Eine Frau schabt sich mit einem Zungenschaber aus Kunststoff die Zunge ab.
Wer seine Zunge reinigen möchte, sollte den hinteren Teil nicht vergessen. Dort sitzen die meisten Bakterien.
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Zweimal täglich Zähne putzen, das ist mittlerweile im Grunde für alle selbstverständlich. Auch Zahnseide hat sich mittlerweile bei vielen gut etabliert. Aber wie sieht es mit der Zunge aus? Muss sie auch geputzt oder besser gesagt abgeschabt werden? In der Schweiz etwa ist das beinahe schon selbstverständlicher Teil der Mundhygiene, in Österreich wissen viele immer noch nicht, wofür so ein Zungenschaber eigentlich gut ist.

"Ein Muss ist die Zungenreinigung nicht. Aber wer unter Mundgeruch leidet, kann diesen mit der täglichen Zungenreinigung womöglich in den Griff bekommen", weiß Birgit Hofer, Zahnärztin bei iDent in Wien. Denn Mundgeruch entsteht zum größten Teil auf der Zunge. Auf ihr befinden sich nämlich Papillen. Die kleinen Erhebungen bilden winzige Taschen, in denen sich Bakterien besonders gut festsetzen können. "Zusammen mit abgestorbenen Hautzellen bilden sie den weißlichen Belag auf der Zunge. Dieser ist an sich harmlos", weiß die Zahnärztin. Aber: "Durch den Zerfall der Bakterien entstehen verschiedene Stoffwechselprodukte wie etwa Schwefelverbindungen. Das ist der Grund für den unangenehmen Geruch aus dem Mund."

Bakterien im Hinterhalt

Der Belag samt den übelriechenden Bakterien kann mit dem Zungenschaber dann einfach abgekratzt werden. Diese gibt es aus Metall oder auch aus Kunststoff. Manche verwenden auch einfach einen Löffel. Allerdings sollte man dabei vorsichtig sein, betont die Expertin: "Wichtig ist, dass der Schaber keine scharfen Kanten hat beziehungsweise die Enden abgerundet sind. Das gilt vor allem für Schaber aus Metall und für Löffel. Sonst könnte man die Zunge verletzen." Darum empfiehlt Hofer die Varianten aus Plastik: "Die haben keine scharfen Kanten und zwei verschiedene Seiten. Auf der einen befinden sich Noppen, die den Belag lösen, auf der anderen Seite sind Lamellen, mit denen man ihn dann gut abschaben kann."

Abgesehen davon, dass sie Mundgeruch verursachen, können zu viele Bakterien im Mund auch der Grund für entzündetes Zahnfleisch sein. Auch hier kann der Zungenschaber helfen. Wichtig ist, immer auch den hinteren Teil der Zunge abzuschaben. "Denn da sitzen die meisten Bakterien. Aber wer ganz hinten das Zäpfchen berührt, bekommt einen Würgereiz." Viele Zahnbüsten haben nämlich auf der Hinterseite des Bürstenkopfes mittlerweile auch Lamellen zur Zungenreinigung. Allerdings passiert es dann häufig, dass die Borsten das Zäpfchen berühren. Viele schaben deshalb nur bis zur Zungenmitte, der meiste Belag bleibt auf der Zunge zurück. "Darum empfehle ich immer flache Zungenschaber, nicht die Hinterseite der Zahnbürste oder einen Löffel", sagt Hofer.

Vorsicht bei Mundspülungen

Leider bedeuten weniger Bakterien im Mund nicht zwangsweise auch weniger Bakterien auf den Zähnen. Darum kann Zungenreinigung zwar bei Mundgeruch und auch bei Zahnfleischproblemen helfen, aber nicht gegen Karies. "Zur modernen Zahnreinigung gehört das Abschaben der Zunge mittlerweile dazu. Aber es ist auch kein Muss", sagt die Zahnärztin. "Wer sich damit wohler und frischer fühlt, kann die Zungenreinigung aber in die tägliche Zahnreinigung einbauen. Einmal täglich, am besten abends, reicht dann aus."

Neben dem Zungenschaber können auch antibakterielle Mundspülungen dafür sorgen, dass der Atem frischer wird. Die Expertin rät allerdings zur Vorsicht: "Viele Mundspülungen sind einfach zu scharf und schaden der Mundschleimhaut, vor allem wenn sie Alkohol enthalten. Wir wollen schließlich nicht alle Bakterien im Mund zerstören. Es gibt auch gute Bakterien, die wir brauchen." Sie rät dazu, vor der Verwendung immer mit der Zahnärztin oder dem Zahnarzt zu sprechen.

Wer sich dazu entscheidet, seine Zunge mit dem Zungenschaber zu reinigen, sollte das dann am besten vor dem Zähneputzen tun. Hofer empfiehlt: "Zunge reinigen und den Mund ausspülen, danach die Zähne putzen." Das wirbelt zuerst die Bakterien von der Zunge auf, durch das anschließende Zähneputzen werden sie verlässlich aus dem Mund gespült. "Das Ergebnis ist ein frischeres Mundgefühl als mit der Zahnbürste allein." (Jasmin Altrock, 25.7.2023)