Künstliche Intelligenz (KI) beschäftigt dieser Tage Hollywood. Denn ein Verbund aus Drehbuchschreibern und Schauspielern ist in den Streik für bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung getreten. Gesucht wird dabei auch ein Regelwerk für den Umgang mit dem technischen Fortschritt. Die schreibende Zunft befürchtet, dass KI-Sprachmodelle beginnen könnten, Menschen zu verdrängen. Die Darstellerinnen und Darsteller hingegen sorgen sich wegen der Möglichkeit, künftig als gescanntes 3D-Modell in Filmen aufzutauchen, ohne zumindest dafür fair bezahlt worden zu sein.

Zumindest was Drehbücher anbelangt, macht sich Regisseur und Branchenveteran James Cameron allerdings weniger Sorgen. "Es geht nicht darum, wer etwas geschrieben hat", sagte er in einem Interview mit dem kanadischen Sender CTV. "Die Frage ist: Ist es eine gute Story?" Das will er aber nicht als Angriff auf menschliche Autorinnen und Autoren verstanden wissen. "Persönlich glaube ich einfach nicht, dass ein körperloser Geist, der einfach nur heraufwürgt, was andere einmal gesagt haben – über ihr Leben, über Liebe, über Lügen, über Angst, über Sterblichkeit –, und (…) in einen Wortsalat steckt (…), etwas bieten kann, das ein Publikum bewegt."

KI-Krieg ohne Deeskalationsmöglichkeit

Sorgen macht er sich allerdings um den Einsatz von KI zur Kriegsführung, ein Szenario, das immer mehr zur Realität wird. "Die Umwandlung von KI zu einer Waffe ist die größte Gefahr. Ich denke, dass wir zu einem Äquivalent eines nuklearen Wettrüstens mit KI gelangen. Wenn wir es nicht entwickeln, werden die anderen es sicherlich entwickeln."

Arnold Schwarzenegger als Terminator (generiert mit Midjourney)
Arnold Schwarzenegger als Terminator. Dieses Symbolbild wurde mit Midjourney generiert.
DER STANDARD/Pichler/Midjourney

In weiterer Folge könnte sich das in weitgehend automatisierte Kriegsführung auswachsen. "Man kann sich vorstellen, wie der Kampf dann nur noch von Computern ausgetragen wird, in einer Geschwindigkeit, bei der Menschen dann nicht mehr vermitteln können und man keine Möglichkeit zur Deeskalation mehr hat", meint der Filmemacher.

"Ich habe euch 1984 gewarnt, und ihr habt nicht zugehört", sagte er weiters. Gemeint ist mit dieser Anspielung freilich die "Terminator"-Reihe, die damals unter seiner Regie ihren Anfang nahm. Im ersten Teil reist ein von Arnold Schwarzenegger gemimter Killer-Roboter aus dem Jahr 2029 in das Jahr 1984, um die Kellnerin Sarah Connor zu töten. Denn ihr künftiger Sohn John Connor steht zum Zeitpunkt der Entsendung kurz davor, die Menschheit zum Sieg über die von "Skynet" gesteuerten Maschinenarmeen zu führen, die sich zu den Herrschern des Planeten aufschwingen wollen.

CTV NEWS EXCLUSIVE: A conversation with James Cameron
Das CTV-Interview mit Cameron.
CTV News

Technologie dem Menschen noch klar unterlegen

Individuell hält er KI allerdings noch nicht für eine Gefahr für den Menschen. Obwohl es die "mächtigste Form des Computings" sei, bräuchte es derzeit dennoch riesige, tonnenschwere und energiehungrige Rechner, um Sprachmodelle zu erschaffen, die "einigermaßen menschlich" klingen. Menschen könnten das und mehr mit gerade einmal "drei Pfund Hirnmasse" bewerkstelligen. Erst wenn Computer ähnlich mächtig und dabei mobil und flexibel sind, könne man darüber reden, wer dem anderen überlegen sei. (gpi, 19.7.2023)