Das Bild zeigt die Siegerehrung von Wimbledon. Carlos Alcaraz und Novak Djokovic stehen nebeneinander und halten ihre jeweiligen Trophäen.
Carlos Alcaraz (links im Bild) und Novak Djokovic nach dem Finalkrimi in Wimbledon.
IMAGO/Chryslene Caillaud / PanoramiC

Wimbledon – Der Triumph von Carlos Alcaraz beim Rasenklassiker in Wimbledon ist wohl ein weiterer Schritt in Richtung Wachablöse im Männertennis gewesen. Bei seinem US-Open-Sieg im Vorjahr hatte Alcaraz Novak Djokovic nicht als Gegner. Bei den French Open unterlag er ihm von Krämpfen geplagt im Halbfinale. Diesmal gewann der Spanier nach 4:42 Stunden 1:6, 7:6 (6), 6:1, 3:6, 6:4. Und das auf einem Belag, auf dem ihn Djokovic vor dem Turnier nicht als seinen Hauptgegner gesehen hatte, wie der Serbe nach dem Finale verriet.

Alcaraz überrascht sich selbst

Im Endeffekt war auch Alcaraz selbst von seinen Leistungen während des Turniers überrascht. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so schnell passiert", sagte der Iberer. Zuvor hatte er kaum Erfahrung auf Rasen gesammelt, im Vorfeld von Wimbledon hatte der 20-Jährige allerdings das ATP-Turnier in Queens gewonnen und damit aufhorchen lassen. Dennoch: "Vor diesem Match habe ich nicht gedacht, dass ich bereit bin, Novak in so einem Spiel über fünf Sätze zu schlagen. Das ist etwas Besonderes."

Die Final-Highlights
Wimbledon

Vor allem seinem Vater widmete der nun auch schon für die ATP-Finals qualifizierte Alcaraz seinen Triumph. "Ich bin dank meinem Vater zum Tennis gekommen", sagte der Weltranglistenerste nach dem zweiten Grand-Slam-Titel seiner Karriere. "Seinem Kind dabei zuzusehen, wie es Geschichte schreibt, die Trophäe in Wimbledon zu gewinnen, das ist etwas ganz Besonderes. Ihnen eine dicke Umarmung zu geben ist etwas, was ich nie vergessen werde. Ich hoffe, es gibt ein Foto davon", sagte Alcaraz.

Djokovic: "Er hat das Beste aus allen drei Welten"

Djokovic wiederum hat an der Niederlage zu kiefeln, er adelte aber auch seinen Bezwinger. "Die Leute sagen, dass sein Spiel aus bestimmten Elementen von Roger (Federer), Rafael (Nadal) und mir besteht. Ich stimme dem zu. Er hat das Beste aus allen drei Welten", sagte Djokovic am Sonntag nach seiner Fünfsatzniederlage. "Ich habe noch nie gegen einen Spieler wie ihn gespielt." Für Djokovic war es die erste Niederlage in Wimbledon nach zuvor 34 Siegen und vier Titelgewinnen in Serie.

Djokovic hätte mit einem erneuten Titelgewinn in Wimbledon zu Rekordsieger Roger Federer aufgeschlossen, der in London achtmal gewonnen hat. Zudem hätte er mit seinem 24. Erfolg bei einem der vier Grand-Slam-Turniere die Bestmarke der Australierin Margaret Court eingestellt. Die US-Amerikanerin Serena Williams ist in mehreren Finalanläufen daran gescheitert und trat so mit 23 Titeln ab. Es wird spannend, ob der "Djoker" die Grand-Slam-Hürde Alcaraz zumindest noch das eine Mal nehmen kann.

Novak Djokovic wischt sich bei der Siegerehrung Tränen aus dem Gesicht.
Ein emotionaler Djokovic bei der Siegerehrung.
AFP/GLYN KIRK

Spannung vor US Open

Djokovic hofft naturgemäß darauf: "Ich hoffe, wir können bei den US Open wieder gegeneinander spielen", sagte der Serbe mit Blick auf das letzte Grand-Slam-Turnier in diesem Jahr. "Ich glaube, für unseren Sport kann es nichts Besseres geben, als dass sich die Nummer eins und die Nummer zwei der Welt in epischen Fünf-Satz-Matches gegenüberstehen. Er (Alcaraz, Anm.) ist einer der besten Spieler der Welt. Er hat in diesem Alter schon eine extrem hohe Qualität."

Der siebenfache Major-Gewinner Mats Wilander hatte schon vor dem Finale gemeint, dass ein Alcaraz-Sieg im Finale eine erdbebenähnliche Auswirkung auf den Tennissport haben würde. "Es ist wirklich wichtig, dass Alcaraz Djokovic vor dessen Karriereende in einem Grand-Slam-Finale besiegt. Es ist wichtig, dass der Champion vom Thron gestürzt wird, so wie es Lleyton Hewitt mit Pete Sampras gemacht hat", hatte der Schwede vor dem Endspiel gesagt.

Die "Daily Mail" schrieb: "Dies fühlte sich an wie der Tag, an dem wir Djokovic alt werden sahen."

Alcaraz präsentiert die Siegestrophäe. Eine Unzahl an Menschen fotografiert ihn.
Gefragtes Fotomotiv.
AFP/SEBASTIEN BOZON

Alcaraz: "Jetzt ist es Zeit, zu genießen"

Wie es für Alcaraz nun weitergeht, ließ er am Sonntagabend offen. Eigentlich ist er für den Hopman Cup in Nizza gemeldet. Beim wieder ins Leben gerufenen Mixed-Wettbewerb soll er mit der 23-jährigen Rebeka Masarova für Spanien antreten. Das erste Spiel ist für Freitag gegen den Belgier David Goffin angesetzt. Allerdings ist schwer vorstellbar, dass Alcaraz wirklich in Nizza spielt. Damit beschäftigen wollte er sich in der Stunde des Triumphes nicht.

Mit seinem Triumph in Wimbledon hat Alcaraz seinen Vorsprung in der Weltrangliste auf 880 Punkte erhöht. Der Zweite Djokovic liegt seinerseits komfortable 2.275 Zähler vor dem Russen Daniil Medwedew. Sehr ungewöhnlich für ein nach einem Major veröffentlichtes Ranking gibt es in den Top 13 keine Rangverschiebung. Das ist auch bei den Top Sieben der Frauen der Fall. Die besten Österreicher sind jeweils 58.

Für den Steirer Sebastian Ofner ist es ein Karrierehoch, durch seinen Salzburg-Finalsieg verbesserte er sich um 14 Positionen. Dominic Thiem verlor drei Positionen und ist nun 94.

ÖTV-Beste bei den Frauen ist nach wie vor die Vorarlbergerin Julia Grabher, Tamira Paszek (393.) steht als ÖTV-Nummer erstmals seit 2017 in den Top 400. An der Spitze hat die Polin Iga Swiatek 470 Zähler Vorsprung auf die Weißrussin Aryna Sabalenka. (APA, red, 17.7.2023)

ATP-Weltrangliste

1. (1.) Carlos Alcaraz (Spanien) 9675 Punkte
2. (2.) Novak Djokovic (Serbien) 8795
3. (3.) Daniil Medwedew 6520
4. (4.) Casper Ruud (Norwegen) 5005
5. (5.) Stefanos Tsitsipas (Griechenland) 4850
6. (6.) Holger Rune (Dänemark) 4825
'7. (7.) Andrej Rublew 4525
8. (8.) Jannik Sinner (Italien) 3975
9. (9.) Taylor Fritz (USA) 3310
10. (10.) Frances Tiafoe (USA) 3130
58. (72.) Sebastian Ofner 855.
94. (91.) Dominic Thiem 631

Die WTA-Rangliste

1. (1.) Iga Swiatek (Polen) 9315 Punkte
2. (2.) Aryna Sabalenka (Belarus) 8845
3. (3.) Jelena Rybakina (Kasachstan) 5465
4. (4.) Jessica Pegula (USA) 5395
5. (5.) Caroline Garcia (Frankreich) 4865
6. (6.) Ons Jabeur (Tunesien) 4846
7. (7.) Coco Gauff (USA) 3390
8. (9.) Petra Kvitova (Tschechien) 3341
9. (8.) Maria Sakkari (Griechenland) 3310
10. (42.) Marketa Vondrousova (Tschechien) 3106
58. (58.) Julia Grabher 955
195. (193.) Sinja Kraus 359