Blick auf das Geschäftszentrum Moskaus.
Im Zentrum Moskaus laufen die Geschäfte immer noch vergleichsweise gut.
AFP/Alexander Nemenov

Selbst mehr als ein Jahr nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine bleibt die österreichische Wirtschaft weiter eng mit Russland verbunden. Viele Unternehmen sind nach wie vor in Moskau aktiv – laut der berüchtigten "Yale-List" zum Beispiel der Nahrungsmittelkonzern Agrana und, wohl am bekanntesten, die Raiffeisen Bank International (RBI).

Auch bei den Gasimporten von Russland nach Österreich hat sich wenig verändert. Aufgrund der gestiegenen Preise war das Volumen zwischen Jänner und April 2023 sogar um knapp 90 Prozent höher als im gleichen Zeitraum im Jahr 2021. Insgesamt überwies Österreich von Jänner bis April 2023 1,86 Milliarden Euro für Gaslieferungen an seine russischen Geschäftspartner.

Mittlerweile gibt es allerdings einen Bereich, in dem sich Österreich schrittweise entkoppelt: bei den Exporten nach Russland.

Medikamente und Chemie

In den vergangenen fünf Jahren befand sich Russland laut Daten der Statistik Austria stets unter den 20 wichtigsten Handelspartnern Österreichs. Im Jahr 2022 nahm das Volumen aufgrund der teuren Gasimporte sogar noch einmal deutlich zu. Gleichzeitig gingen die Exporte Österreichs nach Russland trotz Kriegs nur leicht um acht Prozent zurück. Zum Vergleich: In der gesamten EU fielen die Exporte nach Russland um mehr als ein Drittel.

Seit Jahreswechsel zeigt sich aber auch in Österreich ein Trend zur Entkoppelung. Vergleicht man die Zahlen mit den gleichen Zeiträumen vor dem Krieg im Jahr 2021, ergibt sich folgendes Bild: Von Jänner bis März nahmen die Exporte nach Russland um 20,4 Prozent ab. Von Jänner bis April 2023 waren es schon 26,9 Prozent, wobei die Zahlen zum Teil stark schwanken. Mittlerweile sind zudem nicht mehr Maschinen die wichtigste Exportgruppe, sondern medizinische und pharmazeutische Produkte.

Grund für den verzögerten Rückgang ist unter anderem, dass viele Sanktionen erst Schritt für Schritt greifen. Seitens der Wirtschaftskammer hieß es im Frühjahr, dass die "Auswirkungen der umfassenden Sanktionen beim Exportvolumen erst in den folgenden Monaten klarer erkennbar" sein werden. Dass das Volumen nach wie vor deutlich höher ist als im EU-Durchschnitt, liegt – neben den engen wirtschaftlichen Verflechtungen – auch daran, dass Österreich viele nicht sanktionierte Güter wie Medikamente liefert. (Jakob Pflügl, 14.7.2023)