Vögeln das Leben zu retten – so lautet das Geschäftsmodell. Mit ihrem Start-up Bird Shades hat Dominique Waddoup eine spezielle durchsichtige Fensterfolie entwickelt, die die Tiere davon abhält, mit Glasscheiben zu kollidieren. "Bei manchen Gebäuden fliegen stündlich bis zu 80 Vögel gegen die Scheiben, weil sie das Glas nicht sehen können. Vor allem Singvögel sind betroffen", sagt Waddoup, als sie beim neunten Business Angel Summit in Kitzbühel Ende vergangener Woche ihr Unternehmen vorstellt. Der Summit ist ein jährliches Zusammenkommen von Start-ups und sogenannten Angels – sie unterstützen Start-ups nicht nur mit Kapital, sondern auch mit Management-Erfahrung und Kontakten.

"Jeder kennt die schwarzen Vogelsticker, aber damit die etwas bringen, müsste man sie flächendeckend anbringen", erklärt Waddoup. Das wolle verständlicherweise niemand, deswegen habe sie in Kooperation mit Universitäten und auf Basis mehrerer wissenschaftlicher Studien diese transparente Folie entwickelt.

Vogel, Fensterscheibe
Investoren zeigten viel Interesse an dem Start-up Bird Shades, das mit einer transparenten Folie das Leben von Vögeln retten will.
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Nur Vögel sehen das Muster

Die Folie wird außen an der Fensterscheibe angebracht, und nur mit Schwarzlicht sieht man, dass ein Muster drauf ist. Vögel erkennen das allerdings. Seit die Folie an den Scheiben der Klinik Pirawarth in Wien klebt, gibt es dort laut Waddoup kaum noch "Unfälle".

Viele interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer lauschen der 35-Jährigen, und ein Auditorium wie dieses bekommt man selten. Der Summit trägt inoffiziell den Beinamen "Klassenfahrt" – das trifft es, kaum jemand aus der Angel-Szene lässt sich den Summit in den Bergen entgehen. Egal ob beim Frühstück, beim Nachmittagskaffee oder im Hotelaufzug, bei praktisch jedem Gespräch geht es um mögliche Deals, um Partnerschaften und darum, wo das "next big thing" schlummern könnte. So lief es nicht nur beim Business Angel Summit ab – ebenfalls in Kitzbühel fand die ganze vergangene Woche das World Venture Forum statt, bei dem rund 500 Teilnehmer aus der ganzen Welt dabei waren.

Veranstaltet wird das Treffen von der Standortagentur Tirol und der staatlichen Förderbank Aws. Letztere hat ein neues Instrument zur finanziellen Förderung von Start-ups vorgestellt. "Aws Start-up Invest" heißt das Tool, bei dem die Aws durch Co-Investments das Geld von Privatpersonen hebelt. Was bedeutet das? Die Aws wird sich an Investments von Risikokapitalgebern mit bis zu 40 Prozent beteiligen, bei Investorinnen kann das Co-Investment bis zu 50 Prozent der Summe ausmachen. Wer also eine Million in ein Start-up stecken möchte, müsste selbst nur 600.000 aufbringen.

Dominique Waddoup
Die herkömmlichen schwarzen Vogelfolien würden nur funktionieren, wenn man sie flächendeckend aufklebt, erklärt Dominque Waddoup bei ihrem Pitch.
Standortagentur Tirol

Zehn Millionen Euro

Insgesamt zehn Millionen Euro stehen zur Verfügung, die Untergrenze für ein Investment liegt bei einer Million Euro. "Das Geld soll innerhalb der kommenden zwei Jahre bei den Start-ups ankommen", sagt Aws-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister zum STANDARD. "Wir beteiligen uns nur bei erfahrenen Geldgebern, die über einen einschlägigen Track-Record verfügen und selbst auf ein großes Netzwerk von Co-Investorinnen und -Investoren zugreifen können." Investorengruppen oder Family-Offices kämen infrage, Venturecapital-Fonds seien von dem Programm jedoch ausgeschlossen. Ab Montag kann man sich für das Programm bewerben.

Ziel ist es, Start-ups auch in diesem "momentan schwierigen Marktumfeld" zusätzliches Risikokapital zu ermöglichen, heißt es dazu im Wirtschaftsministerium. Wie berichtet drücken Energiepreise, steigende Zinsen und Inflation stark auf die Unternehmensbudgets, und Investoren halten sich zurück.

Probleme und Chancen

Diese Stimmung ist auch in Kitzbühel spürbar. Einige sprechen von zunehmenden Problemfällen im Portfolio, sehen aber auch Chancen: "Die Bewertungen sind niedrig, solche Konditionen wie jetzt hat man ewig nicht gekriegt", hört man. Es würden wohl noch einige Brückenfinanzierungen folgen (müssen). Die aktuelle Konsolidierung auf dem Markt sei überdies gesund und überfällig gewesen.

Von Links: Mario Gerber (Tiroler Landesrat für Wirtschaft, Tourismus und Digitalisierung), Katharina Herzog (CEO von money:care), Verena Kreidl (COO von AR Technology GmbH), Bernhard Sagmeister (Geschäftsführer Aws) und Ingo Erricher (Prokurist der Standortagentur Tirol) beim neunten Business Angel Summit.
Standortagentur Tirol

Und beim Grazer Start-up Bird Shades? Dominique Waddoups Pitch findet Anklang, gleich danach unterhält sich Investor Markus Kainz von Gateway Ventures mit ihr. Er fragt sie unter anderem nach dem aktuellen Geschäft, nach Konkurrenzsituation und Patent. Ein Patent hat sie, und sie arbeite bereits mit zwei Großhändlern zusammen. Der Konkurrenz sei sie voraus, weil sie drei Jahre geforscht habe, bevor das Business losging. Kainz gefällt der Aspekt, dass Vögel überleben, aber auch, dass durch die Folie Fenster geschützt werden. Für Herbst plant Waddoup eine Expansion, sie will ihre Technologie zudem in eine Sonnenschutzfolie integrieren. Mit Kainz hat sie jedenfalls einen Folgetermin ausgemacht. (Andreas Danzer, 10.7.2023)