Ein BMP-3 während einer Schießübung im Jahr 2021.
Der BMP-3 soll dank des Prometheus-Computers autonom agieren können.
EPA/SERGEI ILNITSKY

Der staatliche russische Rüstungskonzern Rostec hat laut eigenen Angaben eine Technologie entwickelt, die jedes Panzerfahrzeug in einen Roboter verwandeln soll. Das berichten staatliche russische Medien unter Berufung auf den Industriechef des Komplexes für konventionelle Waffen, Munition und Spezialchemie bei Rostec, Bekhan Ozdoev.

Unter dem Namen Prometey, also Prometheus, soll es dem Rüstungskonzern gelungen sein, ein "Computergerät" zu entwickeln, das beinahe jedes gepanzerte Kampffahrzeug in einen Roboter verwandeln soll, egal ob sich dabei um einen Truppentransporter, einen Schützenpanzer und einen Kampfpanzer handelt.

Umrüstung, aber kein Umbau

Über die technischen Details ist nur wenig bekannt, aber laut Rostec erfordert die Integration von Prometheus keinerlei Umbauten an bestehenden Designs von Panzern oder Modifikationen an den internen Systemen des Fahrzeuges. Alle Mannschaftsräume, also beispielsweise die Plätze von Kommandant, Richtschütze und Fahrer eines T-72, bleiben an ihrem Platz.

Ist der angebliche Supercomputer einmal installiert, kann das Fahrzeug von einer Basisstation aus ferngesteuert werden. Prometey sei in der Lage, gepanzerte Fahrzeuge in "reale Terminatoren" zu verwandeln, berichtet "Defence Express" unter Berufung auf die russische TASS.

Die Fernsteuerung ist aber nur der erste Schritt. Geht es nach Rostec, sollen die Prometheus-Panzer autonom zu Zielpunkten navigieren können und selbstständig die beste Route auswählen können, verspricht Ozdoev. Dabei sollen die autonomen Panzer Hindernissen ausweichen und Informationen mithilfe fortschrittlicher technischer Bildverarbeitung schnell verarbeiten können.

Große Ankündigungen schon 2021

Ganz neu ist die Ankündigung von Rostec allerdings nicht. Bereits im Vorjahr wurde ein "roboterisierter" Schützenpanzer vom Typ BMP-3 vorgestellt. Dieses Sinitsa genannte System sollte schon ähnliche Leistungen erbringen wie nun Prometheus, wurde aber nie eingesetzt. Es existiert lediglich ein Video eines BMP-3, das den angeblichen Erfolg von Sinitsa demonstrieren soll. Laut Rostec handelt es sich bei Prometheus um den Nachfolger des 2021 erstmals vorgestellten "Roboter-Kits".

Neben den fragwürdigen technischen Eigenschaften dürften die schweren Verluste an BMP-3 Schützenpanzern mit ein Grund sein, warum sie nicht autonom über die Schlachtfelder der Ukraine rollen. Laut den Beobachtern von Oryx haben die russischen Streitkräfte bislang mindestens 256 BMP-3 verloren. Die russische Industrie dürfte daher eher auf die Produktion des einfacher und billiger herstellbaren Vorgängers BMP-2 setzen.

Die Versuche Russlands, autonome Fahrzeuge herzustellen, sind bislang gescheitert. Der Einsatz der Ural-Drohne in Syrien war ein Fehlschlag, weil ständig die Kommunikation abgerissen war. Die Entwicklung des Markerroboters erwies sich ebenfalls als schwierig, und vom angeblich teilautonomen T-14 Kampfpanzer dürfte nur eine Handvoll für Propagandazwecke existieren. Jüngst hat der türkische Fahrzeughersteller Otokar mit dem Alpar ein angeblich autonomes KI-gestütztes Gefechtsfahrzeug vorgestellt.

Prometheus stand auch für eine künstliche Leber

Ob und wie Prometheus jemals wirklich eingesetzt werden kann, ist unklar. Russland versucht aktuell eine Flugabwehrrakete gleichen Namens zu verkaufen. Die S-500 Prometheus soll laut russischen Angaben in der Lage sein, die von der Ukraine eingesetzten Himars-Raketen aus US-Produktion abzufangen. Außerdem sind die S-500 auch als Antisatellitenwaffen konzipiert. Die Verfügbarkeit von S-500 dürfte aber begrenzt sein: Offiziell sollte die Serienproduktion bereits 2019 beginnen, tatsächlich wurden die ersten Raketen erst im April 2022 produziert. Russischen Quellen zufolge haben bereits mehrere Staaten ihr Interesse bekundet. Wie viele Raketen tatsächlich produziert werden, ist nicht öffentlich bekannt.

Prometheus war darüber hinaus der Name eines besonders ambitionierten Projekts des russischen Rüstungskonglomerats. Im Jahr 2013 tat sich das Unternehmen mit mehreren russischen Universitäten und einem Militärkrankenhaus zusammen. Das Ziel: eine künstliche Leber zu entwickeln. (Peter Zellinger, 19.7.2023)