Auf höhere politischer Ebene ist die Repräsentation von Frauen besser, wie hier auf der Regierungsbank. 
Je niedriger die politische Ebene, desto geringer der Frauenanteil.
APA/ROLAND SCHLAGER

Frauen sind in Österreich in politischen Positionen weiterhin unterrepräsentiert. Dabei gilt: je niedriger die politische Ebene, desto geringer der Frauenanteil. So gibt es in der Bundesregierung 44 Prozent Frauenanteil und im Nationalrat rund 40 Prozent. Besonders niedrig ist die Zahl der Bürgermeisterinnen in Österreich. Lediglich 10,5 Prozent bzw. 221 der insgesamt 2.093 Personen im Bürgermeisteramt sind Frauen, zeigen Daten des Österreichischen Gemeindebundes.

Erst im Dezember vergangenen Jahres hatte der Anteil der Bürgermeisterinnen zehn Prozent überschritten. Im heurigen März gab es erstmals mehr Bürgermeisterinnen als Bürgermeister mit den Vornamen Franz und Hans. Laut einer Auswertung der APA hat die SPÖ hierbei den höchsten Frauenanteil im Bürgermeisteramt mit knapp 14,5 Prozent. Dahinter folgt die ÖVP mit 10,5 Prozent. Allerdings stellt die ÖVP wesentlich mehr Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, nämlich insgesamt 1.128, das sind 59,3 Prozent aller Ortschefs in Österreich. SPÖ-Bürgermeister und -Bürgermeisterinnen gibt es 442 (21,4 Prozent). Gar keine Bürgermeisterinnen haben FPÖ und Grüne, wobei die Freiheitlichen mehr Bürgermeister stellen (33) als die Öko-Partei (4). Nicht berücksichtigt wurde in dieser Berechnung allerdings das Land Tirol, wo keine belastbaren Daten zur Parteizugehörigkeit der Bürgermeister und Bürgermeisterinnen vorliegen.

Auf kommunaler Ebene sind Frauen besonders wenig vertreten.
Auf kommunaler Ebene sind Frauen besonders wenig vertreten.
APA

Als einen möglichen Grund für den geringen Frauenanteil in der Gemeindepolitik nennt die Politikwissenschafterin Birgit Sauer im Gespräch mit der APA die in den meisten Bundesländern übliche Persönlichkeitswahl der Bürgermeister. Hier würden – etwa in ländlichen Gemeinden, in denen noch konservative Rollenbilder vorherrschen – eher Männer gewählt. Außerdem hätten Untersuchungen gezeigt, dass die Ortschefs gut vernetzt sein müssen – etwa über Vereine, die Feuerwehr oder weil sie im Ort als Arzt tätig seien. "Frauen machen das viel weniger, weil sie noch Familienpflichten haben", erklärte Sauer.

Auch in den Gemeinderäten sind Frauen in der Unterzahl. Sie machen laut einer Auswertung des ehemaligen ÖVP-Klubdirektors und jetzigen Präsidenten des Instituts für Parlamentarismus und Demokratiefragen, Werner Zögernitz, im März rund ein Viertel der Mitglieder aus. Auch hier ist für Sauer die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung verantwortlich: Denn auf Gemeindeebene handle es sich oft um Ehrenämter, für die man ebenfalls zusätzliche Zeit benötige.

Schlusslichter Kärnten und Niederösterreich

Etwas besser sieht es mit dem Frauenanteil auf Landesebene aus. Österreichweit liegt der Frauenanteil in den Landtagen bei 35,7 Prozent. Von den insgesamt 440 Abgeordneten in den Landesparlamenten sind 283 Männer und 157 Frauen. Deutliche Schlusslichter sind hier Kärnten und Niederösterreich, deren Frauenanteil nach den jeweiligen Landtagswahlen auf 16,6 bzw. 23,2 Prozent (2022: 22 bzw. 28 Prozent) gesunken ist. In den Landesregierungen ist der Anteil der weiblichen Mitglieder etwas höher. Durchschnittlich liegt er bei 38 Prozent, wobei Oberösterreich (25 Prozent) und Salzburg (28 Prozent) besonders niedrige Werte aufweisen. In beiden Bundesländern regiert eine ÖVP-FPÖ-Koalition.

Noch ein weniger höher liegen die Frauenanteile im Nationalrat, nämlich bei rund 40 Prozent. In der aktuellen Bundesregierung gibt es fünf Ministerinnen und drei Staatssekretärinnen, womit der Anteil 44,44 Prozent beträgt. (APA, 10.7.2023)