Ein autonomes Panzerfahrzeug
Der Alpar soll auf dem Gefechtsfeld autonom agieren.
Otokar Defense

Das Rüstungsunternehmen Otokar hat auf dem Werksgelände in der türkischen Provinz Sakarya ein neues autonomes gepanzertes Kettenfahrzeug vorgestellt. Das Alpar genannte Kampffahrzeug wurde als unbemannte Plattform entwickelt und soll neben von Menschen bedienten Einheiten auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden. Das Fahrzeug hat ein Gefechtsgewicht von rund 15 Tonnen und soll autonom agieren können. Laut Angaben des Herstellers soll der Panzer Routineaufgaben selbstständig bewältigen können und damit das Risiko für Bodentruppen vermindern. Der Alpar soll darüber hinaus in der Lage sein, mit unbemannten Luftfahrzeugen und anderen Einheiten auf dem Gefechtsfeld zu kommunizieren.

Das Fahrzeug verfügt über einen Hybrid-Elektroantrieb und soll laut den Angaben des Herstellers völlig geräuschlos operieren können. Dank austauschbarer Batterien soll der Panzer laut Otokar nach dem Einsatz schnell wieder gefechtsbereit sein. Der Alpar kann entweder von einer Bedienmannschaft ferngesteuert werden oder Missionen völlig autonom ausführen. Dabei ist der Panzer kompakt genug, um mit einem Flugzeug transportiert zu werden. In seiner Wanne kann der Alpar darüber hinaus noch ein weiteres unbemanntes "Minilandfahrzeug" transportieren.

Wie "Turkish Defence News" berichten, können im modularen Turm Geschütze unterschiedlichen Kalibers montiert werden. Auch der Einsatz von Panzerabwehrraketen soll möglich sein. In der ersten Demonstration vor Publikum war der Alpar mit einer 30-Millimeter-Maschinenkanone und einem 7,62-Millimeter-Maschinengewehr bewaffnet. Otokar stellt eine Vielzahl von Turmsystemen her, die wohl auch mit dem Alpar kompatibel sein dürften. Laut dem CEO von Otokar, Serdar Görgüç, sei der Panzer als Aufklärungs- und Überwachungsfahrzeug, zur Feuerunterstützung, als Logistikfahrzeug, zur Luftverteidigung und zur Panzerabwehr einsetzbar.

Entscheidungsalgorithmen werden in der Türkei entwickelt

Welche KI-Systeme genau in dem Gefechtsfahrzeug zum Einsatz kommen und wie sie über den Einsatz tödlicher Waffen entscheiden, ist unklar. Die Systeme zur Umwelterfassung und die für autonome Missionen nötigen Entscheidungsalgorithmen werden "im eigenen Land entwickelt", so Görgüç.

Otokar gehört zur Koç-Gruppe und hat laut eigenen Angaben rund 33.000 Militärfahrzeuge entwickelt und produziert. Die Fahrzeuge kommen bei Armeen und Behörden in 40 Ländern zum Einsatz. Das Unternehmen produziert hauptsächlich militärische Geländefahrzeuge und gepanzerte Truppentransporter. Im Zivilbereich ist Otokar für die Herstellung von Reisebussen bekannt.

Die schwierige Entwicklung der Killerroboter

Ob es sich beim Alpar tatsächlich um ein völlig autonom operierendes Fahrzeug handelt, ist aber nicht unabhängig überprüfbar. Jedenfalls erwies sich die erfolgreiche Implementierung von KI-Systemen in unbemannte Landfahrzeuge bislang als schwieriges Unterfangen. Das US-Militär verfolgt ähnliche Pläne und möchte die neueste Variante des Abrams, die Variante X, bis 2030 zumindest teilautonom werden lassen. Das russische Gegenstück, der T-14 Armata, sollte laut Plänen des russischen Militärs längst in der Massenproduktion sein, doch dürfte der teilautonome Wunderpanzer bislang eher Staffage für die Propaganda des Putin-Regimes sein.

Ähnlich verhält es sich mit dem in Russland vorgestellten Marker-Roboter, einer Drohne, die zur Panzerabwehr eingesetzt werden soll. Bislang existieren aber keine Berichte eines erfolgreichen Einsatzes. Auch mit einem vom Kalaschnikow-Konzern entwickelten fernsteuerbaren Panzerfahrzeug haben die Russen keine guten Erfahrungen gemacht: Es blieb während eines Kampfeinsatzes in Syrien einfach liegen. (Peter Zellinger, 14.7.2023)