Zum Niederknien

Tempel 74: Tempel für Selbstversorgung
Tempel 74: Tempel für Selbstversorgung
Tempel 74

Die Axt im Haus erspart den Zimmermann, heißt es bei Schiller. Die Bregenzerwälder machen es gerne selbst, so wie Evi und Jürgen Haller ihren Gästen einen Tempel in Mellau gebaut haben. Und sich einen Arbeitsplatz gleich dazu. Das Architekturbüro der Hallers ist im selben Haus untergebracht wie die Appartements für Urlauberinnen und Urlauber.

Die Appartements im Tempel 74 sind geräumig und geschmackvoll, aber nicht überkandidelt eingerichtet. Die Häuser liegen mitten im Ort, der Skilift ins Skigebiet Mellau-Damüls ist in Gehweite oder mit dem Bus erreichbar. Im Sommer lockt die Kanisfluh, die jede Urlauberin, jeder Urlauber mindestens einmal erklommen haben muss. Wer mehr von den Hallers sehen und genießen will, sollte nach Bildstein fahren. Dort hat Evi aus dem mehr als 160 Jahre alte Mesmerhaus gemeinsam mit ihrem Mann und dem Architekten Christian Lenz drei Ferienwohnungen gemacht.

Sofern man das schafft. Denn der Wohlfühlfaktor ist hoch, sehr hoch sogar. Das heißt: Wer in diesen Tempel einmal eingezogen ist, will womöglich nicht wieder raus.

Faserschmeichler

Hotel Am Holand: Familie Tausendsassa im schönsten Ort
Hotel Am Holand: Familie Tausendsassa im schönsten Ort
Am Holand

Die Simmas sind Tausendsassas. Noch am späten Abend begrüßt Sebastian im Hotel Am Holand Spätankömmlinge, in der Früh brutzelt er Spiegelei und Ham and Eggs, und am Abend zaubert er in der offenen Küche unfassbar gute Menüs. Seine Frau Karin schupft den Laden. Nebenbei gilt es, ein Neugeborenes zu versorgen. Und dazwischen wird laufend saniert, erst heuer wurde eine Haushälfte komplett erneuert.

Die Bezeichnung Holand – oder eigentlich Horland – ist ein Flur­name, der an früheren Flachs- und Hanfanbau in der Gegend erinnert. Der Bregenzerwälder Ausdruck Hor oder Hoor stand für die Fasern, die aus diesen Pflanzen gewonnen wurden.

Karin und Sebastian Simma führen das kleine, feine Hotel in der zweiten Generation traditionell und vorausschauend zugleich. Dazu gibt es einen Wellness­bereich, der sich gewaschen hat, inklusive Outdoorpool mit Tiefblick auf das Dorf Rehmen, den wahrscheinlich schönsten Ort im Bregenzerwald mit dem Barockbaumuseum und dem alteingesessenen Gasthaus Löwen.

Am Vorsäss

Fuchsegg Eco Lodge: Modernes Handwerk
Fuchsegg Eco Lodge: Modernes Handwerk
Fuchsegg Eco Lodge

Die Fuchsegg Eco Lodge gibt es dreimal. Einmal da, wo sie ist, nämlich als Spitzenhotel in Schetteregg, östlich von Egg. Ein zweites Mal in Hammeratsberg und gleich daneben in Eggatsberg. Die Vorsässhütten dienten Carmen Can und ihrer Familie als Vorbild für die Hotelanlage, die aus sechs Häusern besteht.

Die Bregenzer Architekten Ludescher + Lutz, Spezialisten für Bauten in der offenen Landschaft, haben sich hier ausgetobt – und das im besten Sinn des Wortes. Bei der Inneneinrichtung versammelt sich die Crème de la Crème der Vorarlberger Handwerksriege.

Eyecatcher im Haupthaus ist der Kaminofen der berühmten Vorarlberger Fliesenmanufaktur Karak, die eine sagenhaft schöne Kachelwand für den Ofen gestaltet hat. Die Raumatmosphäre ist unbeschreiblich. Das Beste: Am Donnerstag gibt’s Kässpätzle!

Fußwaschung

Hotel Post Bezau: Rundumversorgung
Hotel Post Bezau: Rundumversorgung
Hotel Post Bezau

Hinter dem Hotel Post in Bezau wächst schon der Rasen. Eine Tennishalle aus den 1960er-Jahren wurde geschleift, weil niemand mehr darin spielen wollte. Tennis ist out, der Breitensport für gestresste Alltagsflüchtige ist Yoga, und davon hat das traditionsreiche Haus mehr als genug anzubieten: Face Yoga, Detox Yoga, Yin Yasa Yoga, Morgenyoga und viele mehr stehen auf dem Programm, drinnen und, wenn der Rasen erst hoch genug ist, auch draußen in der Parkanlage. Susanne Kaufmann und ihr Team betreiben mitten in Bezau entgegen dem allgemeinen Trend nicht Bodenver-, sondern Bodenentsiegelung.

Seit einigen Jahren wird der bespielte Raum im Traditionshaus sukzessive verkleinert, weil auch da offenbar weniger mehr ist. Von Sonntagmittag bis Montagmittag gibt es einen Ruhetag. Den Gästen fehlt es trotzdem an nichts: Wellness, die berühmte Kosmetiklinie, gesundes Essen, Coaching und das wonnigliche Fußbad vor dem Schlafengehen. Es gibt Häuser, in denen einem beim Betreten schon alle Last abfällt. Das Hotel Post gehört dazu.

Kuscheln im Geäst

Erlebnis Baumhaus: Traumhaus für Wind bis 100 km/h
Erlebnis Baumhaus: Traumhaus für Wind bis 100 km/h
Erlebnis Baumhaus

"Normalerweise hat man von hier aus einen traumhaften Fernblick", sagt Barbara Baldauf. Heute leider nicht.

Heute schüttet es wie aus Schaffeln. Macht nichts. Im Erlebnis Baumhaus von Familie Baldauf gibt es genug zu sehen. Die Bäume, die das auf acht Meter hohen Stahlstelzen stehende Haus umringen. Oder die hochwertige Inneneinrichtung, die auf drei Ebenen mit viel Geschick für das Ausnützen der vorhandenen Räume eingebracht ist. Entworfen hat dieses kuschelige Refugium der Bregenzerwälder Architekt und Lichtdesignstar Georg Bechter. Gebaut haben es die Baldaufs selbst und sich damit einen Traum erfüllt. "Bei mehr als 100 km/h Windstärke werden wir Sie holen", sagt Barbara Baldauf. So weit kommt es dann doch nicht. Vom Bett sieht man Nadelhölzer sich im Wind wiegen. Wer braucht schon Ausblicke?

Wilde Weiber

Biohotel Schwanen: Klassische Schönheit
Biohotel Schwanen: Klassische Schönheit
Biohotel Schwanen

WLAN gibt’s im Biohotel Schwanen nur im Herrenzimmer. Gut so. "Reduce to the max", lautet die Maxime von Hotelier Emanuel Moosbrugger. Er hat das 1619 erstmals urkundlich erwähnte Haus nach zehn Jahren Gastronomietätigkeit in internationalen Spitzenrestaurants 2013 von seinen Eltern übernommen.

Mit Küchenchefin Franziska Hiller hält das Haus inzwischen drei Hauben. Die Hildegard-von-Bingen-Kost zieht hauptsächlich weibliche Gäste an. "Frauen ernähren sich gesünder", sagt Moosbrugger und reicht regionale Biokost in sogenannten "Wilde-Wibor-Menüs". Das ist Bregenzerwälderdütsch und heißt "Wilde Weiber".

Das Haus setzt auf hochwertige Schlichtheit mit einem Hotelier, der weiß, was er will. Zum Beispiel, dass eine Sauna reichen muss und es mehr Sinn macht, in den Kräuter- und Gemüsegarten zu investieren statt in die "Geldfressmaschine Wellnessbereich".

Demnächst baut Moosbrugger den Restaurantbereich um und plant eine begrünte Fassade. Der Blick auf die Kanisfluh ist atemberaubend. Hier geht dem Gast nichts ab. WLAN am aller­wenigsten. (Doris Priesching, 9.7.2023)