Obmann der ÖVP Wien, Karl Mahrer
Karl Mahrer stell die Erfüllung des nationalen Wunschtraums von einem Idealpolizisten dar.
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Die unübertreffliche Erste Allgemeine Verunsicherung hat es früh erkannt und perfekt formuliert: Das Böse ist immer und überall. Vor allem trifft man es in Wien an, wo sich die Gauner einen Pfifferling um die moralisch einwandfreien Sitten der umliegenden Provinz scheren und das Abnorme fröhliche Urständ feiert.

Weil aber, wo Gefahr ist, auch das Rettende wächst, hat das Schicksal der Wiener Bevölkerung Karl Mahrer geschickt, der mit seiner breitbeinigen Hier-kommt-Karl-Attitüde so etwas darstellt wie die Erfüllung des nationalen Wunschtraums von einem Idealpolizisten. Mahrer ist der Schrecken jedes Ganoven. Er ist der Sherlock Holmes der Donaustadt, der Maigret von Simmering, der Mike Hammer von Meidling. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck, aber wenn er mitbekommt, wie ein mittelloser Bsuff schamlos auf einer Wiener Parkbank flegelt, dann sieht er rot.

Es wäre ein schweres Versäumnis, wenn sich Netflix das Serienpotenzial von Kommissar Karl durch die Lappen gehen ließe und seine größten Fälle nicht verfilmen würde. Vorschlag für die ersten beiden Folgen: In "Das Ferkel von Favoriten" entlarvt Mahrer einen ausländischen Unhold, der in der U-Bahn-Linie 1 einen Döner Kebab verzehrt. In "Das Geheimnis der sieben Schätze" löst er dann einen Fall im Chinesenmilieu, bei dem ein umgefallener Sack Reis eine große Rolle spielt. Zwei Krimierlebnisse, auf die man sich freuen dürfte. (Christoph Winder, 16.7.2023)