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Die kanadische Comicautorin Kate Beaton arbeitete zwei Jahre auf einer Ölsand-Förderanlage in der kanadischen Provinz Alberta. Natur und Mensch werden dort gnadenlos ausgebeutet, meint sie.
Reprodukt/Zwerchfell

Wien – Teilnehmende Beobachtung gilt im investigativen Journalismus als Königsdisziplin. Denn auf keine andere Art lassen sich Missstände besser dokumentieren, als wenn man diese am eigenen Leib erfahren hat.

Gerade im Comic- und Graphic-Novel-Bereich setzen viele auf diese Recherchemethode. Eine von ihnen, die kanadische Zeichnerin Kate Beaton, hat es mit ihrem Erfahrungsbericht aus zwei Jahren Arbeit in der kanadischen Erdölindustrie nun sogar auf Bestsellerlisten und in die Buchempfehlungen Barack Obamas geschafft.

Der Ex-US-Präsident weiß wohl, dass die Zustände, die Beaton von den Ölsand-Förderungscamps in der Wildnis Westkanadas berichtet, auch auf sein Land zutreffen.

Beaton hat sich während ihres Studiums für zwei Jahre der Schufterei eines Industriezweigs ausgesetzt, der vom Raubbau an der Natur und an den Arbeitern lebt. Umweltzerstörung, Ausbeutung und Vertreibung indigener Völker, Alkoholismus, Sexismus bis hin zum Missbrauch – die Liste an Vorwürfen, die Beaton erhebt, ist lang. Ursprünglich hatte die heute 39-Jährige den Job während der Nullerjahre nur gemacht, um ihren Studentenkredit zurückzahlen zu können – ein weiteres soziales Problem Nordamerikas.

Jene Männer – auf 50 von ihnen kommt nur eine Frau –, die im Westen Kanadas schuften, stammen überwiegend aus den Ostprovinzen, deren Hauptindustriezweig, der Fischfang, bereits in den 1980er-Jahren seinen Niedergang erlebte – auch das eine Ökokatastrophe.

Beaton lässt all ihre Erfahrungen nun in die 448 Seiten starke Graphic Novel mit dem Titel Ducks einfließen, eine Anspielung auf die Enten, die in den vom Industriedreck verseuchten Gewässern verenden. Obwohl die Autorin sogar eine Vergewaltigung durch einen der Arbeiter schildert, porträtiert sie diese selbst als Opfer – eines toxischen Systems im wahrsten Sinn. (Stefan Weiss, 4.7.2023)