Katze liegt auf Liegestuhl
Haustiere können sich, wenn ihre Besitzer auf Urlaub sind, in Tierpensionen und bei Tiersittern entspannen.
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Die Ferien sind da. Die Kinder haben schulfrei, das Urlaubsziel ist auserkoren, und ein passendes Hotel wurde auch schon gefunden. Für Haustierbesitzer stellt sich dann trotzdem meist noch eine Frage: Was tun mit den vierbeinigen Familienmitgliedern?

In Österreich haben mehr als 750.000 Hunde ein Zuhause gefunden. Noch beliebter sind Katzen als Haustiere: Mehr als zwei Millionen Haushalte besitzen eine. Viele können ihr Haustier nicht in den Urlaub mitnehmen. Wenn keiner der Verwandten oder Freunde Zeit hat, kann man sein Haustier auch in fremde Hände geben. Sogenannte Tierpensionen bieten einen Urlaubsplatz für Hunde und Katzen.

Hotel zur Pfote

Das "Hotel zur Pfote" von Adrienne Salzbauer in Himberg bei Wien ist eine solche Tierpension. Sie hat sich auf Hunde spezialisiert. Auf dem mehr als 10.000 Quadratmeter großen Hotelgelände mit 13 Doppelzimmern können die Vierbeiner untergebracht werden. Die Spielwiese bietet viel Platz für Auslauf, einen Badeteich zum Schwimmen und genügend Buddelplätze.

Vor dem ersten Aufenthalt ist ein Kennenlernen zwingend notwendig, damit sich Hund und Besitzer mit der neuen Umgebung und den neuen Menschen vertraut machen können. Sollte die Chemie zwischen Hund und Personal sowie den anderen Gästen stimmen und wichtige Informationen wie eventuelle Unverträglichkeiten oder zu verabreichende Medikamente bekanntgegeben sein, spricht nichts mehr gegen einen Aufenthalt.

Was passiert aber, wenn ein Hund erkrankt? Muss der Urlaub abgebrochen und der Hund abgeholt werden? Nein, bei Krankheiten steht immer ein freies Quarantänezimmer sowie der hausinterne Tierarzt zur Verfügung.

Für modische Notfälle gibt es auch einen eigenen Hundefrisör. "Wir haben noch nie einen Hund früher heimschicken müssen", erzählt Salzbauer. Die Kosten schwanken zwischen 40 und 80 Euro pro Nacht und unterscheiden sich von Hund zu Hund, unter anderem abhängig vom gewählten Zimmer und von der Rasse. Beim Buchen sollte man früh dran sein, denn ein halbes Jahr vor Ferienbeginn seien meistens schon alle Zimmer belegt, sagt die ausgebildete Tierpflegerin.

Single- oder Gruppenurlaub

Katzen können in "Claudias Katzenurlaub" ein temporäres Heim finden. Das in Niederösterreich, nördlich von Wien gelegene und auf Katzen spezialisierte Tierhotel bietet Platz für bis zu 50 Katzen. Die Tiere werden, je nach Wunsch, in einem der zehn Einzelhaltungszimmer oder in Gruppenhaltung untergebracht. Inhaberin Claudia Matheisz – ebenfalls eine ausgebildete Tierpflegerin – und ihr Team haben auf fast 300 Quadratmetern mit knapp 20 Kratzbäumen, verschiedenen Wandelementen und interaktiven Spielmöglichkeiten genügend Auslauf und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Katzen.

Auch auf Sauberkeit müsse viel Wert gelegt werden, denn das sei bei Katzen besonders wichtig. "Das Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf dem Tier selbst. Wir versuchen ein gutes Mittelding zu finden", erklärt Matheisz. Fürs Kennenlernen benötigt eine Katze, im Vergleich zum Hund, etwas länger. Die Pensionsinhaberin empfiehlt fürs "gegenseitige Beschnuppern" bis zu drei Tage.

Die Preise sind je nach Haltung unterschiedlich und liegen zwischen 13 und 24 Euro pro Nacht. Dazu kommt – sofern nötig – ein Medikamentenzuschlag. Auch in der Katzenpension heißt es beim Buchen möglichst zeitig dran zu sein, also zwischen drei und vier Monate vor dem Urlaubsantritt, für ein Einzelhaltungszimmer sogar noch früher.

Die richtige Auswahl treffen

Bei der Auswahl der richtigen Tierpension sollte man sich viel Zeit nehmen und sich nicht nur auf Bewertungen von Onlineplattformen verlassen. Der Sprecher des Tierschutzverbands Austria, Jonas von Einem, empfiehlt Haustierbesitzern: "Seriöse Organisationen bieten die Möglichkeit, die Tierpension vor Ort zu begehen und dem Personal Fragen zu stellen. Das sollte man unbedingt wahrnehmen." Dabei solle man vor allem auf die Ausstattung, den möglichen Auslauf und den Zugang zu frischem Wasser achten.

Außerdem sei es wichtig, dass genügend Personal vor Ort ist, auf die individuellen Eigenschaften des Tieres eingegangen wird und die Einrichtung nur geimpfte Tiere annimmt. "Die Tierpension kann schon recht teuer werden. Dennoch sollte eine Entscheidung möglichst nicht nach dem günstigsten Angebot, sondern dem passenden Gesamtpaket getroffen werden."

Wenn ein Tier nicht in die Tierpension passt

Aber nicht jede Katze oder jeder Hund fühlt sich in einer Tierpension wohl, egal wie gut die Ausstattung ist. Hier können Hunde- und Katzensitter helfen. Sie können sich ganz auf die individuellen Bedürfnisse des Tieres einstellen und diese auch in ihrem Eigenheim betreuen.

Eine Möglichkeit für diese Fälle bieten zum Beispiel Elisabeth Nagelreiter und ihre Agentur Dogwalker & Catsitter. Hunde werden an ausgewählte Familien vermittelt und dort dann für die Dauer des Urlaubs umsorgt. Auch hier ist ein Kennenlernen der möglichen Hundesitter und des möglichen neuen Zuhauses nötig. Sollte alles nach Wunsch laufen, bekommen die Hunde in einer familiären Umgebung eine ganztägige und individuelle Betreuung für knapp 40 Euro pro Tag.

Katzen hingegen werden nicht vermittelt. Stattdessen wird ein Service angeboten, bei dem der Haustiger für 17 Euro pro Tag in seiner gewohnten Umgebung besucht und umsorgt wird.

Starke Abgabewellen in den Sommermonaten

Wenn die Haustiere nicht in die Urlaubsplanung passen, setzen immer mehr Menschen die Tiere einfach aus. "Leider haben wir in den letzten Jahren gerade in den Sommermonaten sehr stark mit diesen Abgabewellen zu kämpfen gehabt. Die Abgabeanfragen haben sich zu den Vorjahren teilweise vervierfacht", erklärt von Einem. Das Aussetzen von Tieren könne den Besitzer teuer zu stehen kommen: Die Geldstrafe würde bis zu 7.500 Euro betragen, und es könne sogar zu einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren kommen.

Für ausgesetzte Tiere ist unter anderem das Tierquartier Wien zuständig. Es bietet Platz für 150 Hunde, 300 Katzen und mehreren Hundert Kleintiere. Alleine im ersten Halbjahr 2023 habe man 189 Tiere aufnehmen müssen, sagt Sprecherin Anna Putz. "Unser Appell wäre daher, egal ob Urlaubssaison oder nicht, dass Menschen sich genau überlegen, ob ihr Wunschtier auch wirklich in ihr Leben passt". (Luca Arztmann, 20.7.2023)