Paju – Nur wenige Stunden nach der Flucht des US-Gefreiten Travis T. King nach Nordkorea, der an einer organisierten Tour zur stark befestigten Grenze teilnahm, besuchten am Mittwoch immer noch Touristengruppen von der südkoreanischen Seite aus das Gebiet. Die entmilitarisierte Zone, die die beiden Koreas trennt, die sich technisch gesehen immer noch im Krieg befinden, ist ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen, die einen Blick auf den isolierten autoritären Staat werfen wollen.

Besucherinnen und Besucher der entmilitarisierten Zone.
Besucherinnen und Besucher der entmilitarisierten Zone.
AFP/JUNG YEON-JE

King überquerte die Grenze am Dienstag unerlaubt, als er an einer Gruppenreise durch das "Friedensdorf" Panmunjom innerhalb der entmilitarisierten Zone teilnahm, so US-Beamte. "Ich war mir dessen bewusst, dass es eine Reise ist, die ihre eigenen Regeln hat, da ich wusste, dass Nordkorea nur einen Katzensprung entfernt ist", sagt Felicia, eine 28-jährige malaysische Touristin, die ihren vollen Namen nicht nennen wollte, am Mittwoch nach ihrer Rückkehr von einem Besuch in der entmilitarisierten Zone gegenüber Reuters. Die entmilitarisierte Zone wurde nach dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 errichtet, der mit einem Waffenstillstand und nicht mit einem Friedensvertrag endete. Trotz ihres Namens ist die Zone stark befestigt, mit Stacheldraht und Minenfeldern auf beiden Seiten eines vier Kilometer breiten Puffers.

Video: Nach Nordkorea geflohener US-Soldat war zuvor im Gefängnis
AFP

Um Nordkorea näher zu kommen, können Touristen Panmunjom besuchen, das offiziell als Gemeinsame Sicherheitszone (Joint Security Area, JSA) bekannt ist – eine Ansammlung von Gebäuden, in denen innerkoreanische Gespräche stattgefunden haben und in denen sich die Truppen beider Seiten fast Auge in Auge gegenüberstehen. Touristen müssen sich entweder bei der südkoreanischen Regierung oder bei Reiseveranstaltern, die vom US-geführten United Nations Command (UNC), das das Gebiet überwacht, zugelassen sind, Tage im Voraus anmelden, um die JSA zu besuchen, und müssen dabei strenge Regeln befolgen, bis hin zur Kleidung.

Von Paju aus können Touristen in das isolierte Land blicken.
Von Paju aus können Touristen in das isolierte Land blicken.
AP/Ahn Young-joon

"Abgenutzte oder verblasste Jeans, Sportkleidung, ärmellose Hemden, Miniröcke, Kniebundhosen, Sandalen und Hausschuhe" sind nicht erlaubt, steht auf der Website von Hanatour ITC, einer Reiseagentur, die einschlägige Touren anbietet. Einhergehend mit der Warnung, dass die Touren "jederzeit" abgesagt werden können, wenn eine unerwartete Situation eintritt. Die Zahl der Teilnehmer an den Touren ist begrenzt, und die Besucher müssen bei der Anmeldung eine Kopie ihres Reisepasses vorlegen.

Immer wieder Vorfälle

"Die entmilitarisierte Zone ist nach wie vor ein sehr gefährliches Gebiet aufgrund von Minen, nicht explodierten Sprengkörpern, schlechter Infrastruktur und den ansässigen Streitkräften beider Seiten", so die UNC auf ihrer Website. Es kommt immer wieder zu (tödlichen) Zwischenfällen. So töteten nordkoreanische Soldaten 1976 in der Zone zwei US-Soldaten, die einen Baum fällten, um sich eine freie Sicht zu sichern. Im Jahr 2017 wurde ein nordkoreanischer Soldat von seinen Kameraden mit Kugeln durchlöchert, als er in den Süden flüchtete. Er überlebte.

Die JSA-Touren wurden im Juli letzten Jahres wieder aufgenommen, nachdem sie wegen der Afrikanischen Schweinepest und der Pandemie unterbrochen worden waren. Die UNC hat nun die JSA-Touren bis auf weiteres ausgesetzt, wie bei Reuters zu lesen ist. Touristen können jedoch weiterhin andere Sehenswürdigkeiten in der entmilitarisierten Zone besuchen, darunter einen Beobachtungsposten in Paju und die "Freiheitsbrücke", wo Gefangene ausgetauscht wurden. Lee Sang-sub, ein 58-jähriger südkoreanischer Tourist, der das Gebiet am Mittwoch besuchte, war verwundert über die Nachricht, dass ein amerikanischer Soldat die Grenze zum Norden überschritten hatte. "Ich verstehe das nicht. Er muss es getan haben, ohne genau zu wissen, wie es in Nordkorea aussieht", sagte Lee gegenüber Reuters. (Reuters, 19.7.2023)