Lavalampen-Installation von Lazar Lyutakov
Lavalampen in Reih und Glied: Der Künstler Lazar Lyutakov bringt Widersprüche zusammen.
Peter Mochi

Wien – Hand aufs Herz: Wann haben Sie zuletzt eine Lavalampe in Aktion gesehen? Dieses beeindruckende und doch geschmacklose Designerstück, das in den Seventies der letzte Schrei war und in den 90ern seine Renaissance feierte, ist nämlich zurück. Zumindest in der aktuellen Hauptausstellung der Wiener Secession. Dort füllen gleich über hundert solcher bunt-glühender Lämpchen den sonst steril gehaltenen Raum.

Dieser fast klinische Eindruck wird durch metallische Gestelle verstärkt, an denen die Lavalampen befestigt sind und die bewusst an Vorrichtungen eines Forschungslabors erinnern. Dicke Wachsbatzen schwimmen in transparenter Flüssigkeit, stoßen die Wände, teilen sich erneut und wabern in scheinbar endloser Unbekümmertheit durch ihr erhitztes Bad.

Es blubbert und brodelt in Blutrot, Limettengrün und Barbiepink – kaum sattsehen kann man sich an diesem hypnotischen Spektakel. Zur Draufgabe gibt es sogar zylinderförmige Aquarien, in denen Flüssigkeit voller Glitzerpartikel funkelt. Allen, die sich an die Faschingszauberstäbe erinnern können, geht beim Anblick das Herz auf.

Installation von Lazar Lyutakov
Kaum sattsehen kann man sich an dem hypnotischen Spektakel der verflüssigten Wachstropfen.
Peter Mochi

Verzauberte Massenware

Der in Bulgarien geborene und in Wien lebende Künstler Lazar Lyutakov verwendet für seine Objekte und Installationen gerne alltägliche Massenware oder einfache Industrieerzeugnisse, die er neu interpretiert und inszeniert. Das können weiße Sneakers sein oder gebastelte Lampen aus bunten Plastikschüsseln. Widersprüche gelten als Charakterzug seiner Werke: In seiner für Wien entwickelten Installation 1 Million Random Numbers bringt er verspieltes Design mit Forschungslaborflair zusammen.

Die ausgestellten Lavalampenmodelle bestehen aus einem zusammengetragenen Potpourri von Ebay-Funden, Sammlereinzelstücken und chinesischer Massenware. Geöffnete Flaschen, getrocknete Wachsreste oder gar nicht eingeschaltete Lampen zeigen, wie schnell der Zauber aber wieder verfliegen kann. (Katharina Rustler, 18.7.2023)