Mondmission, Chandrayaan-3, Raketenstart
Liftoff in Indien: Die Mission Chandrayaan-3 ist auf dem Weg zum Mond.
Foto: AFP/R.SATISH BABU

Im zweiten Anlauf soll endlich alles klappen. Die Weltraumbehörde ISRO schickte am Freitag wie geplant um 14.35 Uhr Ortszeit (11.05 Uhr MESZ) von der Satish Dhawan Space Station im Bundesstaat Andhra Pradesh eine Rakete mit einer Mondsonde an Bord in Richtung des Erdtrabanten. "Start läuft normal", hieß es, während die weiße Rakete in den bewölkten Himmel stieg. Im Fall eines Erfolgs wäre Indien mit seiner Mission Chandrayaan-3 das vierte Land mit einer kontrollierten Mondlandung. Zuvor schafften das nur die USA, die Sowjetunion und China.

Das Ziel der Mission sei nicht nur die erfolgreiche Landung, hieß es von der ISRO. Das Weltraumfahrzeug soll zudem verschiedene Experimente und Analysen auf der bisher unerforschten Südpolregion des Mondes durchführen. Die Ankunft des Landers ist für den 23. oder 24. August geplant.

Ein in Goldfolie eingepacktes unbemanntes Mondlandemodul in einem Reinraum.
Das Raumfahrzeug, das für die indische Weltraumagentur auf dem Mond landen soll.
ISRO

Die Landung am Südpol wird international mit großem Interesse verfolgt. Bisher wurde er nur aus der Ferne erkundet. "Die Südpolregion hat eine ganz andere Geologie als die Region um die Apollo-Missionen, so dass Chandrayaan-3 einen Blick auf ein völlig neues Gebiet des Mondes ermöglichen wird", sagt der Geochemiker Marc Norman von der Australia National University in Canberra gegenüber dem Wissenschaftsjournal "Nature". Teile des Südpols liegen permanent im Schatten, was die Aussicht verspricht, erstmals Proben von dort befindlichem Eis zu nehmen.

Die Landefähre wiegt 1,75 Tonnen und wird Vikram genannt. Sie enthält einen Rover, der Pragyan heißt und 14 Erdentage lang im Einsatz sein soll. Obwohl die Wahl der wissenschaftlichen Ziele von Vorsicht geprägt war, wird die Mission als wichtiger Schritt hin zu einer ständigen Präsenz des Menschen auf dem Mond betrachtet, betont auch Tomas Hrozensky vom Europäischen Weltraumpolitikinstitut in Wien. "Jüngste Beispiele – mit einigen Fehlschlägen – zeigen, dass die Landung und die langfristige Präsenz auf dem Mond eine große Herausforderung bleiben." Ein solches Beispiel war die versuchte Landung eines privaten Mondfahrzeugs im April 2023.

Erster Versuch schlug fehl

Im Jahr 2019 misslang der erste indische Versuch einer sanften Mondlandung. Bei der Mission Chandrayaan-2 krachte das Landemodul auf die Oberfläche des Erdtrabanten. Später teilte die Weltraumbehörde dem Parlament in Neu-Delhi mit, dass es während der Annäherung an den Mond Probleme mit dem Bremsvorgang gegeben habe. Zuvor hatte Indien bereits eine andere Mission zum Mond: Die erste Mondsonde Chandrayaan-1 war 2008 gestartet und hatte den Mond umkreist, ohne auf ihm zu landen.

Eine indische Rakete in der Nacht
Die Rakete ist am Freitag, dem 14. Juli, zum Mond aufgebrochen.
ISRO

Indiens Weltraumprogramm begann in den 1960er-Jahren. In den ersten Jahrzehnten lag der Fokus vorwiegend darauf, bestimmte Satelliten günstig ins All zu befördern. Diese Satelliten halfen unter anderem bei der Kommunikation und bei Wettervorhersagen. Indien verschaffte sich so einen Ruf, vergleichsweise günstig Satelliten ins All zu bringen – auch für andere Länder.

Die Mondlandung soll nur der erste Schritt sein. Es gibt weitere Projekte, die ab Ende 2024 starten sollen. Neben einer Mission zur Venus, die unter dem Namen Shukrayaan-1 läuft, und zum Mars, Mangalyaan-2 genannt, ist auch geplant, Menschen ins All zu bringen. Bei alledem bindet man auch den Privatsektor ein, dem dafür die Infrastruktur der Weltraumbehörde geöffnet wird. Eine erste von einem privaten indischen Unternehmen gebaute Rakete startete unlängst erfolgreich ins All. (red, APA, 14.7.2023)