Das Toyota-Logo auf der Motorhaube des Camry Hybrid
Toyota verkündet einen Durchbruch bei Feststoffakkus. Damit soll die Reichweite von Elektroautos deutlich erhöht werden, während die Ladezeit auf zehn Minuten oder weniger sinkt.
REUTERS, Anushree Fadnavis

Der japanische Autokonzern Toyota hat nach eigenen Angaben einen Durchbruch bei der Entwicklung von Festkörperakkus erzielt. Nicht nur sollen dadurch die Reichweiten von Elektroautos deutlich erhöht werden, auch die Ladezeit soll drastisch verkürzt werden, wie das Unternehmen am Dienstag bekanntgab. Außerdem sei es mit der neuen Technologie möglich, die Größe und die Kosten von Batterien zu halbieren.

Das japanische Unternehmen hat laut eigenen Angaben die Produktion des für die Herstellung dieser Batterien verwendeten Materials vereinfacht und bezeichnet diese Entdeckung als einen bedeutenden Fortschritt. "Sowohl bei unseren Flüssig- als auch bei unseren Festkörperbatterien streben wir eine drastische Veränderung der Situation an, in der die derzeitigen Batterien zu groß, zu schwer und zu teuer sind", sagte Keiji Kaita, Leiter des Forschungs- und Entwicklungszentrums.

Kaita ging noch weiter und erklärte, das Unternehmen habe Möglichkeiten entwickelt, eine Festkörperbatterie mit einer Reichweite von 1.200 Kilometern herzustellen, die in zehn Minuten oder sogar noch schneller aufgeladen werden kann. Das Unternehmen geht davon aus, dass es bereits 2027 in der Lage sein wird, die neue Akkutechnologie für den Einsatz in Elektrofahrzeugen herzustellen, so die "Financial Times".

Festkörperbatterien gelten als potenzieller Wegbereiter für die Verkehrswende weg vom Verbrennungsmotor zum Elektrofahrzeug. Sie versprechen kürzere Ladezeiten, eine höhere Kapazität und ein geringeres Brandrisiko als Lithium-Ionen-Batterien, die mit einem flüssigen Elektrolyt arbeiten. Allerdings sind Festkörperbatterien in der Regel schwieriger und kostspieliger herzustellen, was ihre kommerzielle Anwendung einschränkt. Der Autokonzern will nun eine Möglichkeit gefunden haben, die Kosten zu halbieren.

Üblicherweise haben Festkörperakkus auch den Nachteil, dass ihre Lebensdauer beschränkt ist. Feste Elektrolyte dehnen sich beim Laden und Entladen der Batterie immer wieder aus und ziehen sich zusammen, wodurch Risse entstehen können, die die Bewegung der Ionen zwischen Kathode und Anode behindern. Das Unternehmen behauptet nun, dass es der Entwicklungsabteilung gelungen ist, diese Nachteile zu überwinden.

Laut David Bailey, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Birmingham, könnte dies ein Meilenstein für die Zukunft der Elektroautos sein. "Oft gibt es Durchbrüche in der Prototypphase, aber dann ist es schwierig, sie in die Breite zu tragen", sagte er. "Wenn es sich um einen echten Durchbruch handelt, könnte es ein Wendepunkt sein, sozusagen der Heilige Gral der Batteriefahrzeuge", so Bailey.

Trend verschlafen

Bei Toyota ist man sich jedenfalls sicher, dass man den Produktionsprozess vereinfachen könnte, sodass Festkörperbatterien künftig einfacher herzustellen sind als Lithium-Ionen-Batterien. Der japanische Automobilhersteller gilt im Vergleich zu seinen Konkurrenten auf dem Markt für Elektrofahrzeuge als Nachzügler. Viele Jahre hat Toyota auf Hybridantriebe und Wasserstoffautos gesetzt. Das ändert sich nun, spätestens 2030 soll etwa die Luxusmarke Lexus nur noch Elektroautos produzieren. Insgesamt will der Konzern in den kommenden sieben Jahren 30 rein elektrische Modelle auf den Markt bringen.

Ganz ohne Schwierigkeiten ging die Transformation bei Toyota aber nicht vonstatten: Im Juni vergangenen Jahres mussten 2.700 der ersten Elektrofahrzeuge zurückgerufen werden. Es gab die Befürchtung, dass die Räder abfallen könnten. In Großbritannien wurde erst im Juni eine Werbung von Toyota verboten, weil das Unternehmen die Ladedauer der Akkus übertrieben dargestellt und die Kundschaft über die Verfügbarkeit von Schnellladestationen irregeführt habe, berichtete der "Guardian". (pez, 5.7.2023)