Eine ältere, sorgenvoll blickende Frau stützt sich im Supermarkt auf einen leeren Einkaufswagen.
Der Lebensmitteleinkauf beschert vielen Menschen Kopfzerbrechen – und er schmerzt im Börsel.
IMAGO/Bihlmayerfotografie

Preisalarm hat die Arbeiterkammer (AK) heuer bereits mehrmals ausgerufen – zuletzt in der dritten Juniwoche. Da haben sich die AK-Preiswächter die günstigen Produkte bei sieben Wiener Supermärkten und Diskontern vorgeknöpft, darunter Lebensmittel. Die gute Nachricht: Die Teuerung hat sich bei einigen untersuchten Produkten deutlich abgeschwächt: Teebutter war da um 26 Prozent billiger, griffiges Mehl um neun, Salatgurken um acht Prozent. Steil bergauf gingen dagegen die Preise bei Marmelade, Zucker, Erdäpfeln, Sonnenblumenöl, Gouda-Käse. Alles in allem kostete der Warenkorb mit 40 Produkten um 17 Prozent mehr als im Jahr davor. Mit den Preisen, die Konsumenten und Konsumentinnen im Supermarkt bezahlen müssen, beschäftigt sich die AK seit Jahren routinemäßig.

In den vergangenen Monaten gesellten sich aber viele neue Preiswächter dazu. Anfang Mai kündigte Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) nach einem eilig einberufenen Lebensmittelgipfel eine Preisdatenbank an, um Konsumenten beim Einkauf zu mehr Durchblick zu verhelfen – in Aussicht gestellt wurde sie für den Herbst. Mittlerweile versuchen verschiedene privat auf die Beine gestellte Vergleichsportale, den Konsumenten und Konsumentinnen zu mehr Durchblick zu verhelfen – zumindest in der Frage: Wo im Handel kostet die Butter oder die Milch wie viel, wer bietet welche Rabatte? Wer sich für die Konsumentenpreise interessiert, kann sich mit einigem Aufwand einen recht guten Überblick verschaffen.

Branchenuntersuchung

Darüber hinaus ist die Wettbewerbsbehörde (BWB) im Rahmen ihrer Branchenuntersuchung mit der Lebensmittelbranche befasst. Man will den Markt genau analysieren: Gibt es ausreichend Wettbewerb, wie spielen Unternehmen und die Marktmachtmechanismen zusammen? Onlinehandel, Eigenmarken, Marktmachtverhältnisse, Preissteigerungen und wohin sie fließen, die Behörde will sich bis Herbst ein umfassendes Bild machen. Beitragen dazu soll auch der Umstand, dass der Handel Einkaufspreise veröffentlichen soll. Das ist bereits der Fall. Der Lebensmittelhandel (konkret Betriebe des Lebensmitteleinzelhandels mit mindestens 100 Filialen in Österreich, Anm.) meldet auf Basis der Agrarmarkt-Transparenz-Verordnung die Einkaufspreise von 22 verschiedenen Lebensmitteln an die Agrarmarkt Austria (AMA). Dazu zählen Butter, Käse, Fleisch, Geflügel, Zucker, Mehl und verschiedene Obstsorten. Nun wurde erstmals der von der Regierung geforderte Bericht zur Preistransparenz im Lebensmittelhandel veröffentlicht. "Mit dem Lebensmittel-Transparenzbericht ermöglichen wir es Konsumentinnen und Konsumenten anhand von 22 Produkten zu sehen, zu welchen Einkaufspreisen der Lebensmittelhandel einkauft und ob sinkende Einkaufspreise auch tatsächlich bei ihnen ankommen", meint Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) am Mittwoch in einer Aussendung.

Was ist daraus nun abzulesen? Die an die AMA gemeldeten Einkaufspreise der Händler lagen im Schnitt zuletzt für Butter (250 Gramm) bei 1,53 Euro, die wöchentlichen Händler-Einkaufspreise in der Kalenderwoche 25 für Butter gaben gegenüber der Vorjahreswoche um 21 Prozent nach. Es ist also nicht mehr als ein weiterer Puzzlestein in der komplexen Frage, wo und wie genau die Preissteigerungen zustande kommen. Der Bericht wird monatlich auf den Seiten der AMA veröffentlicht. Eine Evaluierung ist für den Herbst geplant. (Regina Bruckner, 6.7.2023)