Ein lachender Fußballer hält sich einen Fußball an den Kopf
Ein Fußballer des 1. FC Nürnberg FCN hat Spaß am Training.
IMAGO/Sportfoto Zink / Daniel Ma

Es gibt Witze, die nicht witzig sind. Männer und Frauen haben dazu allerdings unterschiedliche Auffassungen, wie ein deutsches Forschungsteam nun herausgefunden hat. Der Grund dafür könnten gesellschaftliche Machtverhältnisse sein.

Witze, die weibliche Stereotype ausnützen, etwa die sogenannten Blondinenwitze, gehören in manchen Gesellschaftskreisen offenbar weiterhin zum Alltag. Silvana Weber, Psychologin der Universität Würzburg, und ihr Co-Autor Sven Kachel von der Universität Kaiserslautern-Landau haben nun versucht herauszufinden, wie Männer und Frauen auf solche Witze reagieren.

Für ihr aktuelles Projekt hat die Psychologin in einer Reihe von Experimenten Männer und Frauen verschiedene Witze anhören lassen und anschließend deren Reaktionen erfasst. "Uns hat vor allem interessiert, ob männerverachtende Witze eine Bedrohung der Männlichkeit hervorrufen können", sagt Silvana Weber in einer Aussendung der Würzburger Universität. Eine solche Herausforderung des männlichen Rollenverständnisses könnte eventuell eng mit der Theorie der prekären Männlichkeit verbunden sein. Diese besage, dass Männlichkeit schwer zu erreichen und leicht zu verlieren sei – und ständig unter Beweis gestellt werden müsse.

Männlichkeit durch Witze nicht bedroht

Die Arbeit, deren Ergebnisse noch vorläufig sind und nun zur Publikation vorbereitet werden, lässt laut der deutschen Psychologin diesen Schluss allerdings nicht zu: "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass zwar frauenverachtende Witze von Frauen als Bedrohung empfunden werden, insbesondere wenn sie von einem männlichen Sprecher erzählt werden." Bei Männern zeige sich dieser Effekt allerdings nicht, und zwar nicht einmal dann, wenn der Witz von einer Frau erzählt werde. "Offensichtlich stellen männerverachtende Witze für Männer keine Bedrohung dar, unabhängig davon, wer sie erzählt." Eine Erklärung dafür könnte sein, dass Männer prinzipiell einen höheren Status und größere Macht in der Gesellschaft besäßen und sich deshalb von einem Witz nicht in ihrem Status bedroht sähen.

In der experimentellen Studie bekamen männliche und weibliche Probanden 20 Witze aus fünf verschiedenen Kategorien zu hören, vorgetragen von Männern und Frauen. Hier einige Beispiele: Neutrale Witze wie etwa "Wie bekommt man einen Elefanten in einen Kühlschrank? Kühlschranktür auf, Elefant rein, Kühlschranktür zu." Männerverachtende Witze, die sich auf männliche Stereotype bezogen: "Warum jammern kleine Buben? Sie bereiten sich schon auf das Mannsein vor." Männerverachtende Witze ohne Bezug auf männliche Stereotype: "Wie nennt man einen Mann mit nur einer Gehirnhälfte? Hochbegabt." Dann kamen Frauen verunglimpfende Witze mit Bezug auf weibliche Stereotype: "Warum ist es eine schlechte Idee, Siri danach zu fragen, was Frauen eigentlich wollen? Weil sie schon seit zwei Tagen ununterbrochen redet." Schließlich gab es auch frauenverachtende Witze ohne Bezug auf weibliche Stereotype, zum Beispiel: "Wie nennt man eine Frau mit einer eigenen Meinung? Im Irrtum."

In einer ersten Runde mit insgesamt 198 Teilnehmern, 74 davon weiblich, bekamen diese 20 Witze in zufälliger Reihenfolge zu hören. Innerhalb jeder Kategorie hörten sie zwei Witze, die von einer Sprecherin, und zwei Witze, die von einem Sprecher erzählt wurden.

Das deutsche Damen-Nationalteam beim Training, sie lachen herzhaft.
Auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat beim Training viel zu lachen.
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Frauen finden Witze generell weniger lustig

"Dabei wurde unsere Hypothese bestätigt, dass Frauen Witze im Allgemeinen weniger lustig finden als Männer", sagt Silvana Weber. Darüber hinaus bewerteten Frauen weiblich-abwertende Witze als weniger lustig im Vergleich zu männlich-abwertenden oder neutralen Witzen, während es bei den männlichen Teilnehmern keinen solchen Unterschied gab. Außerdem bewerteten Frauen frauendiskriminierende Witze stärker diskriminierend, wenn sie von einem Mann vorgetragen wurden. Dies war im umgekehrten Fall bei den männlichen Studienteilnehmern nicht der Fall.

In einer zweiten Runde mit insgesamt 226 ausschließlich männlichen Teilnehmern gingen die Psychologin und ihr Team der Frage nach, ob männerverachtende Witze bei Zuhörern das Gefühl auslösten, ihre Männlichkeit könne bedroht sein, und sie dazu animieren, ihre Männlichkeit "wiederherzustellen". "Eine unserer Hypothesen war, dass Männer in diesem Fall stärkere Abwertungstendenzen und mehr Wut zeigen würden, wenn die Witze von einer Frau erzählt werden", so die Psychologin.

Doch es zeigte sich, dass Männer sich weder vom Inhalt der Witze noch von der Tatsache, ob sie von einem Mann oder einer Frau erzählt wurden, beeinflussen ließen. "Das spricht dafür, dass Männer auf geschlechtsdiskriminierenden Humor nicht in gleicher Weise reagieren wie Frauen", sagt Weber. (red, APA, 7.7.2023)