Auto, Zug oder doch Flugzeug? Steht das Urlaubsziel einmal fest, stellt sich als Nächstes die Frage, wie man am besten dorthin gelangt. Zwar ziehen viele die Bahn als klimafreundliche Alternative in Betracht, beim Blick auf die Ticketpreise folgt jedoch schnell die Ernüchterung. Neben dem Komfort und der kürzeren Reisedauer sind vor allem die Kosten ein ausschlaggebender Grund dafür, dass die Wahl häufig immer noch auf das Flugzeug fällt.

Wie weit die Preise zwischen Flieger und Bahn oft auseinanderliegen, zeigt eine aktuelle Greenpeace-Analyse von 112 Bahn- und Flugverbindungen in Europa. Konkret ist auf 79 der Strecken, welche zwischen April und Juli 2023 untersucht wurden, das Flugzeug die günstigere Option. Insgesamt ist der Flieger somit in 70 Prozent der Fälle günstiger als die Bahn, unabhängig vom Buchungszeitpunkt.

Flugtickets zu "Spottpreisen"

Je nach Reiseziel und Distanz liegen die Preise oft weit auseinander. Die Verbindung mit dem höchsten Preisunterschied ist laut Studie die Strecke zwischen London und Barcelona: Während ein Flug bei der Billigairline ab 12,99 Euro zu haben ist, kostet die Reise mit dem Zug 384 Euro – und somit das 30-Fache. "Die Analyse zeigt, in welchem erschreckenden Ausmaß Menschen durch einen unfairen Preiskampf zum klimaschädlichen Fliegen ermutigt werden", kommentiert Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace Österreich, das Ergebnis.

Flugzeug von Ryanair
Vor allem Billigfluggesellschaften wie Ryanair locken mit niedrigen Ticketpreisen. Zugreisen können hier nicht mithalten.
REUTERS/Christian Hartmann

Besonders teuer ist es, wenn es keine direkten Zugverbindungen gibt: Je mehr Bahngesellschaften und Fahrkarten für eine Zugreise benötigt werden, umso kostspieliger wird es. Gleichzeitig werden Flugreisen von Billiganbietern wie Ryanair oder Easyjet mitunter zu "Spottpreisen" angeboten, kritisiert Greenpeace. Das günstigste Ticket in der Untersuchung ist ein Flug von Bratislava nach Zagreb um 9,99 Euro.

Wien–London beliebteste Flugstrecke

Laut Greenpeace-Analyse sind das Vereinigte Königreich, Spanien, Frankreich und Belgien europaweit die Länder mit den teuersten Bahntickets. Aber auch in Österreich sind Flüge oftmals deutlich günstiger als Zugfahrten. In der Studie wurden ebenfalls zwölf Strecken von und nach Österreich untersucht. Das Ergebnis: Zugreisen kosten im Durchschnitt mehr als doppelt so viel wie Flüge.

Die teuerste Zugstrecke ist dabei jene zwischen Wien und London. Eine Bahnfahrt in die Hauptstadt Großbritanniens kann bis zu 370 Euro kosten und ist damit im Schnitt knapp fünfmal so kostspielig wie der Flug dorthin. Zudem ist auf dem Weg nach London mindestens ein Umstieg in Brüssel oder Amsterdam notwendig. Auch das ist mit ein Grund, warum die Verbindung Wien–London die meistgenutzte Flugstrecke von und nach Österreich ist.

Andere Flugstrecken locken ebenfalls mit günstigen Angeboten: So kosten Flüge nach Rom, Venedig oder Brüssel oft weniger als 20 Euro. Eine der günstigsten aller 112 untersuchten Reisen ist etwa ein Ryanair-Flug von Wien nach Warschau für 12,99 Euro. Damit ist selbst die vergleichsweise günstige Fahrt mit dem Nachtzug ab 19,90 Euro um mehr als die Hälfte teurer. Je nach Buchungszeitpunkt sind Zugreisen nach Italien oder Polen jedoch gelegentlich auch günstiger als der Flug. Zudem gibt es Verbindungen, die unabhängig vom Buchungszeitpunkt mit der Bahn günstiger sind. Dazu zählen die Strecken Wien–Berlin oder Wien–Zürich. Für diese Verbindungen gibt es allerdings auch keine Direktflüge von Billiganbietern.

Luftverkehr auf Höhenflug

Vor allem die "aggressiven Preisstrategien" der Billigfluglinien sind Greenpeace ein Dorn im Auge. "Billigfluggesellschaften nutzen Schlupflöcher und Tricks, um absurde Zehn-Euro-Flüge anzubieten. Dabei bleibt Klimaschutz auf der Strecke, während Steuerzuckerln den Billigflugtrend weiter befeuern", kritisiert Duregger. Das Problem sei, dass EU-Institutionen und nationale Regierungen den klimaschädlichen Luftverkehr subventionieren, während das Schienennetz vielerorts reduziert werde.

Greenpeace fordert daher, dass die Kerosinsteuerbefreiung gestrichen und die Flugticketabgaben erhöht werden. Um eine einheitliche Linie zur Besteuerung der Luftfahrtbranche wird in der EU seit Jahren gerungen. ÖVP und Grüne haben sich 2021 für eine Kerosinsteuer ausgesprochen. Gleichzeitig solle auch das Bahnfahren leistbarer werden. "Wir müssen endlich den gesetzlichen Rahmen dafür schaffen, dass klimafreundliche Mobilität die preisgünstigste Wahl ist", so Duregger. Im Schnitt seien Flugreisen nämlich fünfmal klimaschädlicher als vergleichbare Zugfahrten, rechnet Greenpeace vor. Trotzdem hat der Luftverkehr in Europa mittlerweile wieder Vor-Pandemie-Niveau erreicht. 2022 erreichten die Emissionen von Billigfluglinien wie Ryanair und Wizz Air sogar Rekordwerte. (Theresa Scharmer, 20.7.2023)