auch schlecht geschwärzte Unterlagen von Sony führten unabsichtlich dazu, dass die interessierte Welt auf einmal wusste, dass die letzten Blockbuster des japanischen Konzerns über 200 Millionen Dollar verschlungen haben.

Von einer sehr langen "Call of Duty"-Diskussion zeigte sich die Richterin schnell genervt. Während Microsoft die Relevanz der Marke herunterspielte und eine geplante Exklusivität für die eigene Plattform ohnehin mehrfach verneinte, behauptete Sony genau das Gegenteil. In dem Gericht zugespielten Unterlagen verbrachten 2021 über 14 Millionen Playstation-Spieler 30 Prozent ihrer Zeit ausschließlich mit dem Shooter. Die Franchise brauchte Sony in diesem besagten Jahr weltweit geschätzte 1,5 Milliarden Dollar ein. 

Der Gamepass, so Ryan weiter, sei zudem ein großes Problem für die Branche. "Ich habe mit allen Publishern gesprochen, und sie lehnen Game Pass einhellig ab, weil er wertevernichtend ist". So präsentierte sich Sony als größter Unterstützer der FTC. Trotzdem prallten viele Argumente vor Gericht ab.

Richterin Scott Corley und auch Beobachter vor Ort, etwa der "The Verge"-Redakteur Tom Warren, kommentieren den Auftritt der FTC-Anwälte oftmals als unbeholfen und schlecht vorbereitet.

Verschiedene Szenarien

Bei einem Sieg der FTC würde die damit verbundene Verfügung verhindern, dass Microsoft bis zum anvisierten Datum, den 18. Juli 2023, den Deal abschließen kann. Würde sich der US-Konzern dann aus dem Geschäft zurückziehen, müssten sie drei Milliarden Dollar Vertragsstrafe zahlen und in eine schwierige Neuverhandlung gehen. Ob die Redmonder nach anderthalb Jahren Rechtstreitigkeiten darauf Lust haben, kann bezweifelt werden.

Legt man die während der Anhörung geäußerte Kritik an der FTC so aus, dass die Argumente nicht schlüssig genug waren, die Akquisition als mögliche Monopolisierung des Marktes darzustellen, könnte Microsoft als Sieger und baldiger Besitzer von Marken wie "Call of Duty" und "Diablo" gelten. Für das "Wall Street Journal" wäre das gleichzeitig eine herbe Niederlage für die FTC, die dann künftig versuchen sollte, keine "weiteren ungünstigen Präzedenzfälle zu riskieren". (aam, 29.6.2023)