Audio Technica Earbuds
Die Audio Technica ATH-CKS50TW kosten aktuell rund 155 Euro.
Audio Technica

Audio Technica hat es schon wieder gemacht. Der Hersteller ist bislang eher unter professionellen Musikern bekannt, sind die Produkte aus Japan doch wegen eines üblicherweise guten Preis-Leistungs-Verhältnisses in vielen Tonstudios zu finden. Klang-Puristen bekommen bei den Tonabnehmern für Plattenspieler ohnehin feuchte Augen.

Aber die Zielgruppe aus Klangfetischisten und Profimusikern ist eher schmal, also versucht der Hersteller aus Tokio nun schon seit einiger Zeit, in den deutlich größeren Markt der "Prosumer", also den anspruchsvolleren Konsumentinnen und Konsumenten, vorzudringen. Den Anfang machte Audio Technica mit dem hervorragenden Streaming-Headset ATH-M50xSTS für Pro-Gamer.

Jetzt legen die Japaner nach und liefern mit dem ATH-CKS50TW ein weiteres Produkt für den gehobeneren Massenmarkt. Und weil der Name leider nur für professionelle Codeknacker entschlüsselbar ist, hier die Erklärung: Es handelt sich um Earbuds. Die Frage ist: Kann Audio Technica dem eigenen Anspruch gerecht werden?

Technisches Kraftpaket

Bevor wir zum handfesten Test kommen, zuerst wie immer ein kleiner technischer Exkurs, denn die Earbuds sind mit so ziemlich allem ausgestattet, was der Markt so hergibt – bis auf ein Detail, aber dazu später mehr.

In den Ohrstöpseln sind Neun-Millimeter-Treiber verbaut, was sich eher am unteren Ende des Spektrums für True Wireless Stereos (TWS) befindet. Das kann auf einen geringeren Schalldruck und ein weniger basslastiges Klangbild hindeuten, weil kleinere Treiber auch weniger Luft bewegen. Doch der Hersteller verspricht durch die originell benannte Solid-Bass-Technik dennoch beeindruckende tiefe Töne.

Außerdem verfügen die ATH-CKS50TW über einen Low-Latency-Modus für eine lippensynchrone Wiedergabe von Filmen und Spielen. Darüber hinaus sind die Stöpsel nach dem IPX4-Standard spritzwasser- und schweißgeschützt, können dank Multipoint mit zwei Geräten gleichzeitig verbunden werden, unterstützen den hochwertigen Audiocodec aptX und sind für Sonys 360 Reality Audio zertifiziert. Zum Drüberstreuen versprechen die Japaner eine Akkulaufzeit von 20 Stunden, bevor die Bohnen wieder ins Ladecase zurückmüssen. Auf dem Papier ist das Technikpaket also durchaus beeindruckend. Ach ja, Bluetooth 5.2 unterstützen sie natürlich auch.

Kein Leichtgewicht, aber gute Passform

So viel Technik braucht offensichtlich auch viel Platz, denn wie beim Auspacken schon auffällt, ist das Ladecase der ATH-CKS50TW alles andere als eine Kleinigkeit, und sie spielen durchaus in einer Liga mit den angejahrten WF-1000XM3 von Sony. Das Gewicht von insgesamt 72 Gramm ist auch eher am oberen Ende der Skala zu Hause. Die Abmessungen von 53 x 53 x 25 Millimetern machen das Produkt aus dem Hause Audio Technica auch gut für die kleine Tasche der Jeans.

Größenvergleich von drei unterschiedlichen Ladecases
Die ATH-CKS50TW (rechts) im Vergleich mit Konkurrenzprodukten von Sony und Apple.
DER STANDARD, Zellinger

Die Buds selbst sind mit 7,6 Gramm keine Leichtgewichte, machen dies aber durch eine grandiose Passform wieder wett. Das ist zum einen den hochwertigen Eartips zu verdanken, die sich wohltuend vom üblichen Silikon-Klumpert abheben. Andererseits passen die Stöpsel deutlich besser ins Testerohr als die Konkurrenzprodukte aus dem Hause Sony oder die Airpods Pro von Apple. Während des gesamten Testzeitraums kam es nicht einmal vor, dass die Ohrstöpsel aus dem Gehörgang geflutscht sind – eine Leistung, die ansonsten nur die Logitech G Fits vollbracht haben.

Haptisches Interface

Das Pairing mit dem Smartphone erwies sich als erwartbar einfach, wobei die Zeiten der nervigen Bluetooth-Fummelei ohnehin vorbei zu sein scheinen. Auch die Multipoint-Verbindung mit dem Zweittablet ließ sich ohne technische Schwierigkeiten herstellen, jedoch weigerten sich die ATH-CKS50TW manchmal, Töne vom Smartphone wiederzugeben, sobald das Tablet in Reichweite war – ein Problem, das sich aber lösen ließ, indem wir die Buds einmal zurück ins Ladecase gaben und wieder herausnahmen.

Die Earbuds von Audio Technica verfügen über keine Touchbedienung, sondern werden mit haptischen Druckknöpfen gesteuert. Diese sind seitlich hinten platziert, sodass man die Stöpsel beim Regeln der Lautstärke nicht noch tiefer und potenziell schmerzhaft ins Ohr drückt. So geht das.

Hält man die Taste auf der linken Seite kurz, kann man zwischen Noise-Cancelling und Hear-Through wechseln oder die Manipulation der Umgebungsgeräusche ganz abschalten.

Basslastig, aber nicht übertrieben

Kommen wir zur Königsdisziplin: dem Klang. Wie üblich müssen sich Earbuds einem kleinen Torture-Test unterziehen, für den wir diesmal "The Dirt I’m Buried In" von "Avatar" ausgewählt haben. Die Hintergrundgitarre im Intro ist trotz kräftiger Drums kristallklar herauszuhören. Das ab Minute 1:02 noch einmal intensiver werdende Getrommel knallt zwar gut in den Gehörgang, spielt sich aber nicht unangenehm in den Vordergrund. Auch die Höhenwiedergabe passt: Hier franst nichts aus. Das ist zum Teil auch der App zu verdanken, mit der sich der Klang der Earbuds dank eines eingebauten Equalizers anpassen lässt. Erstaunlicherweise stellte sich "Bass Boost" als beste Option heraus, obwohl das Testergehör eher ein Anhänger der zurückhaltenderen Tieftöner ist.

Die App bietet darüber hinaus noch einige Schmankerln wie die Möglichkeit, die Earbuds zu lokalisieren – und zwar jeden einzeln und nicht nur das Ladecase. Die Chancen, dass man einen im Fitnessstudio verlorengegangenen Earbud damit wiederfindet, steigt dadurch drastisch an. Außerdem lässt sich in der App der Verbindungscode wechseln und der Low-Latency-Modus ein- und ausschalten. Wer möchte, kann in den Systemeinstellungen auch die Tastenbelegung neu konfigurieren.

Ausdauernder als der Körper des Testers

Die Batterielaufzeit gibt der Hersteller doch recht vollmundig mit 20 Stunden an. Tatsächlich war nach einem 14-stündigen Langstreckenflug noch kein Genörgel der Computerstimme zu hören, wonach die Buds aufgeladen werden müssen. Die vollen 20 Stunden hat der geschundene Körper des Webredakteurs aber dann nicht mehr mitgemacht – also geben wir uns geschlagen und erklären die Herstellerangaben hiermit für plausibel. Mit dem Ladecase sollen die ATH-CKS50TW insgesamt 50 Stunden lang Hörgenuss bieten.

Ein hervorragendes Mikrofon

Auch das Mikrofon gibt sich keine Blöße und muss sich vor der Konkurrenz nicht verstecken. Im Test musste es gegen das Referenzprodukt von Sony sowie Apples Airpods Pro antreten und ging knapp als Sieger hervor. Das Mikrofon der Sony WF-1000XM3 ist etwas dumpfer (obwohl sie das Geschrei der Katze besser eingefangen haben). Bei Apples Earbuds ist ein deutliches Hintergrundrauschen zu vernehmen. Wie schon beim Streaming-Set auch macht sich hier die jahrzehntelange Erfahrung von Audio Technica im Studiobereich eindeutig bemerkbar.

Vergleich des Mikrofons der Earbuds von Audio Technica mit den Sony WF-1000XM3 und Airpods Pro von Apple

Schwächen beim Noise-Cancelling

Kommen wir zu den Schattenseiten der Earbuds: In der Praxis erwies sich die Leistung der Geräuschunterdrückung als eher dezent, um es vorsichtig zu formulieren. Das Rattern des Pendlerzuges wird zwar ausgeblendet, die Gespräche über das Mittagessen der dauertelefonierenden Fahrgäste in der Ruhezone sind aber immer noch deutlich zu verstehen.

Beim Rasenmähen scheinen die Ohrstöpsel den Lärm des Rasenmähers noch zu verstärken, und das Knattern wird unangenehm laut in den Gehörgang des Testers geprügelt. Das ist freilich ein individuelles Problem, wahrscheinlich hat die Frequenz dieses einen Rasenmähers die Technik des Noise-Cancellings ausgehebelt, jedenfalls kam das Problem nur in Kombination mit dem Gartengerät vor.

Die ATH-CKS50TW auf einer Feinwaage
Die ATH-CKS50TW sind mit 71,4 Gramm kein Leichtgewicht.
DER STANDARD, Zellinger

Außerdem hätten wir uns noch gewünscht, dass die ATH-CKS50TW automatisch erkennen, wenn sie aus dem Ohr genommen werden, und die Wiedergabe stoppen – das kann die Konkurrenz nämlich längst.

Fazit: Gut und vergleichsweise günstig

An den ATH-CKS50TW kann man wirklich nicht viel aussetzen, außer vielleicht den unmerkbaren Namen. Klanglich gibt es nichts zu meckern, die Passform ist nahezu perfekt, die Akkuleistung sucht ihresgleichen, und sie zu verlieren ist auch fast unmöglich. Sind die neuen Inears also die ultimativen Earbuds, die jede Konkurrenz in die Schranken weist? Nein, denn ausgerechnet beim Noise-Cancelling schwächeln die Ohrstöpsel leider ein wenig und verdienen sich hier nur das Prädikat durchschnittlich. Wer damit leben kann und große Hosentaschen für das doch einigermaßen voluminöse Ladecase hat, kann bei den ATH-CKS50TW bedenkenlos zuschlagen, zumal der Straßenpreis von 155 Euro (169 Euro UVP) deutlich unter dem der Konkurrenz liegt. Die verlangt für vergleichbare Leistungen gerne über 200 Euro. (Peter Zellinger, 7.7.2023)