Im Gastblog schreibt Rudolf Schwarz über die Frage, wie sehr wir mit dem Klima verbunden sind – selbst wenn es uns egal ist.

Klimawandel, das sind immer die anderen. Die in Asien. Die in Afrika, denn das sind einfach zu viele. Und die in Amerika. Mit uns hat das alles nichts zu tun, wir sind ja ohnehin zu wenige, das würde alles gar nichts nützen, was immer wir auch tun! Deswegen können wir weitermachen wie bisher. Unter jedem Artikel, in dem das Wort "Klima" vorkommt, findet man solche Postings.

Kaum jemand ist sich bewusst (oder will es so genau wissen), wie stark wir den Gang der Welt tatsächlich mitbestimmen. So wie wir über die Luft in ständigem Austausch mit der Atmosphäre und damit mit allen Lebewesen stehen, so tauschen wir uns auch im Gespräch und über Medien aus. Wir machen uns ein Bild – und dann handeln wir! Wir gehen einkaufen und damit entscheiden wir, wie es weitergehen soll.

Wir beeinflussen das Klima mit jedem Kauf

Mit jeder Kaufentscheidung stärken wir das Konzept hinter einem bestimmten Produkt. Welches Kleidungsstück wählen wir? Welches Möbel? Welches Nahrungsmittel? Greifen wir bei Getränken zur umweltschädigenden Aludose oder zu umweltverträglichem Glas? Bei Kleidung zu nachhaltig hergestellten Textilien, die jahrelang halten oder zu leicht entflammbarer Wegwerfmode aus Plastik?

Sonnenaufgang aus Weltall
Die Kaufimpulse von acht Milliarden Menschen steuern die Wirtschaft mit allen globalen Folgen.
IMAGO/Pond5 Images/xburadakix

Jedes Mal klingelt die Kassa – entweder in naturnahen oder in naturverachtenden Betrieben. Wir erteilen den Zuschlag, weltweit in Echtzeit. Auch unser Umgang mit Plastik und mit Müll gibt der Welt einen Stoß – in Richtung mehr Natur oder mehr Abfall, der irgendwann später aufgearbeitet werden muss. Auch wenn wir es wollten: Wir können das Klima nicht nicht beeinflussen.

Wer das Geld hat, macht die Regeln

Wir beeinflussen die Betriebe, die Wirtschaft und damit die Entwicklung des Planeten mit jeder Handlung. Auch wenn eine Person nur ein Achtmilliardstel der Menschheit darstellt, im Rahmen der eigenen, begrenzten Möglichkeiten können wir agieren, hier sind wir am freiesten. Wir können uns auch im Beruf, als Bürgerinnen und Bürger, oder in der Politik engagieren – und da viel bewirken. Die ersten Schritte dieses Weges aber liegen in unserem privaten Bereich. Hier können wir uns bewusst werden, was wir tun wollen – und tun können. Jedes Mal mit einem guten Gefühl, wenn es gelingt, den eigenen Weg weiterzuentwickeln.

Bewusst und aktiv: Es macht Freude!

Ich mache es seit Jahrzehnten und werde belohnt. Natürliche Lebensmittel sind ein so variantenreicher Genuss! Wenn bei einem gelungenen Fest dann wenig Abfall übrig bleibt, ist das schön. Nachhaltige Kleidung ist angenehm, und gute Geräte habe ich gerne länger. Den Energieverbrauch behalte ich im Auge. Bewegung in der Natur belebt, zu Fuß, mit Rad, Kanu oder Segeln.

Viele Menschen können es sich vielleicht (noch) nicht vorstellen: Mehr Einklang mit der Natur tut einfach gut, man spürt es. Im Jahr 1974 hörte ich von Peter Weihs, einem Wegbereiter der österreichischen Ökologiebewegung: "Wenn man tiefer in die Natur schaut, entdeckt man immer neue Wunder." Ja, unendlich viele. (Rudolf Schwarz, 7.9.2023)